Diskussion - Schnaps, Ätherische Öle, Essig

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RE: Rotguss
Von: der wo am 04.01.2016 18:42:03 | Region: da wer
"...besagt das für Verschraubungen an Kleindestillen wenig bis gar nix. Die Bedingungen sind gänzlich anders." Aber sicher schlechter. Essigsäure (Vorlauf) + Blei ergibt lösliches! hochgiftiges Bleiacetat.
"Gesundheitsgefahren in Destillierprodukten gehen imho weitaus eher vom Alkohol als vom Bleigehalt aus Verschraubungen aus." Totschlagargument.
"... zumindest solange dafür kein triftiger Nachweis erbracht wird?" Leider ist halt auch das Gegenteil nicht bewiesen.
"Im übrigen gibt es niedrigprozentige Bleizusätze nicht nur zu Messing oder Bronze/Rotguss sondern auch bei Kupfer, wenn spanende Bearbeitung ansteht." Werden die Rohre und Fittinge spanend bearbeitet? Ich glaube nicht.
"Das Geschäft mit der Angst ist imho ganz miese Masche, schlicht unseriös und vorsätzlich oder fahrlässig irreführend ... Traut niemanden, der so vorgeht!" Meinst du, unser Forum ist von Lobbyisten der Installationsindustrie unterwandert?


Mit Rechnungen kann man leider hier nichts beweisen, da es zu viele Faktoren gibt. Aber ein gewisses Gefühl kann man vielleicht bekommen, ob eine rechnerisch plausible Bleibelastung überhaupt in einem physiologisch relevanten Bereich liegt. Deswegen ist es vielleicht gut, wenigstens mal den Versuch zu machen, irgendetwas zu berechnen. ZB ob die Bleibelastung durch Messing in einer Destille in einer ähnlichen Größenordnung liegt, zB wie durch Trinkwasser oder verglichen mit dem TDI (was man täglich zu sich nehmen darf), oder ob da mehrere Kommastellen dazwischenliegen.

Der Grenzwert für Blei in Messing ist 3%. Da das erlaubt ist und die Herstellung vereinfacht, wird die Realität sich auch kaum groß drunter abspielen.
Eine Messingverschraubung 22mm als Verbindung vom Geistrohr zum Liebig bietet dem Dampf ca 13.5cm² Messingfläche. Wieviel Blei ist in sagen wir mal 1/10mm Materialstärke? 13.5cm² x 0.01cm = 0.135cm³, das sind 1.2g, davon 3% sind 35mg Blei. Wenn wir also 1/10mm gelöst oder aus 1/10mm das Blei gelöst haben und das getrunken haben, haben wir 35mg Blei zu uns genommen.

Damit kann man ein bisschen rumrechnen:

1. Täglicher Grenzwert Blei (TDI): 3.6µg pro kg Körpergewicht.
Bei 70kg also 0.25mg täglich, 92mg jährlich.
Also falls wir mit so einer Destille in einem Jahr diese 1/10mm oder zumindest das Blei daraus abtragen und trinken, brauchen wir nur durch Selbstgebrannten 35 / 92 = 38% unseres "Bleiguthabens" auf.
Bzw, wenn wir jedes Jahr 10l Schnaps destillieren und darin 1/10mm landen, dann haben wir im täglichen 2cl-Absacker 2cl / 10l x 35mg / 0.25mg = 28% des TDI.

2. Trinkwasser-Grenzwert: 10µg/l.
Also müssten sich unsere 35mg auf 3500l Schnaps aufteilen, damit unser Schnaps der (freilich nicht zuständigen) Blei-Trinkwasserverordnung entspricht. Das klingt, als ob in unserem Schnaps im Vergleich zu Trinkwasser ziemlich viel Blei landet durch diese eine Verschraubung, da wir, wenn wir wieder die 10l Schnaps annehmen, das 350fache an Blei im liter Schnaps haben als für den liter Trinkwasser erlaubt. Allerdings trinken wir ja natürlich nur wenig Schnaps im Vergleich. In 2cl Schnaps wäre so viel Blei real wie in 7l Leitungswasser erlaubt.


Vielfach höhere cm² hat natürlich die weit verbreitete Möglichkeit einer Deckeldurchführung, unterm Deckel ein Reduziernippel IG/AG 1" 3/4", oberhalb eine Übergangsmuffe 1". Allerdings geht ja nur ein kleiner Teil des dort gelösten Bleis in das Destillat über, eine Berechnung wäre noch spekulativer und hinge auch wesentlich von den Faktoren Dampfgeschwindigkeit und Steigrohrlänge ab.

Ich sage nicht, daß dieser Wert 1/10mm irgendwie bewiesen ist. Wie gesagt, es geht nur darum, mal wenigstens irgendwas berechnet zu haben. Vielleicht ist es nur 1/100mm pro Jahr, dann wäre das Blei durch diese eine Messingverschraubung immer noch 3.8% des TDI, wahrscheinlich keine Gefahr für die Gesundheit, wohl aber nicht mehrere Kommastellen von einer entfernt und ein Argument gegen größere Messingteile.
Auch ist zB der Unterschied zwischen Blei und Bleiverbindungen nicht berücksichtigt, sowohl in der Giftigkeit als vor allem auch in der Löslichkeit. Auch nicht die Langzeitveränderungen, also daß, falls sich das Blei in irgendeiner Form leichter als der Rest löst, in der ersten Zeit mehr Blei ins Destillat kommt als danach.
Das alles kann man daher leicht zerpflücken.
Ich finde, daß die Zahlen durchaus ahnen lassen, daß uns keine Kommastellen von einer rechnerischen realen Belastung trennen. Leider gibt es auch in englischsprachigen Foren keine Laboranalyse darüber, obwohl die dort vieles untersucht haben lassen. Wohl da die dort nicht unser Problem haben, weil (fast) bleifreies Messing, Kupfergewindefittinge und günstigere Edelstahlkomponenten dort erhältlich sind.
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