Diskussion - Schnaps, Ätherische Öle, Essig

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Frage an die Reflux Spezies

Palinkabrenner am 01.10.2013 17:34:38 | Region: Ungarn
Hallo Leute,

da mir der Restalkohol im Nachlauf zu schade zum Wegkippen war, beschloss ich, mir einen Reflux Aufsatz auf meine Alambik Pot zu löten. Gesagt getan.
Die Technischen Daten sind wie folgt:
20 Liter Kupfer Alambik Pot Destille mit Zwiebelhelm.
Darauf ein Reflux Aufsatz nach dieser Zeichnung: http://meine-destille.de.tl/Schema%2C-Reflux.htm
Reflux Höhe 100 cm, Steigrohr 22 mm, Bypässe 18 mm, Steigrohr locker gefüllt mit Edelstahlwolle.
Heute habe ich 10 Liter 54%igen Nachlauf 2 x gebrannt und habe 5 Liter 90%igen Alkohol heraus bekommen.
Ist das schon gut, oder meint ihr da geht noch was? Kann man das Rohr noch verbessern, gehen da vielleicht noch ein paar % mehr? Danke im Voraus für eure Antworten oder Verbesserungsvorschläge.

LG aus Ungarn - Pálinkabrenner

RE: Frage an die Reflux Spezies

Johann am 05.10.2013 14:17:04 | Region: südliches Nordeuropa
Hallo Pálinkabrenner,

ich bin kein Reflux Spezie, kann dir deine Frage leider nicht beantworten. Habe aber selber Fragen.

Du hast aus deinem Nachlauf noch über 80% des Alkohols rausgeholt, zusammen mit deinem Mittellauf aus vorherigen Bränden dürftest du also auf weit über 90% Ausbeute kommen... reicht dir das noch nicht? :O
Ich wünschte ich hätte mal soviel, nur geschätzt komme ich selber auf eine Gesamtausbeute von vielleicht 70%.
Wie weit brennst du denn im ersten durchgang runter, wenn dein gesammelter Nachlauf noch 54% hat?
Ich selber trenne meine Filets so zwischen 60% bis 65% ab und brenne den Nachlauf dann bis ca 20% runter, so dass der gesammelte Nachlauf idR um 40% hat.

Den Nachlauf brenne ich dann nochmal mit 80cm 35er Steigrohr, mit Edelstahlwollepads gefüllt. Obwohl ich hierbei sehr langsam brenne, hole ich aus dem Nachlauf vielleicht maximal nochmal 60% des Alkohols raus, bevor es anfängt fies zu schmecken... Also Respekt für deine Ausbeute!

Was ich nicht verstehe: wofür sind die Bypässe gut? Ich meine, wenn man das Steigrohr mit Edelstahlwolle füllt, schleicht doch der Dampf durch die vermutlich nicht gefüllten Bypässe (geringerer Widerstand) und macht damit die Schichtung kaputt?
Ich verstehe oder sehe den Sinn der Bypässe nicht, für mich sieht das aus als hätte da jemand einfach irgendwelche Kupferrohrreste irgendwie zusammengelötet :o)


Gruß,
Johann

RE: Frage an die Reflux Spezies

Palinkabrenner am 07.10.2013 10:30:56 | Region: Ungarn
Hallo Johann,

also ich fange mal ganz von vorne an. Meine Aprikosen- und Zwetschgenmaische haben 12-14 % laut Vinometer. Diese Maische brenne ich in ca. 15 Liter Mengen zu 48/49 %igem Rauhbrand, Ausbeute ca. 3 Liter. Bei diesem ersten Brand trenne ich keinen Nachlauf mehr ab, sondern höre auf, wenn der Rauhbrand eben diese Stärke hat. Beim Feinbrand fängt der Lauf an mit 83/84 % und ich höre auf, bei 68/70 %, dann fängt bei mir in der Regel auch das Destillat an, nach Nachlauf zu schmecken. Den Rest brenne ich runter auf ca. 22/24 % und höre dann auf. Dieser Nachlauf hat dann ca. 52/54 %. Beim ersten Brennen dieses Nachlaufs mit eben diesem Refluxrohr bekomme ich ein Destillat von ca. 80% und beim zweiten Brennen von 90%. Das Ganze dann mit Aktivkohle gereinigt und gefiltert ergibt einen Super Ansatz Alkohol.
Warum die Bypässe dran sind weiß ich auch nicht, ich habe das Rohr eben nach der Zeichnung gelötet, aber es scheint ja zu funktionieren.

