Diskussion - Schnaps, Ätherische Öle, Essig

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Essigproduktion fortführen

Carola B am 05.03.2018 14:17:58 | Region: Neuhaus am Inn
Hallo zusammen,
ich habe viele Jahre in Italien gelebt, meine damalige Schwiegermutter war bei der Essigherstellung sehr pragmatisch. Sie hatte ihr Essigfass im Keller stehen und zapfte den benötigten Essig regelmäßig in ihre Essigflasche um. Diese wurde dann im Küchenschrank aufbewahrt.
Immer, wenn Wein übrig war, oder man Wein geschenkt bekam, der nicht so gemundet hat, wie er sollte, nahm sie die Flasche und goss sie in das Essigfass.
Das sah also alles sehr unkompliziert aus, der Essig schmeckte übrigens sehr lecker (wurde aber lediglich zum kochen und für Salatsaucen verwendet, ohne jegliches Tüddelü).
Gemäß all den wissenschaftlichen Abhandlungen auf dieser Seite, dürfte das ja gar nicht "anständig" funktionieren.
Ich wüßte gern, ob ich nachdem mein erster Essig (Essigmutter habe ich geschenkt bekommen und mit gutem Rotwein angesetzt) demnächst fertig ist und ich einen Teil davon abgefüllt habe, einfach wieder mit einem guten Wein auffüllen kann und zwar im Einzelnen:

1. muß der Wein (12%) dann auch wieder verdünnt werden, oder geht das auch ohne, weil ja noch genügend alkoholfreie Flüssigkeit (Essig) im Fass ist?
2. passiert irgendwas mit dem Essig, wenn er dauerhaft bei seiner Mutter bleibt und nicht gefiltert und abgefüllt wird?
3. Muß ich mein (Edelstahl-) Fässchen irgendwann mal ausleeren und reinigen und falls ja, in welchen Intervallen? Ich kann mich leider nicht mehr daran erinnern, ob die Schwiegermutter das damals gemacht hat, oder nicht. Sie hatte aber auch ein Holzfass, sofern das eine Rolle spielt.

Besten dank für eure / Ihre Hilfe und herzliche Grüße,
Caro

RE: Essigproduktion fortführen

Tubi am 24.03.2018 08:32:58 | Region: Baden-Württemberg
Hallo Caro,

ich habe die Erfahrung gemacht, dass Essig wenn er sich erstmal heimisch fühlt, relativ tolerant wird d.h. er tut seinen Dienst auch bspw. bei relativ kühlen Temperaturen im Keller oder sich ändernden Bedingungen.
Verdünnt wird der Wein natürlich schon, aber an dem absoluten Alkoholgehalt in dieser Mischung ändert sich nichts, d.h. die 12% Alkohol werden im Idealfall zu 12% Säure umgesetzt. Wenn Du also sagen wir mal 1L unverdünnten Wein mit 12% zu 1L Essig der schon 6% Säure hat dazugibst, dann entstünden daraus am Ende 2L Essig mit 9% Säure. Die Essigbakterien würden damit schon zurecht kommen Du müsstest dann eben im nachhinein mit Wasser oder Traubensaft verdünnen um in etwa wieder auf die allgemein genießbaren 6% kommen.
Wenn die Essigmutter über lange Zeit beim Essig belassen wird, so wächst und wächst diese und "frisst" Deinen Essig. Ich hatte mal in einem 54L Glasballon eine Essigmutter die 12cm dick war ein richtiges Sitzkissen. Es hat mich bald 2h gekostet dieses Monster mit einem verlängerten Küchenmesser in eiswürfelgroße Stücke zu schneiden um sie durch den Flaschenhals zu bekommen.
Ich persönlich "reinige" meine Behälter, egal welchen Materials, vielleicht so ein Mal pro Jahr. Mit reinigen meine ich hier aber nicht mit Seife und Wurzelbürste schrubben, sondern den Essig vorsichtig vom Bodensatz abziehen. Diesen entweder verwerfen oder dann durch ein Sieb, ein Tuch, einen Faltenfilter seien um noch ein wenig Essig zu gewinnen. Den Behälter spüle ich dann einfach mit klarem lauwarmem Wasser aus und gieße den Essig wieder zurück.
Dabei auf die Hygiene zu achten ist selbstverständlich.

Gruß Tubi

RE: Essigproduktion fortführen

Carola B am 29.03.2018 14:31:51 | Region: Neuhaus am Inn
Hallo Tubi,
ganz lieben Dank für deine ausführliche Antwort.
Zwischenzeitlich habe ich etwas Essig in eine Flasche abgefüllt und hab den zum reifen kühl gestellt.
Den Essig habe ich komplett aus dem Edelstahlfässchen geholt und die Mutter, die auch bei mir schon riesig angewachsen war, drastisch reduziert.
Im Fässchen befanden sich (noch) keine Ablagerungen, so dass ich dann den Essig und einen kleinen Teil der Mutter wieder ins Fässchen gegeben habe, dann mit Rotwein/Wasser-Gemisch wieder auf 2L Flüssigkeit aufgefüllt habe und jetzt erneut "arbeiten" lasse.
Ich denke auch, dass das alle funktionieren wird, wenn ich nur regelmäßig die Mutter ein wenig verkleinere.
Nochmals danke für deine hilfreichen Erklärungen und schöne Ostertage!
Gruß Caro