Diskussion - Schnaps, Ätherische Öle, Essig

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RE: Destille bläst beim brennen.
Von: Alois am 29.04.2005 15:41:25 | Region: Süden
@fee verte

Es paßt in der Tat nicht unbedingt in ein Diskussionsforum, Herr Dr. Schmickl möge den Ausritt verzeihen.

In den späten 50ern habe ich mich bei einem Praktikum in einer mittlerweile sehr renommierten deutschen Destillenschmiede mit einem Gesellen angefreundet, der mich im Herbst auf meinen ersten Auslandsurlaub nach Kreta mitnahm. Damals gabs noch kaum Touristen, keine Hotels, nur Eselskarren. In einem uralten Bauerhof in etwa 1000m Höhe haben wir „gewohnt“, unvorstellbar primitiv.

Nahe dem Hof wurde aus Feldsteinen und primitivem Mörtel die Destille gemauert: Fundament mit vielleicht 80cm Durchmesser, darauf ein 50-60 cm hoher Dom, oben 20cm offen. Die „Blase“ wurde innen mit tonähnlichem Mörtel verschmiert. Das dauerte etwa einen halben Tag. Nach 2 Tagen fuhren wir frühmorgens mit dem Eselskarren in einen entfernten Weinberg und holten einige Körbe rötlicher Trauben. Die kamen noch am selben Abend in die Blase (ungewaschen) und wurden mit einem Holz-stempen vorsichtig gestampft. Auf die Öffnung kam ein Tuch, mit einer Steinplatte beschwert.

Nach etwa einer Woche – genau weiß ich das nicht mehr – setzte der zahnlose alte Bauer ein Ofenrohr-Gebilde aus Kupfer auf die Öffnung und verschmierte den Rand mit Mörtel. Die „Tuba“ verlief in sanftem Schwung verjüngt nach unten und lag zunächst auf dem Boden. Unter der Spitze wurden die lockeren Steine entfernt und ein Topf hingestellt. Ebenso wurden die Steine unter der Blase so weit herausgeholt, daß man darunter ein ordentliches Holzfeuer entzünden konnte und das Ding trotzdem noch stabil stand. Nach einiger Zeit begann das Getröpfel, und schließlich rann das Destillat in meiner Erinnerung ziemlich stark. Das voluminöse und lange Blechgebilde bekam immer wieder mal ein nasses Tuch drüber, das war die Kühlung. Ich weiß noch, daß das Destillat recht warm war und gar nicht so toll geschmeckt hat. Erst einige Tage später haben wir uns einen ziemlichen Rausch angetrunken, da war der „Raki“, wie ihn die Einheimischen nannten, richtig gut. Die Destille wurde übrigens, nach Abkühlen der Schlempe und Abbau des Kühlers, mit ein paar kräftigen Schlägen mit einem mächtigen Hammer zerstört. Daneben war inzwischen schon die nächste Destille gemauert.

Leider hatte ich als armer Student damals noch keine Kamera....

Auch heute trinke ich noch gerne einen Raki auf Kreta. Die Bauerndestillen, wenn man das Glück hat eine zu finden, sind immer noch z.T. recht abenteuerlich und weit entfernt von unseren jetzigen Ansprüchen.

Alois
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