Diskussion - Schnaps, Ätherische Öle, Essig

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Ein halbes Jahr Brennerfahrung - was alles geschah....

Blue Lion am 30.12.2011 13:40:50 | Region: Europa
Griasdeich,
nachdem ich jetzt ca. ein halbes Jahr mich auch diesem schönen Hobby widme und einige Erfahrungen gesammelt habe gibt es jetzt einen größeren Bericht zu allem was bis jetzt passiert ist. Ich hatte eigentlich vor öfters zu schreiben aber naja, jetzt halt ein bißchen länger.
Über meine Brennanfänge habe ich ja hier berichtet:
http://www.schnapsbrennen.at/diskussion/20110604230504-01.html#20110604230504-01
Auf diese beiden Projekte möchte ich als erstes eingehen. Anschließend kommen noch folgende Themen:

weitere Arten von der Himbeergeist Herstellung getestet
Schlehengeist gebrannt
erste hochgradige Maischen gebrannt (Kirsche, Apfel)
Haselnussgeist angesetzt
Allgemein zum Thema Alkohol reinigen
Erfahrungen mit der Destille

Also dann zum Himbeergeist. In dem anderen Thread könnt ihr ja nachlesen wie ich ihn gemacht habe. Auf alle Fälle steht er jetzt bereits seit einem halben Jahr bei mir im Schrank und das ist ein wirklich edles Tröpfchen geworden. Allerdings hat er schon ein paar Monate gebraucht bis er sein volles Aroma entwickelt hat. Diese Methode kann ich jedem empfehlen, auch wenn sie aufwendiger ist als wie direkt über einen Aromakorb zu destillieren.

Dann zum Whisky. Er hatte ja von Anfang – bis auf den sprittigen Geschmack – sehr gut geschmeckt und einen Teil davon habe ich dann mit der Gefrierschrank – Fensterbank Methode künstlich altern lassen. Brauchte nämlich unbedingt ne Flasche da ich ein Wochenende in ner Westernstadt verbracht habe...... Diese Methode hat meiner Meinung nach auch gut funktioniert und er war nach einem Monat schon sehr gut trinkbar. Der Rest des feinen Tröpfchens lagert jetzt neben dem Himbeergeist :-)

Jetzt geht’s los mit den Neuigkeiten. Also als erstes, ich habe zwei weitere Versuche Himbeergeist herzustellen unternommen. Methode 1 ist die Schmickel Methode mit Wein in der Brennblase. Hier muß ich sagen, das ist für meinen Gaumen gar nix. Hier stört mich der Weingeschmack zu sehr, mit diesem kann ich bei einem leckeren Himbeergeist nichts anfangen. Also: durchgefallen....
Methode 2 ist die Schmickel Methode mit Zuckermaische in der Brennblase. Hat mich anfangs auch nicht umgehauen aber er entwickelt sich! Ich glaube daß hier auch noch ein feines Tröpfchen heran reift. Ob er wirklich an den ersten Versuch mit Angesetztem heran kommt glaube ich nicht aber mal sehen. Eines muß ich hier auch gleich noch anmerken. Ich habe die Zuckermaische nie wie empfohlen 4 Monate ruhen lassen und bin mir sicher daß dies nochmals einen Qualitätsschub bringt. Jetzt habe ich wieder eine Zuckermaische angesetzt und diese wird auch solange Zeit haben sich zu entwickeln.