LG - Pálinkabrenner

RE: Frage an die Reflux Spezies

Hydroxyethan am 10.10.2013 14:06:24 | Region: Europa
Lieber Palinkabrenner!

Diese von Dir nachgebaute Konstruktion ist höchst uneffizient, um nicht zu sagen sinnlos und ist zum großen Teil ein Energiegrab. Wie man so etwas verkaufen kann, ist mir ein Rätsel. Ein Helm oder simples Packungsrohr bringt die selben Ergebnisse. 90% (nach doppeltem Brennen und zu hoher/gefährlicher Ausgangskonzentration) ist undiskutabel und weit von Neutralem entfernt. Wieso greifst Du nicht auf die hier verfügbaren Informationen zurück? Forcierter Reflux ist das Zauberwort!

MFG Hydroxyethan

RE: Frage an die Reflux Spezies

Palinkabrenner am 11.10.2013 14:30:04 | Region: Ungarn
Hallo Hydroxyethan,

dies ist mein erster Umgang mit Reflux und die Bauzeichnung habe ich auf besagter Seite gefunden, ob sie verkauft wird, weiß ich nicht. Wenn es aber so ineffizient ist, warum wird dann diese Seite hier empfohlen (Links). Warum ist die Ausgangskonzentration gefährlich? Explosionsgefahr?? Unter dem Zauberwort "Forcierter Reflux" finde ich weder hier noch bei Google irgendwelche Hinweise oder Anleitung!! Kann man aus den Teilen noch irgendwas löten, was effektiver ist, ohne alles zu verwerfen und was neues zu kaufen? Fragen über Fragen, wie gesagt, Neuland für mich ;-)

LG - Pálinkabrenner

RE: Frage an die Reflux Spezies

Hydroxyethan am 12.10.2013 16:23:48 | Region: Europa
Lieber Palinkabrenner!

Die von Dir benutzte Seite enthält schon ein paar brauchbare Infos, aber die Plastikeimerdestille und die Refluxeinheit, Brrrrrrrr... da schüttelt´s mich. Als beste Ressource kann ich nur

www.http://homedistiller.org/forum/

und die dazugehörige Parent Site empfehlen. Dort bin ich auch vertreten/kontaktierbar.

Ansonsten: in der Sufu meinen Namen eingeben, ich habe da schon eine Menge dazu geschrieben, auch wenn die dazugehörigen Threadthemen nicht immer aussagekräftig sind. Ein guter Einstieg ist "der ultimative Kolonnenthread"

http://www.schnapsbrennen.at/diskussion/20130727060837-01.html#20130727060837-01

Auch ein Blick auf meine Anlage (214) kann vielleicht hilfreich sein, auch wenn ich inzwischen mein Packungsmaterial modifiziert habe. Photos sind schon älter. Bitte auch die angeführten Links beachten!

Wenn Du das durchgeackert hast, dann melde Dich hier noch mal, dann bauen wir Dir eine Kolonne, mit der Du Azeotrop erreichen kannst, mit geringstem Material- und Energieeinsatz :-) ,OK?

Mit liebem Gruß, Hydroxyethan

RE: Frage an die Reflux Spezies

Franky_begood am 30.10.2013 11:54:45 | Region: Slowenien
Hallo Hydroxyethan.

