Aufnahmeantrag und (erster) Erfahrungsbericht Mispelbrand
Servus, liebe Brenngemeinde!
Nach 1 Jahr Brennerfahrung, in dem ich sehr viel experimentiert habe und auch schon einige trinkbare Brände hergestellt habe (wie einige Obstler, Kornbrände, auch Whiskeyversuche und auch Geiste) und dabei immer sehr viele wertvolle
Tipps aus diesem Forum bekommen habe, habe ich mich dazu entschlossen, auch etwas für diese geniale Homepage zu tun (einen riesengroßen Dank an Hrn. Schmickl, der uns dadurch überhaupt eine Kommunikation ermöglicht!:) ).
Und ohne sein Buch wäre ich wohl nie so weit gekommen und die Idee, dass ich das Hobby
meines Opas weiterführen könnte, wäre wohl im Sand versiegt.
Ich brenne mit einer Schmickl Destille mit zwei unterschiedlichen Kesselgrößen, der kleinere für den Feinbrand und für Geiste und Angesetzte. Übrigens habe ich auch noch eine große Destille mit 30l Kessel, die jedoch eigentlich nur für Kornbrände verwendet wird, da sie ein 50 cm langes Steigrohr zur Rektifikation hat und ich mir die Arbeit mit der kleinen Destille nicht antun möchte, wenn ich sowieso geschmacklosen Alkohol herstelle.
Bei der Maische verwende ich nur die besten Früchte als Basis, ich verzichte auch auf möglichst viele chemische Zusätze, ein paar Dinge jedoch kommen immer dazu: Reinzuchthefe, Hefenährsalz, Verflüssiger und natürlich wird die
Maische auch angesäuert. Vergoren wird in Speidel-Maischefässern (sind zwar in der Anschaffung etwas teuer, aber es lohnt sich!) mit Gärspund versehen. (Übrigens: Ich verwende keinen Zucker, um die Ausbeute zu steigern, vergoren wird nur der Fruchtzucker!).
Noch kurz meine Meinung zur rechtlichen Lage: Ich bin ebenfalls davon überzeugt, dass das Branntweinmonopol aus Kaisers Zeiten derart veraltet ist, dass wir Hobbybrenner nicht einmal den Hauch einer Chance haben, unser Hobby gesetzeskonform auszuüben, und dass viele Hobbybrenner gerne den Status des "Kriminellen"
aufgeben würden, wenn uns der Staat ein wenig entgegenkommen würde (z.B.: mit einer Legalisierung aller Brennkessel bis 20l, oder so ähnlich).
So, das war erstmal eine kleine Vorstellung von mir, und jetzt kommt mein Aufnahmeantrag in dieses Forum ;): Als kleines "Zuckerl" schreibe ich noch einen Bericht über meinen ersten Mipelbrand:
Nachdem ich Anfang Dezember knapp 20kg Mispel von meinem Opa geschenkt bekommen hatte (waren noch hart, weil es noch nicht oft genug gefroren hat), wurden die Früchte erstmal draußen liegen gelassen. Nach einigen Nächten im Frost waren schon einige Mispeln weich (schokoladebraunes Fruchtfleisch), also wurden die ersten Kilogramm eingemaischt (mit Reinzuchthefe, Hefenährsalz,
Verflüssiger, Milchsäure und ein wenig Wasser einfach mit der Hand zerquetscht).
Die Rose (holziger Teil->Methanol) wurde bei JEDER Frucht händisch entfernt (mein Opa meinte allerdings das mit der Rose hätte ich lassen können, Methanol wird sowieso beim Brennen abgetrennt ;) ).
Nach und nach kamen immer wieder einige Mispeln ins Fass dazu, pH-Wert wurde wieder korrigiert. Eine Zuckermessung mit der Oechslewaage war leider aufgrund der Dickflüssigkeit der Maische nicht möglich. Das Fass wurde immer wieder
gut durchgeschüttelt, bis sich Mitte Jänner eine dünne weinartige Schicht oben bildete und der Fruchtkuchen absank.
Der Raubrand erfolgte in 3 Vorgängen, jedoch erhielt ich
nur eine sehr geringe Ausbeute: Gerade einmal 2,5l mit 24%. Angebrannt ist mir trotz der Dickflüssigkeit der Maische nichts, weil ich zusätzlich zum Anbrennschutz noch ein weißes Leinentuch über den Edelstahleinsatz spannte,
und dadurch alle festen Bestandteile darüber blieben.
Gestern machte ich dann den Feinbrand mit dem kleineren Kessel: Beim Raubrand heizte ich mit einer Gasherdplatte direkt von der 11kg-Flasche aus, für dein Feinbrand musste ich dennoch mit Gaskartuschen arbeiten, da die Herdplatte viel zu viel Leistung hat.