Jetzt zu den Schlehen. Dieses Jahr hat es bei uns sehr viele Schlehen gegeben und dann habe ich mir – relativ früh – 3,6 kg Schlehen gepflückt. Relativ früh deswegen weil an diesem Strauch/Baum die Schlehen schon eingeschrumpelt sind. Gibt es hier vielleicht frühe Sorten? Keine Ahnung... Diese wurden dann mit 50%igem Alkohl angesetzt. Wie empfohlen ca. 1/3 vom Glas Schlehen und dann mit Alk aufgefüllt. Es war gereinigter Nachlauf (dazu später mehr), Zuckermaische Alkohol und gekaufter Wodka. Es hat alles eine sehr intensive Farbe angenommen und nach 8 Wochen ist es in die Brennblase gewandert. Anfangs war der Brand noch nicht reif aber nach einer Verkostung unter Spezln – es sind seitdem lediglich 4 Wochen vergangen!!!! wurde er bereits als besser eingestuft als wie der Schlehengeist von unserem örtlichen Spirituosen Händler! Der ist so eine Art „lokaler „Vom Fass“ Händler“. Also nix mit Billigschnaps :-) Beim nächsten Mal muß ich mehr auf den Nachlauf aufpassen. Ich glaube nämlich daß ich zu früh abgetrennt habe. Meiner Meinung nach hatte ich nämlich sehr viel Geschmack im Nachlauf drinnen, anscheinend gehen viele Artomastoffe erst relativ spät ins Destillat über. Da dürfte es nicht schaden ein bißchen länger zu brennen – und trotzdem natürlich den richtigen Nachlaufgeschmack im Destillat vermeiden.
Nachdem ich bemerkt habe daß es immer noch Schlehen gibt bin ich am überlegen ob ich eine weitere Schlehenvariante ausprobieren sollte. In diesem Fall würde ich die Schlehen vergähren und anschließend dann wie beim Angesetzten mit Sprit weiter aufspritten.....wenn ich die Zeit finde probiere ich es. Ich erhoffe mir davon daß noch mehr Geschmack von den Schlehen in den Alk übergeht.
Fazit Schlehe: Wenn man es machen kann unbedingt machen, ist echt super.

Dann zu den ersten gebrannten Maischen. Wir hatten Kirschmaische vergährt und das war die erste Maische. Eingemaischt hatte ein Spezl und er meinte das ist bei Kirschen ne Schweinsarbeit bis die gepflückt sind. Sind schon klein die Dinger. Eingemaischt mit Schmickels Turbohefe und Zucker aber leider sind wir nicht über 18% hinaus gekommen. Heraus gekommen war ein genialer Kirschwein der dann nach fast sechs Monaten in die Blase gewandert ist. Das Destillat davon hatte schon am Brenntag einen intensiven Kirschgeschmack und ich bin gespannt wie sich dieses nach ein paar Monaten Lagerzeit entwickeln wird. Bin guter Dinge daß das Ding der Oberhammer wird.
Die nächste bereits gebrannte Maische ist Apfel, mir fällt leider der Name gerade nicht ein. Ist ein total süßer. Der erste Geschmackstest nach dem Brennen hat nicht viel ausgesagt, sehr sprittig, geht aber in die Richtung wie man sie von diversen Obstlern kennt. Auch hier hatte die Maische ca. 18%. Wir waren aber ein bißchen enttäuscht da wir aus 17 Litern Maische lediglich 2,75 Liter Destillat mit 62% herausgekommen sind. Ist ja schließlich ein bißchen wenig. Mal schauen wie das bei den nächsten Maischen ist. Ach ja, die Apfelmaische ist uns angebrannt. Hoffe daß das dem Destillat nichts macht. Dazu steht unten dann noch ein bißchen was. Auf diesen Brand bin ich auch gespannt da ich bis jetzt eigentlich noch nie einen besonders leckeren Apfelbrand probiert habe.
Nächste Woche wird Birne und Zwetschge gebrannt :-) Von dem was in den 3 Maischekübeln Birne, Zwetschge und Apfel noch übrig ist geht nochmal genau eine Ladung Obstler raus. Das wird dann auch noch fällig werden. All diese Maischen wurden mit der Turbohefe vom Doc angesetzt. Später haben wir dann noch mal Zwetschge mit einer „Brennerei-Turbohefe“. Allerdings glaube ich daß da kein Unterschied ist. Die Maischen schmecken gleich und der Alkohol Gehalt ist ebenfalls identisch. Beim Alkohol sind wir komischerweise immer bei 18% stehen geblieben.....

