Diskussion - Schnaps, Ätherische Öle, Essig

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Juni 2018:

Seit der letzten größeren Umstellung der homepage und der Foren sind inzwischen unglaubliche 16 Jahre (!) vergangen. Wenn man bedenkt, dass im Internetbereich bereits zwei bis drei Jahre eine Ewigkeit sind, ist das durchaus beachtlich. Jedenfalls hat sich inzwischen technologisch dermaßen viel getan, dass es zwingend notwendig geworden ist, nicht nur die Foren, sondern gleich den gesamten Web-Auftritt von Grund auf komplett neu zu gestalten und die Programmierung auf den letzten Stand der Technik zu bringen. Einhergehend wurden natürlich diverse neue Features eingeführt, z.B. war es längst überfällig, dass zu einem Forumsbeitrag auch Bilder hochgeladen oder die Foren mittels RSS-feed abonniert werden können. Bilder, die auf externe homepages gespeichert und dann hier mittels img-tag eingebunden wurden, haben wir selbstverständlich nachträglich eingepflegt, damit keine wertvolle Information verloren geht. Jedenfalls wünschen wir auch weiterhin viel Spaß beim Erfahrungsaustausch und Ausprobieren!

Juni 2002:

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So das war's auch schon, wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Erfahrungsaustausch, Lesen, Beiträge verfassen und natürlich auch beim anschließenden Ausprobieren! Dr. Malle & Dr. Schmickl

Fragen zum ersten Versuch mit Weißwein

Knut am 20.12.2013 16:19:09 | Region: nicht Österreich
Hallo liebe Brenngemeinde,

um mich langsam an das ganze Thema heranzutasten und den nächsten Schritt zu wagen, habe ich heute beschlossen, meinen ersten Versuch mit Wein zu starten, bevor irgendeine Maische benutzt wird.

Ich werde zunächst erstmal einen Reinigungslauf mit Essigwasser vornehmen, so wie bei unseren englischsprachigen Freunden der homedistiller Webseite vorgschlagen. Außerdem habe ich mir ein paar Liter billigen Aldi-Weißwein besorgt.

Jetzt meine Gedankengänge dazu, von denen ich hoffe das ihr sie mir bestätigen könnt:

Ich dachte mir, ich könnte diesen ersten Versuch dazu nutzen, die Destille zu eichen, sprich: die Temperaturen aufzuschreiben, damit ich in Zukunft besser abtrennen kann.
Soweit ich gelesen habe, entsteht bei Weißwein ja kein Vorlauf. Also müsste ja die Temperatur, bei dann zum ersten mal etwas heraustropft, praktisch auch die sein, bei der ich später dann auch anfange den Mittellauf aufzufangen, oder?

Würde ich dann später einen Versuch mit Maische machen, reduziere ich die Temperatur, sobald es anfängt zu tropfen und warte dann, bis die Temperatur erreicht ist, bei der beim Wein dann das erste Destillat erschien. Natürlich plus Geruchstest und was man noch so macht, um den Mittellauf zu bestimmen.

Noch eine Frage zum enstehenden Destillat: Was kann ich hier geschmacklich erwarten? Wird noch was vom Wein zu schmecken sein, ähnlich einem Grappa z.B.? Oder hab ich es hier dann eher mit einem geschmackslosen Destillat zu tun, das ich z.B. reduzieren und später einmal zum herstellen von Geisten benutzen kann?

Ich würde mich freuen wenn ihr eure Meinung kund tut. Ich möchte das ganze methodisch angehen und eure Erfahrung würde mir sicherlich helfen.