vielen Dank für deine vielen ausführlichen Einträge zum Thema Reflux. Habe die meisten davon sehr interessiert gelesen, aber eine Frage habe ich immer noch. Ich möchte meine Anlage um ein abnehmbares Stück im Steigrohr ergänzen. Ohne Steigrohr für Obstbrände, mit für Zuckerwassermaische und hochprozentigen Alkohol.
Das bisherige Steigrohr ist konstruktionsbedingt ca. 20 cm und hat einen Durchmesser von 28 mm.
Du hast geschrieben, das ein größerer Durchmesser mit Packung besser sei für den Verstärkereffekt weil mehr Durchfluss pro Zeit. Kann ich das neue Zwischenstück (zw. Blase und Geistrohr) einfach aufweiten? wenn ja, welcher Durchmesser ist empfehlenswert und wie lang kann oder soll das Steigrohr sein, damit es effektiv aber auch noch wirtschaftlich bleibt?
Der Kessel meiner Anlage hat 60 L und ich Heize mit Gas (ca. 9,5 Watt).
2. Frage: Warum sollte das Steigrohr in diesem Fall isoliert sein? Ist es nicht Sinn der Sache dass sicher der Dampf im Steifrohr abkühlt und dann von unten neu erwärmt wird? Dazu wird der Dampf sogar teilweise gezielt gekühlt (Dephi).

Vielen Dank im voraus für deine Mühe.
LG Franky

RE: Frage an die Reflux Spezies

Hydroxyethan am 31.10.2013 12:52:20 | Region: Europa
Lieber Franky!

Vielen Dank für die Blumen, freut mich, dass einiges auf fruchtbaren Boden gefallen ist. Zu Deinen Fragen:

1. Frage: Ja, Durchmesser im Kolonnenstück aufweiten ist möglich, wenn das Zwischenstück zwischen Brennblase und Kolonne nicht zu lang ist. Bei Durchmesserverringerung steigt (Dampf-)Fließgeschwindigkeit, Widerstand und Druck. Dies hat Einfluss auf u.a. das Siedediagramm. Bei geringen Längen (Adapter) vernachlässigbar, da sich der Dampf danach sofort wieder entspannt und die Dampfgeschwindigkeit wieder reduziert. Von Düseneffekten und Turbulenzen (keine laminare Strömung mehr) mal abgesehen, dennoch: je größer, desto besser.

Bei einer Heizleistung von 10 kW und 60L Brennblase empfehle ich einen Kolonnendurchmesser von mind. 7, besser 10 cm. (Regenfallrohre?) Dann pisst sie wie ein arabisches Rennpferd! Keine Tropfenzählerei! Die Länge ist abhängig von Deinen HETP, also Deinem benutzten Packungsmaterial. Bei Edelstahltopfschrubbern als ubiquitär verfügbarer Variante sollte die Kolonne (eff. Packungsbereich) für Azeotrop schon so um die 80cm (ca 11-12 HETP) Minimum haben, eher etwas mehr.

2. Frage: Gut aufgepasst, das ist auf den ersten Blick irritierend, nicht wahr? Nun, Rektifikation ist "selbsttreibend", soll heißen, Kondensationswärme und Verdampfungskälte der beteiligten Stoffe (Wasser und Alk) liefern die Energie. Deshalb ist Rektifikation so viel energiesparender (Energierecycling) als mehrmaliges hintereinanderdestillieren. Das ist der Knackpunkt! Die Temperaturen fallen nach oben aufgrund der Aufkonzentration, nicht durch Wärmeabgabe nach aussen durch Konvektion und Strahlung! Verständlich? Die Energie "versackt" also in der Trennung! (Versuch: Mische 95,6% Alkohol mit Wasser, die Mischung erhitzt sich massiv, hier wird die "gespeicherte" Energie wieder freigesetzt...)

Dies gilt für eine Kolonne, die im Equilibrium, also im Gleichgewicht ist. wenn Du Produkt abziehst, bricht dieses wieder zusammen. Daher setzt Du oben eine Refluxspule ein, die nur schon aufkonzentriertes Produkt zurückschickt und erhöhst somit die Dampfzyklenhäufigkeit und mithin die Effizienz Deines Maschinchens. Das kostet natürlich Energie, das Kühlwasser Deines Refluxkühlkreislaufs erhitzt sich, das kostet Gas/Kühlwasser. Allerdings längst nicht so viel wie man gemeinhin denkt, da konz. Ethanol nur ein Drittel der Kondensationswärme freisetzt als Wasser. (Keine Wasserstoffbrückenbindungen, die erst "geknackt/überwunden" werden müssen!) Diese Regel gilt übrigens auch im nächsten Schritt in Deinem Produktkondensor, dort kondensierst Du ja nach Rektifikation viel konzentrierteren/reineren Alkohol. Der Kühler braucht also nur noch ca. ein Drittel der Kapazität, die Du bei Wasserdampf benötigen würdest, wenn Du dest. Wasser herstellst. Oder einen Brand von 40-70%, da liegt´s irgendwo dazwischen.