Dann zum nächsten Thema, Haselnussgeist. Da bei uns in der Gegen auch Haselnüsse angebaut werden liegt natürlich nichts näher als ein paar Kilo davon zu schnorren und dies auch auszuprobieren. Ich hatte noch Neutralalkohol (teilweise gereinigte Nachläufe, teilweise Zuckermaische) und schon konnte es losgehen. An diesem Punkt muß ich sagen daß ich dem Doc sein Buch mal nicht so genau gelesen habe....er schreibt Haselnüsse ganz rösten und dann zerkleinern und ansetzen. Ich habe das überlesen, habe zerkleinert und dann angeröstet. Im üblichen Mengenverhältnis 1/3 vom Glas Haselnüsse und dann aufgegossen. Hatte sogar zu wenig Alk und darum habe ich wieder Wodka zugekauft...... War übrigens eine coole Aktion so 6 bis 7 kg Haselnüsse zu knacken. Zu fünft waren wir an meinem Küchentisch gesessen, zwei mit Nussknackern, zwei mit Hämmern und der fünfte hat nur Schale und Nuss auseinander sortiert.
Ok, zurück zum Angesetzten. Anfangs sind die Röstaromen sehr dominant gewesen und jetzt haben sich die Haselnüsse inzwischen stark durchgesetzt. Wird immer leckerer und in so nem Monat wird der dann auch destilliert und da kommen dann nochmals frische Haselnüsse in den Aromakorb. Bin guter Dinge daß das auch ein voller Erfolg wird.

Dann zum Thema Alkohol geschmacksneutral machen damit man schön ansetzen kann. Die ersten Versuche habe ich mit Aktivkohle zum einrühren gemacht. Riechtest auch bestanden und dann verkostet. Hier sind dann die verschiedensten Geschmacksstoffe aufeinander getroffen. Diese konnte die Aktivkohle nicht eleminieren, vor allem die Schlehe war zu dominant. Also was blieb mir anderes übrig, ich hatte mir mal ein Set zur Aktivkohle Filterung bestellt wollte es nur nicht verwenden da ich mal gelesen hatte dass das so aufwendig ist. Aber hilft ja nix, einfach ausprobiert und was soll ich sagen, das Destillat ist absolut geschmacksneutral und perfekt zum ansetzen geeignet. Arbeitsaufwand war jetzt auch nicht so hoch also wird es ab jetzt nur noch so gemacht. Lohnt sich und kann ich nur weiter empfehlen.

Jetzt zur Destille. Unsere Destille ist ja ein alter Einkochtopf mit einem Liebigkühler. Funktioniert tadellos – aber, beim destillieren des Apfels ist und einiges am Boden angebrannt. Als Anbrennschutz verwenden wir einen Dämpfereinsatz und Zewa. Der Dämpfereinsatz ist allerdings ein bißchen zu klein und darum ist doch alles auf dem Zewa gewesen und dadurch angebrannt. Beim reinigen des Topfes hat sich dann etwas von der Emailbeschichtung gelöst und ich glaube daß er das alles nicht mehr lange mitmacht.Darum planen wir jetzt die nächste Destille. Es soll ein großer Edelstahltopf werden, der Kühler bleibt der selbe. Beim Deckel sind wir uns noch nicht sicher, entweder ein normaler Deckel drauf oder wir basteln uns aus einer Edelstahlschüssel noch einen Helm auf den Deckel. Haben schließlich nicht umsonst Bekannte die Laserschneiden und Edelstahl schweissen können :-) Evtl. kann uns einer sogar ein Rührwerk einbauen aber davon wage ich jetzt mal noch nicht zu träumen. Wie wir ansonsten einen Anbrennschutz zaubern das steht noch nicht ganz fest.

Als Übergangslösung für unseren Einkochtopf damit uns nichts mehr anbrennt denke ich jetzt daran den Boden mit Aquariumkies auszulegen. Soll angeblich auch gut funktionieren, hat da schon jemand Erfahrungen damit gemacht?

So, das war jetzt ein Haufen Text und ich hoffe daß es doch einige gelesen haben. Falls einer noch Fragen hat einfach raus damit, ich wollte jetzt nicht noch mehr ins Detail gehen. Ach ja, mir fällt es ja selber immer auf daß ich mal „ich“ und dann wieder „wir“ schreibe, das hängt damit zusammen daß wir das Brennen zu mehreren angefangen haben aber der Hauptvorgang, das Brennen, bei mir stafffindet.

Dann an guadn Rutsch und a guads neis Brennerjahr

Blue Lion

P.S. Meine Tastatur spinnt ein bißchen, kann sein daß irgendwo mal Fehler drinnen sind. Überlest sie einfach :-)

RE: Ein halbes Jahr Brennerfahrung - was alles geschah....

