Mahlzeit zusammen,
ich habe in letzter Zeit einige Versuche und Erkenntnisse zum Thema Blausäure EC etc. in Steinobstbränden gemacht.
Die Annahme ist ja, dass sich nach dem Einmaischen auch aus intakten Steinen Blausäure löst. Sind die Steine beschädigt wird dementsprechend mehr freigesetzt. Umso länger die Maische lagert, umso mehr gelangt hinein. Diese Blausäure lässt landet dann im Destillat und wandelt sich unter Lichteinfluss in Ethylcarbamat um. --> krebserregend.
Abhilfe schafft das Entkernen der Früchte vor dem Einmaischen oder Zusätze beim Brennen. (Cyanurex z.B.)
Bei der Theorie, blanke Kupferoberflächen, gehen die Meinungen schon sehr weit auseinander.
Nun habe ich vorige Saison ca. 300l Zwetschkenmaische gehabt. Dabei war es mir natürlich zu blöd bei diesen Mengen händisch zu entkernen. D.h. die Kernen kamen mit in die Maische. zerkleinert wurde mittels Quirl und Bohrmaschine. Kerne blieben ganz. Kein Zuckerzusatz. Nach 3 monatiger Lagerung wurde gebrannt.
Doppelt gebrannt in Kufperkessel. Sehr wenige Kerne mitgebrannt.
Feinbrand wurde einen Tag nach dem Raubrand gebrannt. (Kupferoberflächen davor gut gereinigt)
Beim Feinbrand Vorlauf abgetrennt und den Mittellauf vom Gefühl her eher früh beendet.
Feinbrand in Glasbalon für 3 Wochen gelagert. Anschließend auf Trinkstärke eingestellt.
Da ich noch haufenweise alten Zwetschkenschnaps im Keller stehen habe entschloss ich mich den Schliessmann Cyanid Schnelltester zu kaufen um die Brände zu testen.
Bei den alten Bränden (ca. 4-5 Jahre alt) weiß ich, dass die Kerne auf jeden Fall in der Maische waren, die Maische ca. 6 Monate gelagert wurde. Beim Brennen wurde nicht klassisch doppelt gebrannt sonder "dreiviertelbrennen" durchgeführt. Raubrand vom einen Kessel wird zur nächsten Maische hinzugeleert. Auf konsequente Vorlaufabtrennung wurde nicht geachtet. Runtergebrannt wurde bis ca. 35-40%. Somit ergab sich von selbst eine "Trinkstärke" von 42-48%. (alles in allem worst case Szenario :D)
Die Ergebnisse mit dem Schliessmann Test waren dabei allesamt verheerend. Färbung immer mind. bei 10mg/l "CYANID"! Einer ist dabei wo die 30mg/l gesprengt wurde. Grenzwert liegt bei 1mg/l. Ich war mal geschockt/bestätigt. Hatte zugleich aber sofort auch die Bedenken wie es wohl um den gerade erst gebrannten steht.
Nach einstellen auf Trinkstärke vom frisch gebrannten natürlich auch der gleiche Test.
Ergebnis: Teststreifen wies absolut keine Färbung auf. Das heisst KEIN Cyanid im Destillat!!??
Mir ist klar, dass sich mit den Teststreifen ausschließlich das freie Cyanid messen lässt welches sich unter Lichteinfluss in EC umwandelt. Der Feinbrand wurde aber nach der Destillation sofort in einen dunklen Glasbalon mit Ummantelung geleert und dann im Keller gelagert. Somit war der direkte Lichteinfluss ausgeschlossen.
Andererseits ist es für mich so verwundernd dass bei den älteren Bränden nach 4-5 Jahren noch immer so hohe Konzentration gemessen werden können. (Ist der Umwandlungsvorgang von Blausäure in EC mal im Gange läuft dieser auch im dunkeln weiter ab)
Mich würde interessieren wie ihr zu diesen Erkenntnissen steht, bzw. wie ihr diese interpretiert.
Bin ich wo auf dem Holzweg oder übersehe ich was?
Gibt es trotzdem noch eine Zwischenstation zwischen Himmel und Erde?
Nach den ganzen Annahmen hier müsste ich in meinem frischen Destillat ja auch Blausäure haben, die sich dann mit der Zeit in EC umwandelt. Scheint aber nicht so!?!
Freue mich auf eine sachliche Diskussion.
Lg
Stephan