Wenn Du die Kolonne nicht isolierst, kondensiert VIEL an der Innenwand und fließt zurück in die Brennblase, wo Du wieder Energie reinstecken musst, ein Kreis-Durchlauferhitzer sozusagen. Sicher hast Du in einem engen Band (T zwischen Sdp. H2O/C2H5OH) der Kolonne dann auch etwas Rektifikation (Siehe Zwiebelhelme der Whiskydestillerien), aber wir wollen´s ja hocheffektiv und hochkonzentriert, oder? Bei meinen Glasröhren ist der Effekt, da ich mit viel Power arbeite, vernachlässigbar (schlechter Wärmeleitwert, sehr dicke Wandstärke), bei dünnen Regenfallrohren (0,6er Kupfer(!)blech) sieht´s schon anders aus. Und da man im Gegensatz zu mir eh´ nichts beobachten kann, isolieren! Hast Du dünne Durchmesser in Deiner Kolonne, ist´s noch viel schlimmer, da ungünstigeres Oberfläche/Volumenverhältnis. Außerdem verzerren sich die HETP innerhalb der Kolonne im Packungsmaterial dann umgekehrt parabolisch, das stört die Schichtung. Nachvollziehbar?

Jetzt ist vielleicht auch klar, warum ein Dephlegmator zwar funktioniert, aber ein Energiegrab ist?

Wenn Du eine Kolonne baust, bau´ bitte eine Refluxeinheit ein, erhöht die Performance dramatisch. Ohne bringt´s auch was, aber sicher kein Azeotrop, zumindest nicht in realistischer Zeit. Dein modularer Grundgedanke geht dann ja durchaus auch.

Ich persönlich drehe bei Aromabränden einfach meinen Refluxkreislauf ab, das reicht. Die etwas erhöhten Prozente finde ich sogar ganz gut, außerdem erlaubt die dann ja immer noch leicht aktive Packung eine sehr viel schärfere Abtrennung von Vor- und Nachlauf. (Zur extrem scharfen Vorlaufabtrennung z. B. am Anfang refluxen, danach schließen!). Es ist allerdings wichtig, die Nachlaufabtrennung sehr exakt zu machen, wenn man keinen Aromaverlust haben möchte, da sich diese ein wenig nach hinten verschieben. Verloren gehen sie nur, wenn Du sie zu großzügig abschneidest! Daher baue ich meine Destille nicht mehr auf eine einfache Pot-Still um. Selbst hochkonzentrierte Aromabrände sind möglich, wenn Du die Aromen, die am Ende kommen wieder untermischt. (bei steigender Temperatur) Dabei muss nur exakt und kleinvolumig(!) am Ende gearbeitet werden! Käufliche natürliche Aromen werden übrigens so hergestellt, wobei dort meist Vakuumdestillation verwandt wird.

Liebe Grüße und in der Hoffnung, mich verständlich ausgedrückt zu haben,

Hydroxyethan

RE: Frage an die Reflux Spezies

Hydroxyethan am 31.10.2013 13:29:01 | Region: Europa
Noch ein Nachtrag, da aufgrund der Beschriftung einer Refluxanlage der Photogalerie (Anlage 212) oft Missverständnisse entstehen. Ein Dephlegmator ist KEINE Refluxeinheit oder Refluxspule. Da liegen unterschiedliche Ideen zugrunde, wird oft verwechselt. Wie eben bei Anlage 212. Ein Dephlegmator macht Sinn UNTER Steigrohr oder Kolonne und MUSS (wie auch immer) temperaturgesteuert werden. Die Refluxspule NICHT!