Ernie am 30.12.2011 18:14:12 | Region: Solling
Hey Blue lion,
ein wirklich interessanter Bericht. Ich brenne auch mit einem Einkochtopf und nutze eine bei e... ersteigerte Edelstahlschüssel mit 35cm Durchmesser als Deckel. Früher habe ich mit einer Luftkühlung gearbeitet, also 8m Kupferrohr zur Spirale gewickelt und einen Ventilator davor. Geht schlecht zu reinigen, deshalb arbeite ich jetzt auch mit einem Liebigkühler. Als Dichtung verwende ich Silikonschlauch, aus lebensmittelechtem Silikon (längs aufgeschnitten). Klappt ganz gut. Etwas tropft es durch. Also wenn du neu bauen möchtest, sollte dir dies als Anregung dienen. Meine alte Anlage ist glaube ich Bild 172, die mit dem Lüfter eben ;-)
Zu deinem Problem mit dem Anbrennen: Hier kannst du für diesen großen Kessel prima Edelstahl-Lochblech verwenden und dieses kreisrund ausschneiden. Das gibt es mit den unterschiedlichsten Lochdurchmessern. Verwende ich auch, und zwar in doppelter Ausführung: Eins unten am Boden, ca. 3 cm Abstand und eins oben als Aromakorb. Als Abstandhalter nutze ich drei VA-Gewindestangen M8 und die dazugehörigen Muttern auch aus VA. Klappt bestens! Das Lochblech und den Silikonschlauch kann man gut bei e... ersteigern. Große Edelstahltöpfe gibt es da auch, nur weiß ich nicht wie sich die Durchmesser verhalten.
Ich habe bei meinen ersten Brennversuchen auch alles mit Turbohefe angesetzt. Diesmal habe ich Portwein verwendet. Ich habe auch dieses Jahr wilde Kirschen geerntet, die wahnsinnig lecker schmecken. Schon die Maische ist eine Wucht, ich glaube vom Geschmack her die intensivste. Bei Apfel setze ich auf Gravensteiner, der soll zum Brennen auch gut geignet sein. Jedenfalls gefiel mir mein damals 1. Brand ganz gut von dieser Sorte.
Es gibt so viele dinge die man mal ausprobieren muss und somit schon mal schönen Dank für deine ganzen Infos. Deinen Himbeergeist werde ich mal nachmachen, aber erst wenn der keller "abgebrannt" ist. In diesem Sinn einen Guten Rutsch an dich und die Brennergemeinde! Auf ein erfolgreiches 2012!
Grüße
Ernie

Nachtrag: Ein halbes Jahr Brennerfahrung - was alles geschah....

Blue Lion am 31.12.2011 10:19:45 | Region: Do wos am scheenstn is
Hi Ernie,
funktioniert es bei einem solchen elektrischen Einkochtopf mit der Wärmeregelung vernünftig? Das war damals unsere erste Idee aber die haben wir dann verschmissen und uns einen „normalen“ Einkochtopf besorgt den wir beim ersten Versuch mit einer Induktionsplatte beheizt haben. Hier konnte man allerdings nicht vernünftig regeln und darum sind wir dann auf einen großen Gasbrenner umgestiegen und das funzt super. Als Dichtung verwenden wir Lebensmittelechtes Silikon, einmal um den Topfrand gezogen, Frischhaltefolie drauf und dann den Deckel drauf. Wenn das dann ausgehärt ist muß man nur den Topf immer genau gleich drauf setzen und es dichtet perfekt ab :-)
Lochblech ist ne gute Idee, habe bei e... geschaut und da kann man es sich auch gleich zuschneiden lassen. Werden wir auf alle Fälle ins Auge fassen. Welchen Durchmesser haben die Löcher bei Dir, da wird man schon das kleinste mit 1 mm nehmen dürfen oder? Das mit den Gewindestangen haben wir bei unserem jetzigen Aromakorb auch so gemacht, ist halt ein einfacher Dämpfer/Dünsteinsatz auf Stelzen.
Gestern habe ich noch ein paar Spezl gepackt und sind zu nem schönen Schlehenbusch gefahren – zu dritt in 45 Minuten 5,1kg allerfeinste Schlehen :-) JUHU. Es war zwar saukalt und danach mußten wir unsere Pfoten wieder auftauen aber es war es auf alle Fälle wert.

