Diskussion - Schnaps, Ätherische Öle, Essig

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Beitrag:

RE: Was ist eigentlich das prinzip einer reflux destille?
Von: Hydroxyethan am 17.03.2014 19:43:11 | Region: Europa
Lieber Wo!

Hm, interessant, muss zugeben, dass ich diesen Aspekt bis Dato noch nicht näher betrachtet habe. Aber ein bisschen rumtheoretisieren macht genauso viel Spass wie rumprobieren, oder? :D

Wollen mal sehen:

Ad 1: Dass durch Erhitzen/Kochen Aromen entstehen/verändert werden, ist offensichtlich. Ein pürierter frischer Apfel schmeckt anders als ein gekochter pürierter. So weit, so gut. Schlempe und Destillat zusammenkippen und wieder Maische haben funktioniert also nicht. Jage ich diese Mischung aber wieder durch mein Maschinchen, erhalte ich doch wieder das selbe Produkt? (Engelsanteil außen vor). Das habe ich schon gemacht, das funktioniert ohne offensichtliche Einbußen. Ein Destillat enthält ja nur einen (niedrigsiedenden, volatilen) Anteil. Daher ist nicht jedes Obst als Destillat brauchbar. Wenn kein Unterdruck im Spiel ist, führt an einer Erhitzung kein Weg vorbei. Schonend, also langsam destillieren, verlängert nur die Zeit, in der die Temp. auf die Maische einwirkt, sollte nach Deiner Theorie also SCHLECHTER sein? HEISSER bei höherem Energieeintrag wird sie auf keinen Fall! Na ja, schon, im Verlauf des Prozesses, da sich die einzelnen Siedepunkte des Stoffgemisches (sehr komplex, nicht linear)"summieren", sich deren Verhältnis aber im Verlauf zu Gunsten der Hochsieder verschiebt. "Rüberkommen" wird immer was, ist klar, die jeweiligen Kurven sind asymptotisch. Durch Rektifikation werden sie aber steiler, dadurch besser voneinander getrennt, eine Fraktionierung wird einfacher. Übrigens der Grund, warum eine Methanolbelastung ab einem gewissen Punkt wirtschaftlich nicht mehr abtrennbar ist...

Ad 2: Geisten ist eine Form der Schleppdestillation, da gelten etwas andere Regeln. Wie bei der Öldestillation mit Wasserdampf. (Ein Zitronenöl hat einen höheren Sdp. als Wasser. Dürfte also eigentlich gar nicht funktionieren, hi, hi...) Aber auch hier: Die Dampftemperatur ist prinzipiell bei höheren Prozenten im Kessel NIEDRIGER, der Temp-"Schaden" sollte also auch niedriger sein? Dein beobachteter Effekt könnte allerdings an der unterschiedlichen Schleppwirkung von Ethanol und Wasserdampf liegen. Und somit natürlich (wie von Dir ja erwähnt) an der höheren Alk-Konz. im Dampf. Ein "Verkochen" durch längere Temperatureinwirkdauer wage ich jetzt einfach mal dreist als Haupteffekt auszuschließen ;) ! Vielleicht mag sich ja hier mal der Meister persönlich einmischen? (Suche gleich mal die Stelle im Buch...)

Ad 3: Bei Pot-Stills ist immer, auch am Anfang, Nachlauf enthalten, nur eben wenig. Stört nicht. Die Kurven sind FLACH, weiter auseinandergezogen. Überlappen sich mehr. Trennleistung schlecht. Bei zweiter Destillation konzentrieren sich diese am Ende wieder auf! MEHR (Massemässig) sollten sie eigentlich nicht werden? Eine Molekülveränderung der Aromen, die die Polarität oder die Kettenlänge erhöht? Aus Leichtsiedern plötzlich Schwersieder macht? Da müsste man echt tief in Aromatenchemie einsteigen... was viele Aromen ja sind... Ringbruch? Kondensation? Oxidation? Hilfe, Knoten im Hirn! Bayer und BASF, hilf! Mehr Nachlauf bei Verdünnung (in Pot-stills) erklärt sich wohl aus dem Siedediagramm, beachte die "Linse" zwischen Siedepunkt und Taupunkt. Gilt nach unten wie nach oben, wir haben ja kein Zeotrop, sondern wohl auch beim Nachlauf ein Azeotrop. Am anderen Ende der Kurve (Azeotroppunkt) kann ich ja auch nix mehr trennen. Oder schieße ich da gerade einen Bock? Auch hier glaube ich nicht, dass die Temperatur ausschlaggebend etwas "kaputt" macht.

Ad 4: Die Dampftemperatur ergibt sich aus den Konzentrationen der enthaltenen Stoffe. Höhere Temperatur = mehr Wasser, und natürlich AUCH mehr Nachlauf. Das Wasser ist geschmacksneutral, das haut nur die Proz. runter, der Nachlauf (auch wenn sehr viel weniger mengenmäßig) macht Probleme. Aromen haben (meist) einen höheren Sdp als Ethanol, daher kommen sie nach der EtOH- Fraktion und vor dem Nachlauf und in diesen hinein. Das ist der Grund, warum viele Pot-stillbetreiber oft so überrascht und begeistert von ihrer Nachlaufverwurstung sind ;) Um bei Deiner Zwiebelsuppe zu bleiben: Wenn Du sie richtig ordentlich vorher bis über 91° ausgekocht hast UND auch das Wasser zur Wahrung des Verhältnisses zufügst, dann ist das bei Rektifikation so. Eigentlich sogar ohne Wasser. Aber nicht bis 91°! Guten Neutralen habe ich bis so ca 79,2°C ( ca 94%). In Deinem Beispiel würde die DT dann recht sprunghaft (bzw. schneller, da Aromakomp. fehlt)auf über 91° steigen. Regele ich den Reflux hoch, versuche ich 79,2 zu halten, kommt irgendwann nix mehr! Das heißt aber nicht, dass ich nicht die DT weiter steigen lassen kann. Bei laufendem Reflux. Also die Aromafraktion aus dem Nachlauf rektifiziere. Macht das Sinn?

Fürchte, das war nicht unbedingt mein bester Beitrag? Bin etwas übermüdet/überfordert?

Also draufhauen ist durchaus erlaubt ;)

MFG Hydroxyethan
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