Näheres dazu im Thread "Dephlegmator bauen" von Lutz:

http://www.schnapsbrennen.at/diskussion/20121117192553-01.html#20121117192553-01

So long, Hydroxyethan

RE: Frage an die Reflux Spezies

Hydroxyethan am 31.10.2013 20:00:37 | Region: Europa
Und noch etwas zu Anlage 212, obwohl ich das schon irgendwo geschrieben habe, ich hoffe der Zeichner ist nicht beleidigt: Eine außen umwickelte Refluxeinheit besticht zwar durch Einfachheit (wie auch Radiatorbleche), ist aber NICHT optimal. Die Erklärung: Wenig "Kälte" wird durch die geringe Kontaktfläche auf die Kolonne übertragen und wird durch die Kupferkolonne auch nach unten geleitet. Dies führt zu Kondensation an der Kolonnenwand, das Destillat fließt dort unter Umgehung der ja extra eingebrachten Packung nach unten ab. Die Oberfläche der Kolonneninnenwand ist im Verhältnis zur Packungsoberfläche aber sehr gering und nur in einem engen Band rektifikationsaktiv. Wir wollen aber die Packungsoberfläche voll ausnutzen, nach oben UND unten, platt ausgedrückt. Und die HETP nicht (zer)stören. Also Reflux mittig in die Packung leiten, evtl unter Anbringung einer geeigneten Fließ/Tropfhilfe! (Nase, Drahtschlinge, Trichter, Blechschlaufe, Spitze...)

Das soll nicht heissen, dass so ein Gerät nicht funktioniert, sicher besser als ganz ohne Reflux. Aber eben nicht optimal. Und WENN man sich die Mühe des Bastelns schon macht und viele Stunden investiert... Ein oben eingebrachter Kühlfinger tuts übrigens auch, wenn auch mit geringerer Wärmetauschfläche als eine Spule. Das Wickeln ist gar nicht so schwer, da gibt's Tricks mit Salz oder gefrorenem Wasser, oder man greift auf fertig gewickelte zurück. In jedem Schrottplatz-Buntmetallkontainer zuhauf vorhanden, die Installateure flexen sie aus def, Gasdurchlauferhitzern aus, um die Kohle zusätzlich zu haben. Wird NIE beim Kunden gelassen, hi, hi... Lehrlingsarbeit!

Hydroxyethan

RE: Frage an die Reflux Spezies

Franky_begood am 04.11.2013 11:21:44 | Region: Slowenien
Hallo Hydroxyethan,

vielen Dank für deine Antwort und deine Mühen - auch in anderen Beiträgen. Du hast dich weitestgehend verständlich ausgedrückt und ich habe Blut geleckt - werde mir so ein Teil über den Winter bauen!
Ich komme mit einem Steigrohr (ca. 30 mm-Rohr, muss ich in Slowenien nachmessen) aus dem Blasenhelm, nach ca. 10 cm ist eine Verschraubung an der das Geistrohr oder später eben dann die Kolonne angeschlossen werden kann - je nach Bedarf.
Die Kolonne werde ich dann auf ein Regenrohr aufweiten. Der Optik geschuldet habe ich mir Überlegt, ein 80er Rohr für die Kolonne zu verwenden, dieses in ein 100er Rohr zu integrieren und den Zwischenrauf mit Glaswolle zu isolieren
Länge dann eher 100 cm, Platz nach oben ist vorhanden :-)
Spielt es eine Rolle ob ich den Übergang von Steigrohr auf Kolonne/Regenrohr konisch ausführe oder einfach das Regenrohr verschließe und das kurz Steigrohr einbinde?
Füllung der Kolonne Stahlwolle ist auch klar..
Mit Reflux-Einheit meinst du beispielsweise eine zusätzlich Kühleinheit wie du sie spiralförmig am Ende deiner Kolonne angebracht hast? Wie ist hier der Wasserverlauf: von oben nach unten kühler oder umgekehrt?
Ich hoffe ich habe die Funktion richtig interpretiert: bei offenen Zulauf in die Refluxspule läuft alles in die Kolonne zurück - danach den Zulauf so lange reduzieren bis Stoff aus dem Kondensator / Kühler läuft?!
Klingt eigentlich machbar :-)
Ich würde ehrlich gesagt gerne noch 1 oder 2 Sichtfenster einbauen, allerdings bin ich mir nicht sicher ob und wie diese mein Spengler des Vertrauens abdichten kann.