Ach ja, allgemein was ich vergessen habe und eigentlich noch schreiben wollte:
Nachlauf erkennen ist für mich kein Problem – aber der Scheiß Vorlauf. Lassen immer die Frau von einem von uns schnüffeln da wir nichts besonderes riechen. Es riecht einfach nicht gut aber der typische Klebergeschmack – wir riechen da höchstens ein bißchen was. Darum trennen wir immer ein bißchen mehr ab was eigentlich ja auch nicht gut ist. Sind jetzt schon mal am überlegen ob wir uns mal einen Vorlaufabtrennungstest besorgen und unsere Nasen mal eichen ;-) Oder wir maischen so sauber ein daß wirklich so gut wie gar nix ensteht.

Nächstes Jahr zur Silvesterparty gibt’s dann endgültig selber gebrannten – dieses Jahr soll alles noch vernünftig reifen nicht daß alles weg gesoffen ist bevor die Brände ihren richtigen Geschmack endgültig entwickelt haben.

Pfiadeich
Blue Lion

RE: Nachtrag: Ein halbes Jahr Brennerfahrung - was alles geschah....

Ernie am 31.12.2011 17:25:41 | Region: Solling
Hi Blue Lion,

bei dem Lochblech kannst du schon 1mm Lochstärke nehmen. Ich glaube, dass es bei mir sogar 1,5mm sind. Das Zuschneiden habe ich selber gemacht, das war mir bei e... zu teuer. Also habe ich mir ein quadratisches Stück bestellt, bzw. 2. Das mit der Silikondichtung klingt interessant, nur ist es der Einkocher meiner Freundin - die würde mich schlagen wenn da ein permanenter Silikonstreifen auf dem Rand klebt. Mit der Regelung hast du recht. Das ist nicht so einfach. Ich habe mir da was gebastelt und zwar mit Zeitrelais. Aber hier gabs auch schon Einträge, dass es prima mit Phasenanschnittssteuerungen gehen soll - mit entsprechender Leistung. Die funktionieren wie Dimmer bei Lampen sind aber wohl für große Bohrmaschinen o.ä. (Leistungssteller, Leistungsregler). Damit solltest du einen Einkocher einstellen können.
Ich war übrigens vorhin im Keller und habe nochmal an meinem kürzlich gebranntem Walnussbrand gerochen und auch von probiert. Er entwickelt sich, schmeckt schon wieder intensiver als vor 2 Wochen. Ich glaube das könnte ein richtig, richtig guter Schnaps werden.
Gruß
Ernie

RE: Nachtrag: Ein halbes Jahr Brennerfahrung - was alles geschah....

Matthias am 02.01.2012 10:10:05 | Region: Germoney
Hallo,

Deine Erfahrung zum Thema Schlehen kann ich auch bestätigen. Die meisten Aromen kamen erst gegen Ende
des Mittellaufs und ich war mir schwer unsicher, wann ich denn abtrennen soll. Meine Nase sagt mir,
dass er von Woche zu Woche besser wird. Steht jetzt auch ca 4 Wochen im Lager.

gruss & brennendes Neues Jahr

matthias

RE: Nachtrag: Ein halbes Jahr Brennerfahrung - was alles geschah....

tutti am 03.01.2012 07:35:23 | Region: süd
Hallo Matthias
Das trifft sich ja gut
Habe am Sonntag Schlehen gesammelt
Die waren sehr reif, zum Teil schon aufgeplatzt.
Habe sie jetzt mit Turbohefe angesetzt. Ich warte jetzt einfach, bis der Gärvorgang beendet ist.
Wie lange werde ich warten müssen ?
Habe schon viel in dem Forum gelesen.
Die Erfahrungsberichte sind immer sehr wertvoll.
Grüsse
Tutti

RE: Nachtrag: Ein halbes Jahr Brennerfahrung - was alles geschah....

Matthias am 03.01.2012 11:35:25 | Region: Germoney
Hallo!