Danke,

der Knut :)

RE: Fragen zum ersten Versuch mit Weißwein

der wo am 20.12.2013 21:51:03 | Region: da wer
Hallo Knut,
Du machst alles richtig, solltest aber bald mal mit Zuckermaische üben, und zwar mit einer, die man nicht noch 2 Monate lagern soll vor dem Brennen, sondern einer wo es etwas schneller geht, sonst kommst du ja nie weiter. Das Problem bei Wein ist, daß du wenig über das sensorische Abtrennen von Vor- und Nachlauf lernen wirst, da Wein geschwefelt ist, und dieser Geruch zu viel überdeckt. Du bekommst ihn erst im Nachhinein weg, zB mit Luft reinblasen mit einem Milchaufschäumer. Ich habs nur einmal gemacht, dauerte ewig und die Wohnung stank danach.
Vorlauf entsteht nur beim Gären, nicht beim Destillieren. Aber sehr wohl sind auch im Wein Vorlaufprodukte, zwar kein/kaum Methanol (da nur der Saft der Trauben vergoren wird und keine Schalen, Kerne, holziges), aber sehr wohl die anderen (Essigvorprodukte, Klebstoffgeruch). Das Destillat wird aber nicht ungesünder als der Ausgangswein werden. Aber trotzdem, gerade da man beim Brennen von Wein oder Zuckermaische ein relativ geschmackloses Produkt bekommt, tritt der Vor- und Nachlaufgeschmack recht deutlich hervor (wenn der Schwefel dann weg ist).

Ganz vernünftig von dir: alles aufschreiben: wieviel l und Vol% im Kessel, wann der erste Tropfen kommt (aber nicht erst runterschalten, wenns tropft. Sondern, ohne Steigrohr, wenn das Thermometer anfängt zu steigen, mit Steigrohr, wenn dieses oben heiß wird, erstmal ganz runterdrehen, es geht nämlich dann plötzlich alles ganz schnell...), und dann z.B.:
.
.
bis 81° 30ml
81-82° 30ml
82-83° 100ml
83-84° 200ml
.
.
. und gegen Ende auch die Vol%, vergleiche dein Alkometer vorher mit gekauftem Schnaps
88-89° 70ml 65%
89-90° 50ml 60%
90-91° 30ml 55%
.
.
und natürlich die Abschnitte auch verdünnt riechen/kosten


Anhand dieser Daten wirst du feststellen, dass gerade am Anfang der Destillation erstmal pro verstrichem °C wenig ml kommen, du also wenn du nach °C großzügig abtrennst nicht viel verlierst, der Schnaps dann aber wesentlich runder wird, (anders bei Fruchtmaischen oder Geisten, wo Du dann nämlich ev. viel Fruchtaroma verlierst).

Daß der Beginn des Mittellaufs unterschiedlich ist, je nach Alkgehalt der Maische/Wein weißt du ja wahrscheinlich, die °C und die Vol% werden aber immer die gleichen sein.

Viel Spaß,
der wo

RE: Fragen zum ersten Versuch mit Weißwein

Knut am 21.12.2013 11:58:25 | Region: Nicht Österreich
Hallo der Wo,

erstmal vielen Dank für deine Antwort, das hilft mir weiter.

Ich fasse das mal kurz zusammen:

Es wird Vorlauf entstehen, allerdings kann ich den erst nachher erschmecken, während des brennens kann ich ihn nicht erriechen, da der Schwefelgeruch alles überdeckt.

Ich schalte die Temp. runter, sobald das Thermometer steigt und schreibe dann nach deiner Methode auf.

Den Mittellauf erkenne ich also nicht direkt an den Temperaturen (kann man vielleicht als ungefähr-Wert nutzen), sondern an einer Kombination auf Vol% und Temperatur.

Ich werde heute mal starten und gucken was passiert. Haben ja auch schon andere hingekriegt, mit ein wenig Übung wird das also wohl auch bei mir klappen :)

Danke erstmal,

der Knut :)

RE: Fragen zum ersten Versuch mit Weißwein

der wo am 22.12.2013 18:11:15 | Region: da wer
Na, wie wars?