Auf alle Fälle nochmals vielen Dank und LG
Franky

RE: Frage an die Reflux Spezies

Hydroxyethan am 04.11.2013 16:20:27 | Region: Europa
Lieber Franky!

Na dann hast Du ja jetzt ein Projekt für die kommenden langen Winterabende...

10 cm 30er... bei 60L und 10 kW... könnte etwas knapp sein, wenn Du mit Vollgas fährst. Durch das Stück Rohr muss ja nicht nur Dampf nach oben, sondern auch Reflux nach unten. Könnte sein, dass sie dann dort etwas sprotzt und oszilliert, käme aber auf einen Versuch an. Ich habe ein ca 4-5cm Loch als Durchführung in meine Kolonne, Länge quasi 0, der Rand des Loches etwas nach oben aufgebogen. Mostfassdeckel kam so, für Gärstopfen. Ich habe mir nicht die Mühe gemacht, diesen Rand abzuschleifen/Loch aufzuweiten, daher sammelt sich dort ca 50 ml Destillat, ein zusätzlicher Boden sozusagen. Da sprudelt´s ganz ordentlich! (Fahre 50L bei ebenfalls 10 kW gekapselt) Wenn nicht zu viel Mühe, würde ich über eine Aufweitung (und Verkürzung, oder zumindest die nachträgliche Möglichkeit dazu) nachdenken. Wäre schade, Deine vorhandene Leistung nur wegen sowas (schlimmstenfalls) reduzieren zu müssen... Würde also vielleicht eher den Weg der "Verengung" auf Deinen alten Aufsatz gehen.

Eine konische Aufweitung ist sicher besser, macht das Ding aber (noch) länger und ist komplizierter zu löten.

Was Deine Rohr-in-Rohr-Idee betrifft:
Sicher machbar, aber wenn Du schon ein 100er kaufst, dann nutze es! Es gibt 100er Rohrisolierungen aus dem Heizungsbau zu kaufen, kosten fast nix, längs aufschneiden und mit beispielsweise Klettband fixieren. Oder aus Gymnastik/Campingmatte selbst schneiden. Dann hättest Du auch die Möglichkeit praktisch zu überprüfen, wie viel die Isolierung bringt. Für die Optik :-) Mantel einfach abnehmen... hätte auch den Vorteil, dass nachträglich Schaugläser einzubauen viel einfacher ist, die brauchst Du dann nur aus der Isolierung auszuschneiden.

Thema Schaugläser: Die sind SEHR hilfreich, da Du ohne Verzögerung DIREKT Deine Regelungseffekte beobachten kannst. Gerade bei einem schlecht steuerbaren Refluxspulenventil. 2 Positionen sind bei Packungskolonnen sinnvoll: Zwischen Refluxspule und Packung oben (wichtiger) und zwischen Packung und Brennblase unten. Das obere Fenster erlaubt Dir größenordnungsmäßig Dein Refluxverhältnis in Bezug auf Dein abgezogenes Produkt einzuschätzen. Gekaufte Schaugläser sind sehr teuer, kann man allerdings auch selbst machen, schau bei homedistiller.org ins Forum und suche über SuFu "Sight Glasses". Als Gläser beispielsweise Schutzgläser von alten Gasmasken verwenden, sind zwar sehr dünn aber die richtige Größe und für 1€ bei Ebay zu haben.

Eine Beobachtung macht übrigens auch bei Deiner Kondensation im Produktkühler Sinn, man erkennt dann Nachlauf schon am Kondensationsmuster aufgrund der veränderten Oberflächenspannung, deshalb liebe ich meine Glasröhren. :-)

Funktion der Refluxspule hast Du richtig begriffen, Dampf kann auch seitlich abgezogen werden, besser ist aber oberhalb. Ich habe meine zwecks Temperaturhomogenisierung gegenläufig gewickelt, linear gewickelte tun´s aber auch. Kühlwassereinlauf Richtung ist nicht wichtig, zumindest bei gegenläufig gewickelten. Macht keinen Unterschied in Gegensatz zum Liebigkühler oder Kühlfinger. Allerdings sollte Zu/Ablauf oben in die Kolonne eingelötet werden, da diese Stelle aufgrund der guten Wärmeübertragung Deine Kolonne nach unten kühlen/stören kann. Die Spule muss so ausgelegt sein, dass sie Dir Deine komplette (oben ankommende) Heizleistung niederhauen kann! Meine ist gerade am Limit für 10 kW. (Spulenrohrdurchmesser/Länge-, Kühlwasserdruck/Temperatur - abhängig). Sonst musst Du Heizleistung zumindest zum equilibrieren Anfangs reduzieren.