Ich habe die Schlehen in Primasprit angesetzt. Dann ca 8 Wochen ziehen lassen und dann gebrannt. Im Dampfraum noch einen Korb voller frischer Schlehen. Das Ergebnis war gut, reift jetzt.
Ich habe dann die Schlehen aus dem Primasprit wieder mit Wasser aufgegossen und nochmal 4 Wochen ziehen lassen und es gestern gebrannt. Diesmal im Aromakorb die "benutzten" Schlehen. Das Ergebnis war besser als der erste Geist! Keine Ahnung warum.
Als nächstes will ich noch Schlehen einmaischen. Allerdings nicht mit Turbohefe, sondern normaler Brennereihefe. Allerdings auch zuckern.

gruss matthias

Schlehen

Blue Lion am 03.01.2012 19:44:54 | Region: Da wo ich bin
Hallo,
also üblicherweise heisst es daß man bei Turbohefe 4 Monate warten soll. Bis auf die Zuckermaische habe ich mich da bis jetzt auch dran gehalten......darum geht’s jetzt erst richtig mit dem Brennen los. Eine lange Zeit - ich weiß....
Habe heute meine fünf Kilo Schlehen mit Obstbrannthefe eingemaischt. Wird natürlich auch aufgezuckert und wie ich ja schon geschrieben habe möchte ich da dann noch weiter mit Neutralalk aufspritten. Denk mir nämlich wenn man sie beim ansetzen gleich mehrfach verwenden kann dann muß doch beim einmaischen noch mehr Geschmack übergehen und der langt dann für mehr als 18% Alk.................ein Experiment halt. Wir werden es in einigen Monaten sehen.

Matthias, ich hatte auch die angesetzten Schlehen im Aromakorb und das Ergebnis war super.

Morgen und übermorgen ist Brenntag. Birne, Zwetschge und dann gibt’s noch nen Obstler. Werde die Tage dann mal berichten was los war :-)

Bis dann
Blue Lion

Schlehen, weitere Brände und was es sonst noch zum schreiben gibt

Blue Lion am 10.01.2012 20:30:32 | Region: West Germany
Griasdeich,
erstmal zu den Schlehen.
Habe jetzt nochmals 2,5kg Schlehen gepflückt – eigentlich wollte ich nur 1kg das ich ansetzen kann und im Aromakorb mitbrennen kann aber da war soviel dran......welch Luxusproblem :-) Obwohl sie schon Frost abbekommen haben habe ich sie nochmals eingefroren. Muß jetzt noch Neutralalk herstellen und dann setze ich sie an.

Die ersten 5kg hatte ich ja mit Obstbrannthefe eingemaischt. Hier hatte ich allerdings Gärprobleme und mußte mit einem Gärstarter nachhelfen. Dadurch habe ich jetzt ca. 7 Liter Maische die ich mit 2kg aufgezuckert habe. Bei diesen 2kg werde ich es auch lassen und später wenn es ausgegärt hat einfach ein bißchen mit Neutralalk aufspritten.

Wie bereits geschrieben hatte ich ja nochmal 3 Brände für den Weihnachtsurlaub geplant:

Unsere Apfelmaische war ja am Topf angebrannt und darum haben wir einen anderen Anbrennschutz ausprobiert: Aquariumkies. Beim nächsten Brand – Birne – habe ich auf den Kies noch einen Spritzschutz aus Edelstahl gelegt. Dieser ist allerdings kleiner als der Topf. War ne doofe Idee, unter diesem Spritzschutz ist der Kies miteinander verbacken und auch wieder angebrannt.... Der Birnengeschmack kommt aber sofort recht gut rüber und ich bin guter Dinge daß sich der Brand mit längerer Lagerung absolut richtig entwickelt. Den Nachlauf haben wir aber bereits bei 90° abgetrennt, hier ist schon ein starker Geschmack dabei gewesen.

Nächste Maische war Zwetschge. Hier habe ich dann nur Aquariumkies hergenommen. Hat besser funktioniert aber auch hier ist wieder etwas angebacken. Der Geschmack kommt auch schon recht gut rüber und darum bin ich auch hier guter Dinge daß es positiv endet.

Anschließend noch den Obstler – die Reste der Maische von Apfel, Birne und Zwetschge. Er schmeckt jetzt schon besser als viele Obstler die man kaufen kann.........

Alle 3 Obstmaischen die ich diesesmal gebrannt hatte haben eins gemeinsam, der Nachlauf ging bei 90° los. Ich könnte mir vorstellen daß dies auch mit dem anbacken/anbrennen der Maische zu tun hat. Könnte es evtl. auch sein daß der Zuckeranteil in der Maische zu hoch ist und dadurch das anbrennen bzw. zusammen backen vom Kies begünstigt wird? Diesen Verdacht habe ich inzwischen.
Beim Vorlauf habe ich es jetzt so gemacht daß ich je Brand 4 verschiedene Gläser aufgefangen habe und diese auch mit eingelagert habe. Diese werden jetzt auch ein paar Wochen eingelagert und dann der Schnüffeltest gemacht. Vielleicht kommt dann der böse Geruch besser hervor ;-)
Ausbeute war jedesmal ungefähr gleich, 2,75 Liter mit 62% bei 17 Litern Maische. Das finde ich ein bißchen enttäuschend.