Anfang und Ende des Mittellaufs erkennst Du sowohl an den °C als auch an den %, aber beide Methoden sind gewissen Messungenauigkeiten unterworfen, daher (bis du deine Destille kennst) fleißig beides messen. Aber am Ende entscheidet der Geschmack. Den Vorlauf sensorisch abzutrennen unter Berücksichtigung des Thermometers ist das Ziel.
Das Ende des Ml kann man auch gut mit dem Alkometer beobachten, aber hier ist das noch mehr eine Geschmacksfrage, es geht nicht auch um die Gesundheit.
Zum Abtrennen sind auch die ml pro verstrichenem °C interessant. Während des Vl steigt die Temp noch schnell an, während des Ml bleibt sie lange stabil, zum Nl hin gehts dann auch wieder schneller (zweites nur schwach bei sehr alkoholarmen Maischen). Dieser Effekt ist größer je stärker die Trennleistung deiner Destille ist, also zB mit einem langen Steigrohr besser zu beobachten.
Das Aufschreiben hilft beim Lernen. Beim Aufspüren von Fehlern und zum Vergleich mit deinem Geschmacksinn.
Schau, mein Thermometer misst 2° zuviel, mein Alkometer 5% zuviel, mein Vinometer ist bei Weinstärke korrekt, braucht aber 30%, um 20% anzuzeigen und zeigt bei 0% immer noch 5% an. Ich wäre hier der ideale Kandidat für so Fragen wie "meine ungezuckerte Maische gärt auf 20%", "warum bekomme ich aus 5l Wein nur 100ml Mittellauf?", "hatte beim 10l-Wein-Destillieren 500ml Vorlauf"...

Gruß,
der wo

RE: Fragen zum ersten Versuch mit Weißwein

Knut am 23.12.2013 09:48:15 | Region: nicht Österreich
Hi,

man, das war ein Spaß :). Aber wie das immer so ist, wirft dann so ein Versuch auch viele neue Fragen auf.
Ich bin sehr froh das ich erst den Reinigsungslauf gemacht habe, dabei konnte man nämlich schön sehen wo der Aufbau noch zu verbessern ist. Der Test mit dem Wein war dann genau so, wie du es beschrieben hast. Seltsamer Geruch, vom ersten bis zum letzten Tropfen. Einen Tag später roch es dann schon wesentlich besser. Aber ich denke es hat gut hingehauen. Aus 4,5 Liter Wein habe ich knapp 500 ML Destillat erhalten (% hab ich gerade nicht im Kopf, war um die 60 bei der Gesamtmenge).

Der Lerneffekt war super. Leider reagiert das Thermometer der Anlage recht träge (ist nicht für diesen Zweck ausgelegt), aber man konnte letztlich trotzdem alle von dir beschriebenen Effekte beobachten. Das schnelle ansteigen, das stocken der Temperatur, etc.

Dadurch ermutigt, hab ich es dann gewagt, ein paar Liter Zwetschgenmaische, die mir ein Bekannter zur Verfügung gestellt hat, zu brennen. Hier kam dann der AHA-Effekt. Klarer Klebstoffgeruch beim Vorlauf, stockende Temperatur, schnelles Tropfen beim Herz, auch das Abtrennen des Nachlaufs war relativ einfach durch Temperatur und Messung des Alkoholgehaltes. Einfach super. Das ganze hab ich aufgeschrieben, werd die Tabelle bei den nächsten Versuchen aber noch verbessern.

Ich habe noch einige Fragen, da werd ich aber wohl einen neuen Thread zu machen. Da geht es eher um die Destille. Ist es möglich das bei einer einfacher Potstill und einer Maische von ca. 14% direkt 75% Alc im Destillat zu gewinnen? Das kam nämlich bei mir raus. Allerdings ist die Anlage modifiziert. Ich vermute dadurch ist es eben nicht mehr einfach nur eine Potstill. Aber das werde ich bei Gelegenheit in einem anderen Thread erläutern, dann auch mit Bildern.

Vielen Dank für die Tipps und die Hilfe,

der Knut