Da ich Angst hatte, dass ich das zarte Aroma der Mispeln verbrenne, habe ich GANZ langsam aufgeheizt, ca. 1,5h und auch ganz langsam gebrannt.
Der Vorlauf war schnell mit Geruchssinn abgetrennt, die erste Messung beim Edelbrand bei 80ml ergab stolze 82%. Nach 2h erhielt
ich gerade einmal 0,6l Destillat mit 67%, dann trennte ich ab, weil ich den Nachlauf schon immer deutlicher roch.
Ich vermute, dass die Maische nur ca. 3% hatte, warum verstehe ich allerdings
noch nicht. Laut Literatur bewegt sich der Alkoholgehalt von Mispeln im Bereich
von 4-6%, d.h.: ich hätte um einiges mehr Ausbeute haben sollen.
Aber egal, der Brand riecht extrem gut und schmeckt auch exzellent, jetzt
lasse ich ihn erstmal lagern, dann wird er verdünnt.
Nun warte ich geduldig, ob mein Antrag bewilligt wird und bitte um
Kritik oder Anmerkungen zu meinem Mispelbrand.
Ein Tipp noch an alle Anfänger:
Ich habe am Anfang nur ein paar Notizen über Maische und Brennvorgang gemacht, bin aber dann zu einem "Brenntagebuch" gekommen, in dem ALLES notiert wird, von der Maische weg (Datum, Frucht, Menge, Fruchtzucker, alle Zusätze,...) bis zur Destillation hin (Aufheizzeit, Start Destillatfluss, Raubrandmenge und -prozent, dasselbe beim Feinbrand) und auch bei der
Lagerung führe ich Buch.
Ich empfehle daher jedem Neuzugang, genaue Mitschrift zu führen, es hilft bei der Fehlersuche und es ist auch wirklich nützlich,
wenn man nach ein paar Jahren die gleiche Maische noch einmal machen möchte, sich aber nicht den genauen Vorgang bei der vorherigen Maische erinnern kann!
Einen habe ich noch: Legt euch eine sogenannte "Schnapsothek" (Tipp aus dem Forum)
zu: Man kaufe sich einfach Flaschen mit 0,1l Inhalt und fülle von jedem fertigen Destillat eine Flasche voll ab. Das ist dann die perfekte Ergänzung zu einer exakten Buchführung.
Es grüßt, der Druide aus dem verschneiten Norden.
"Mit der Natur, nicht gegen sie!"
Nach 1 Jahr Brennerfahrung, in dem ich sehr viel experimentiert habe und auch schon einige trinkbare Brände hergestellt habe (wie einige Obstler, Kornbrände, auch Whiskeyversuche und auch Geiste) und dabei immer sehr viele wertvolle
Tipps aus diesem Forum bekommen habe, habe ich mich dazu entschlossen, auch etwas für diese geniale Homepage zu tun (einen riesengroßen Dank an Hrn. Schmickl, der uns dadurch überhaupt eine Kommunikation ermöglicht!:) ).
Und ohne sein Buch wäre ich wohl nie so weit gekommen und die Idee, dass ich das Hobby
meines Opas weiterführen könnte, wäre wohl im Sand versiegt.
Ich brenne mit einer Schmickl Destille mit zwei unterschiedlichen Kesselgrößen, der kleinere für den Feinbrand und für Geiste und Angesetzte. Übrigens habe ich auch noch eine große Destille mit 30l Kessel, die jedoch eigentlich nur für Kornbrände verwendet wird, da sie ein 50 cm langes Steigrohr zur Rektifikation hat und ich mir die Arbeit mit der kleinen Destille nicht antun möchte, wenn ich sowieso geschmacklosen Alkohol herstelle.
Bei der Maische verwende ich nur die besten Früchte als Basis, ich verzichte auch auf möglichst viele chemische Zusätze, ein paar Dinge jedoch kommen immer dazu: Reinzuchthefe, Hefenährsalz, Verflüssiger und natürlich wird die
Maische auch angesäuert. Vergoren wird in Speidel-Maischefässern (sind zwar in der Anschaffung etwas teuer, aber es lohnt sich!) mit Gärspund versehen. (Übrigens: Ich verwende keinen Zucker, um die Ausbeute zu steigern, vergoren wird nur der Fruchtzucker!).
Noch kurz meine Meinung zur rechtlichen Lage: Ich bin ebenfalls davon überzeugt, dass das Branntweinmonopol aus Kaisers Zeiten derart veraltet ist, dass wir Hobbybrenner nicht einmal den Hauch einer Chance haben, unser Hobby gesetzeskonform auszuüben, und dass viele Hobbybrenner gerne den Status des "Kriminellen"
aufgeben würden, wenn uns der Staat ein wenig entgegenkommen würde (z.B.: mit einer Legalisierung aller Brennkessel bis 20l, oder so ähnlich).