Unsere Destille 2.0 wird auf alle Fälle ein Rührwerk bekommen damit das Anbrennproblem ein für alle Mal gelöst ist. Als Antrieb wird wahrscheinlich ein Scheibenwischermotor hergenommen, allerdings habe ich noch nicht genau rausgefunden wie der Rührer aufgebaut sein soll. Falls hier einer nen Tipp oder nen Link hat, bitte her damit. Den Topf werde ich jetzt gleich noch bestellen.

Wenns wieder was zu berichten gibt dann werde ich hier weiter berichten.

Servus

Blue Lion

RE: Schlehen, weitere Brände und was es sonst noch zum schreiben gibt

Fruchtwasser am 11.01.2012 14:21:43 | Region: Oö
Hallo Blue Lion,

ich könnte mir vorstellen, daß ein Scheibenwischermotor zu schwach ist. Das kommt natürlich auf die Kesselgröße und die Viskosität der Maische an.

Dann wirst Probleme bekommen, die Kraft von der kleinen Scheibenwischerwelle auf eine Welle des Rührwerks zu übertragen. Weiter darf das Rührwerk nicht in den Kessel rutschen.

Ich kenne eine Anlage, bei der ein Getriebemotor das Rührwerk antreibt. Geschwindigkeiten von unter 20 rpm waren zu wenig, über 120 rpm zu viel. Allerdings ist das Flügelrad im Verhältnis zum Kessel mit ca. 15 cm/40 cm eher klein.

Vielleicht hilfts bei Deinen Planungen.

RE: Schlehen, weitere Brände und was es sonst noch zum schreiben gibt

G.Fusel am 11.01.2012 14:55:01 | Region: Ultragalaxis
Moin, moin, Blue Lion - Merci für Deinen Bericht. Ich habe zwar keine Probleme mit dem Anbrennen, benutze einen Edelstahltopf ohne Rührwerk und hab sowohl aufgezuckerte als auch naturbelassene Maischen gebrannt. Aber ich könnte mir vorstellen, dass es am Zucker liegt.

Inzwischen bin ich soweit, dass ich mit Nase abtrennen kann, nehme aber trotzdem alles erst ab 80 Grad mit und höre ab 90 Grad auf, weil mir dann der Fuselgeruch zu stark wird. Nachlauf wird extra gesammelt, mit Aktivkohle behandelt und dann nochmal gebrannt. Meine Destillate aus Maischen haben zwischen 70 und 80 Umdrehungen. Wenn ich die Beiträge hier so lese, kommt mir das ziemlich hoch vor, abre es liegt vlt. auch daran, dass ich sehr früh abtrenne. Fühl mich einfach sicherer dabei.

Weiterhin viel Spaß an unserem schönen Hobby!
Fusel

RE: Schlehen, weitere Brände und was es sonst noch zum schreiben gibt

Blue Lion am 14.01.2012 22:48:00 | Region: Aus getrunken
Griasde Fusel,
zwischen 70 und 80 ist schon hoch. Das hatte ich als ich die angesetzten Schlehen gebrannt habe. Also ich habe ja jetzt auch früh ab 90° abgetrennt und hatte doch nur knapp über 60%. Ist schon komisch, aber solange das Ergebnis passt ist es doch in Ordnung :-)
Wie ist Deine Ausbeute wenn Du gezuckerte Maische brennst? Wie ich ja schon geschrieben habe kommt es mir bei mir ein bißchen niedrig vor.