Steuerung geht natürlich ohne Sichtfenster über Dein Dampfthermometer, das Dir ja die "Prozente" anzeigt. MUSS Zehntelgrade zeitnah auflösen können!!! Eichung nicht so wichtig, solange Position immer gleich ist. nach 2-3 Durchgängen hast Du Referenzwerte! Vorlage ebenfalls sehr hilfreich, wenn auch verzögert.

Um modular und reinigbar zu bleiben würde ich auf Verlängerungsadapter für Regenfallrohre aufbauen, die sind sehr spack steckbar und mit Teflonband auch dicht. Kolonne mit Packung ist dann leicht entfernbar, Packung variierbar, Spuleneinheit ebenfalls gut zu putzen. Oder für Pot-Still-Brand Spuleneinheit (aus so einem Adapter?) einfach auf unteren Topf-Adapter aufstecken und einfach nicht betreiben? Sind sicher viele Varianten denkbar... Flansche? Oder oben noch mal eine Reduzierung mit Schraubverbindung?

Na denn: Attacke!

Gruß, Hydroxyethan

RE: Frage an die Reflux Spezies

Franky_begood am 22.11.2013 11:14:49 | Region: Slowenien
Hallo Hydroxyethan,

was hältst du davon die Kolonne in Edelstahl zu bauen. Kostet nicht viel Mehr, weil gerade die Fittinge im Bereich 2 Zoll aus Edelstahl günstiger sind als in Rotguss - und ich nicht weiß ob Rotguss so gut geeignet ist.
Stabiler wäre es auch, wenn auch etwas schwerer.
Den katalytischen Effekt von Kupfer brauche ich eigentlich auch nicht, weil ich mit dem Baby nur hochprozentiges aus Zuckermaische herstellen möchte. Ansonsten steht der Bauplan und die Einkaufsliste. Alles zusammen ohne Arbeit ca. 200 €, incl. 2 Schaufenster und Verschraubungen an der ober- und Unterseite (teuerste Positionen!)

Freu mich schon aufs Basteln :-)

LG Franky

RE: Frage an die Reflux Spezies

Hydroxyethan am 22.11.2013 15:47:23 | Region: Europa
Lieber Franky!

Klar, Edelstahl geht sehr gut, schlechterer Wärmeleitwert als Kupfer, das ist gut in Kolonnen. Puristen lehnen allerdings V4A wegen des enthaltenen Molybdäns ab, V2A ist gut. Weich- oder Hartlöten zum Kupfer ist allerdings ein Schmerz im Hintern, nix für Anfänger.

Ja, Schaugläser sind teuer... :-(

Rotguss ist in der Tat nicht so dolle, wegen der dort enthaltenen Schwermetallspuren. Wenn, dann mit Salzsäure behandeln, das löst die oberflächlich vorhandenen. Glänzt dann aber nicht mehr so schön.

Schwefelverbindungen können auch in reinen Zuckermaischen entstehen, wenn die Hefe nicht so glücklich ist. Ist Deine Brennblase aus Kupfer, reicht das, wenn sauber poliert. Ansonsten gibt es auch Topfschrubber aus Kupfer, die als Packung eingebracht werden können. Nicht mit Messingschrubbern verwechseln! Ansonsten kann man den unteren Teil der Packung ca 10 cm mit selbst geschnittenen Raschigringen aus dünnem Kupferrohr füllen, funktioniert auch gut.

Na dann, wenn Du fertig bist, zeig uns ein Photo, bin schon sehr gespannt auf Deine Konstruktion...

Liebe Grüße, Hydroxyethan