So, das war erstmal eine kleine Vorstellung von mir, und jetzt kommt mein Aufnahmeantrag in dieses Forum ;): Als kleines "Zuckerl" schreibe ich noch einen Bericht über meinen ersten Mipelbrand:
Nachdem ich Anfang Dezember knapp 20kg Mispel von meinem Opa geschenkt bekommen hatte (waren noch hart, weil es noch nicht oft genug gefroren hat), wurden die Früchte erstmal draußen liegen gelassen. Nach einigen Nächten im Frost waren schon einige Mispeln weich (schokoladebraunes Fruchtfleisch), also wurden die ersten Kilogramm eingemaischt (mit Reinzuchthefe, Hefenährsalz,
Verflüssiger, Milchsäure und ein wenig Wasser einfach mit der Hand zerquetscht).
Die Rose (holziger Teil->Methanol) wurde bei JEDER Frucht händisch entfernt (mein Opa meinte allerdings das mit der Rose hätte ich lassen können, Methanol wird sowieso beim Brennen abgetrennt ;) ).
Nach und nach kamen immer wieder einige Mispeln ins Fass dazu, pH-Wert wurde wieder korrigiert. Eine Zuckermessung mit der Oechslewaage war leider aufgrund der Dickflüssigkeit der Maische nicht möglich. Das Fass wurde immer wieder
gut durchgeschüttelt, bis sich Mitte Jänner eine dünne weinartige Schicht oben bildete und der Fruchtkuchen absank.
Der Raubrand erfolgte in 3 Vorgängen, jedoch erhielt ich
nur eine sehr geringe Ausbeute: Gerade einmal 2,5l mit 24%. Angebrannt ist mir trotz der Dickflüssigkeit der Maische nichts, weil ich zusätzlich zum Anbrennschutz noch ein weißes Leinentuch über den Edelstahleinsatz spannte,
und dadurch alle festen Bestandteile darüber blieben.
Gestern machte ich dann den Feinbrand mit dem kleineren Kessel: Beim Raubrand heizte ich mit einer Gasherdplatte direkt von der 11kg-Flasche aus, für dein Feinbrand musste ich dennoch mit Gaskartuschen arbeiten, da die Herdplatte viel zu viel Leistung hat.
Da ich Angst hatte, dass ich das zarte Aroma der Mispeln verbrenne, habe ich GANZ langsam aufgeheizt, ca. 1,5h und auch ganz langsam gebrannt.
Der Vorlauf war schnell mit Geruchssinn abgetrennt, die erste Messung beim Edelbrand bei 80ml ergab stolze 82%. Nach 2h erhielt
ich gerade einmal 0,6l Destillat mit 67%, dann trennte ich ab, weil ich den Nachlauf schon immer deutlicher roch.
Ich vermute, dass die Maische nur ca. 3% hatte, warum verstehe ich allerdings
noch nicht. Laut Literatur bewegt sich der Alkoholgehalt von Mispeln im Bereich
von 4-6%, d.h.: ich hätte um einiges mehr Ausbeute haben sollen.
Aber egal, der Brand riecht extrem gut und schmeckt auch exzellent, jetzt
lasse ich ihn erstmal lagern, dann wird er verdünnt.
Nun warte ich geduldig, ob mein Antrag bewilligt wird und bitte um
Kritik oder Anmerkungen zu meinem Mispelbrand.
Ein Tipp noch an alle Anfänger:
Ich habe am Anfang nur ein paar Notizen über Maische und Brennvorgang gemacht, bin aber dann zu einem "Brenntagebuch" gekommen, in dem ALLES notiert wird, von der Maische weg (Datum, Frucht, Menge, Fruchtzucker, alle Zusätze,...) bis zur Destillation hin (Aufheizzeit, Start Destillatfluss, Raubrandmenge und -prozent, dasselbe beim Feinbrand) und auch bei der
Lagerung führe ich Buch.
Ich empfehle daher jedem Neuzugang, genaue Mitschrift zu führen, es hilft bei der Fehlersuche und es ist auch wirklich nützlich,
wenn man nach ein paar Jahren die gleiche Maische noch einmal machen möchte, sich aber nicht den genauen Vorgang bei der vorherigen Maische erinnern kann!
Einen habe ich noch: Legt euch eine sogenannte "Schnapsothek" (Tipp aus dem Forum)
zu: Man kaufe sich einfach Flaschen mit 0,1l Inhalt und fülle von jedem fertigen Destillat eine Flasche voll ab. Das ist dann die perfekte Ergänzung zu einer exakten Buchführung.
Es grüßt, der Druide aus dem verschneiten Norden.
"Mit der Natur, nicht gegen sie!"