Servus
Blue Lion

ruehrwerk

ernie am 11.01.2012 22:25:16 | Region: solling
Hallo blauer Löwe,
Ich hab hier auch schon mal nach ruehrwerken gesucht. Da war ein interessanter Bericht von Gerd aus dem ostfriesischen, von dem ich übrigens hier viele Tipps bekommen habe - danke Gerd an dieser Stelle ;-)
Jedenfalls beschrieb Gerd das eine 10er va Welle perfekt in ein 12er cu Rohr passt, da es innen einen Durchmesser von 10 mm hat. Somit hättest Du also eine Führung. Ich würde als Antrieb einen Getriebe untersetzten gleichstrommotor nehmen. Den kann man prima über eine einstellbare spannungsquelle in der Geschwindigkeit steuern. Ich wollte auch nochmal meine Anlage vergrößern dieses Jahr. Denke da an einen 50l Topf mit ruehrwerk. Motor hab ich zum Glück von einem Hähnchen Grill ;-)
Grüße
Ernie

RE: ruehrwerk

Bilbaino am 12.01.2012 14:27:44 | Region: Spanien
Das mit dem Anbrennen scheint ja wohl etwas ungleich verteilt zu sein, mal abgesehn von denen die ein Rührwerk haben. Das lohnt sich aber für viele von uns nicht, die eine kleinere Destille haben.Meine Beobachtung ist, dass das Anbrennen wohl von der Dicke des Bodens der Destille abhängig ist, sowie der "Feuerkraft" des Gaskochers darunter.Kann das sein?
Ich jedenfalls habe den Kupferboden jetzt doppelt so dick wie vorher. Bein nächsten Brand werde ich berichten.
Noch was: wie kriegt ihr das Angebrannte wieder weg? So wie ich es erlebt habe ist das eine Sauarbeit, trotz biegsamer Welle.
Saludos aus dem sonnigen Spanien
Bilbaino

RE: ruehrwerk

Blue Lion am 14.01.2012 22:44:25 | Region: Tja....
Griasdeich,
Ernie, diesen Bericht vom Ostfriesland Gerd habe ich auch schon gelesen und als ganz gute Idee empfunden. Ich werde das auch weiter geben, die technische Ausführung beim Bau macht nämlich ein Spezl von mir. Ich liefere ihm soviel Input wie möglich und er darf basteln :-)))

Nun zum Motor, ich glaube daß es mit einem Scheibenwischermotor funktioniert, allerdings gibt es bei Ebay auch schon Grillmotoren die für unseren Bedarf perfekt sein dürften. Zur Zeit wird einer verkauft, bis zu 32 Umdrehungen/Minute für 13,99. Das hört sich doch nicht schlecht an. Zuviel Power muß er gar nicht haben da bei uns eh keine Quitten oder so zähes Zeug gebrannt wird. Aber auch das muß mein Spezl entscheiden wie er es macht.

Bilbaino, das kann leicht sein daß das mit dem Boden zusammen hängt da sich die Hitze mit einem dicken Boden viel besser über die ganze Fläche verteilt.. Unser Topf ist nicht besonders dick und bei 17 Litern muß man schon heizen – auch wenn man alles langsam macht....
Tja das Angebrannte, fluchen alleine hat nicht geholfen. Dann habe ich mir nen Hausfrauen Tipp geholt. Backpulver rein und nochmals sauber aufkochen, dann hat sich das sehr gut gelöst. Konnte danach mit der Spachtel einfach weg gekratzt werden.

Seruvs

Blue Lion

Angebranntes

Bilbaino am 25.01.2012 09:50:16 | Region: Spanien
Hallo, Blue Lion
Danke, das war ein Supertipp.Ich habe statt Backpulver ein Spühlmaschinentab genommen.10 min.gekocht und , wie von Dir beschrieben, abgespachtelt. Ging prima.

Saludos, Bilbaino

RE: Ein halbes Jahr Brennerfahrung - was alles geschah....

Dave am 05.03.2020 09:09:28 | Region: Sachsen

Hallöchen und vielen Dank für deinen Beitrag.

Kann jemand etwas zu dieser Gefrierschrank Methode sagen? Ich finde über google leider nix und möchte meinen whiskey künstlich vorreifen.

Ich babe geschmälert mit Eichenholz zugeführt welches ich vorher gebacken und dann abgefackelt habe. Nach drei Tagen war es perfekt, nach vier Tagen leider bisschen viel Holz und Rauch. Nach dem verdünnen war es aber wieder okay. Nun liegt Holz drin, welches vorher in sherry eingelegt und danach im Ofen getrocknet wurde. Gibt nen tolles Aroma.


Lieben Dank

Dave