Meine Erfahrungen...
Seit gut einem halben Jahr brenne ich nun meinen eigenen Schnaps... Die Destille ist ein Geschenk meiner Freundin aus Litauen, die dort vor 20 Jahren selber gebrannt hat... Mit diesem Geschenk, das ich eigentlich nur aus Neugier mitgenommen habe, hat alles angefangen... Die Destille besteht aus einem Metallbehälter, der mit kalten Wasser durchflutet wird... In diesem Behälter ist eine Kupferspirale, die am Ein- und Austritt des Metallbehälters mit Messinglot verschweisst ist... Obwohl die Erinnerungen meiner Freundin nur sehr dürftig waren, haben wir (und mein Daddy) zusammen, das Prinzip erarbeitet... Als erstes musste ein Behälter zum Ansetzen und Brennen her... Meiner Freundin nach benötigte man 8 Kilo Zucker, ein Pfund Hefe und 40 Liter Wasser für 8 Liter guten Schnaps... Da mir aber keine Gelegenheit gegeben war, einen 60 Liter-Topf aufzutreiben (geschweige dessen Inhalt zum Kochen zu bringen), haben wir einen alten emaillierten Einkochtopf genommen und die Mengen halbiert... Um den Deckel abzudichten, haben wir eine Silikondichtung als Meterware verwendet... Den Stoss habe ich mit einem Spezialkleber verklebt... Da dieser trotzdem einmal undicht wurde, klebe ich nun den Deckel immer in 2 Lagen mit Panzerband (das silberne mit dem Gewebe drin) ab... Der litauischen Methode, Brot mit Wasser zu einem Brei zu verkneten und damit den Deckel abzudichten, habe ich nicht so viel Vetrauen :-) geschenkt... Das nächste Problem war der Auslass im Topfdeckel... Dort einen Anschluss einzuschweissen, erwies sich schwerer als vermutet, da das Blech unter der Emaille nur hauchdünn ist... Hat aber funktioniert... Trotzdem rostet es sich dort so vor sich hin, dass ich demnächst wohl eine andere Lösung finden werden muss... Die Verbindung zwischen Topfdeckel und Destille habe ich mit einem Stück Edelstahlrohr aus dem Baumarkt hergestellt... Lediglich an den Übergängen Topf-Rohr und Rohr-Destille habe ich etwas Schlauch nehmen müssen, der mit Schlauchschellen fixiert ist... Der Schlauch ist ein transparenter Gewebeschlauch von Gardena, der laut Hersteller nur bis 40°C zugelassen ist, aber bisher ohne Beanstandungen standgehalten hat... Nach rund 30 Brennvorgängen, sollte dort auch nichts mehr ausgasen... Für den Wasseranschluss der Destille am Wasserhahn verwende ich so eine flexible Brause für 2 Euro, die ich abgeschnitten habe... Das Destillat filtriere ich noch einmal mit einem handelsüblichen Kaffeefilter... Soviel zur Hardware... Zum Ansetzen verwende ich 5 kg Zucker und 6 handelsübliche Hefewürfel (42 g)... Der Zucker wird in warmen Wasser im Topf aufgelöst... Die Hefewürfel kommen in eine Schüssel mit warmen Wasser und werden dort solange geknetet, bis sie sich vollkommen aufgelöst haben... Diese Mischung landet dann ebenfalls im Topf... Den Topf fülle ich dann bis etwa 10 cm unter den Rand mit warmen Wasser auf, stelle ihn im Badezimmer auf einem Kissen direkt an die Heizung und bedecke alles mit einer Decke... Zwischendurch Umrühren oder nicht hat bisher keinen Unterschied gezeigt... Ich setze Sonntags an und brenne am kommenden Samstag... Dann ist alles fertig... Für den Brennvorgang stelle ich den Herd zunächst auf höchste Stufe (3)... Sobald das Destillat läuft, stelle ich auf Stufe 2 herunter... Dann habe ich am Topf (Laserthermometer) etwa 86 °C... Wenn ich Früchte mit hineingebe (dazu gleich mehr Infos) sammele ich die ersten 200 ml separat (vielleicht mal für die Scheibenwaschanlage beim Auto oder so)... , da ich viel solches und viel solches gelesen habe und kein Risiko eingehen möchte... Nachdem etwa 4 Liter Schnaps herausgekommen sind, mache ich öfters eine Probe, ob das neue Destillat sich noch entzünden lässt und anfängt nach Wasser zu schmecken... Ab dem Zeitpunkt koche ich dann noch einen Liter aus, den ich beim nächsten Mal vor dem Kochvorgang einfach wieder in den Topf gebe und nochmal mitkoche... Ich sammele 2 Sorten von diesem Fusel... Die eine Sorte ist aus Früchten, die andere Sorte mit Kräutern... Ich habe nur einmal diese reine Zucker-Wasser-Hefe-Mischung gekocht... Am dem zweiten Mal ging es an das Experimentieren... Am besten geschmeckt haben bisher diese Sorten: Beim Ansetzen 150 gr. Kümmel mit in die Flüssigkeit geben... Fertig... Einmal habe ich beim Ansetzen eine Mischung aus 2 Beuteln Majoran, einem Beutel Thymian und einem Beutel Rosmarin mit in den Topf gegeben... Das hat dann irgendwie nach Krankenhaus geschmeckt... Als ich dann aber den abgefüllten Flaschen noch einige kleingeschnittene Knoblauchzehen hinzugefügt habe, war das plötzlich oberlecker... 20 Dosen Ananas (mit Saft) mit dem Mixer püriert, 2 Kilo Zucker (die Ananas und der Saft enthalten alleine schon sehr viel Zucker) und 6 Würfel Hefe waren ebenfalls nach einer Woche fertig gegoren... Einmal habe ich 20 Liter Glühwein direkt (ohne anzusetzen) aufgekocht... Auch sehr lecker... Hinterher blieb nur noch sehr viel, süsser Fruchtsaft übrig... Dort habe ich dann noch einen Beutel Orangen ausgepresst und auch die Schalen mit dazu gegeben, 3 Kilo Zucker mit den 6 Hefewürfeln angesetzt... Beim nächsten Mal wollte ich mir diesen zweiten Kochvorgang sparen und habe dem Glühwein die Hefe hinzugegeben... Das hat nicht funktioniert... Verwendet man zu viel Hefe oder ist der Gärvorgang nicht abgeschlossen, wird das Destillat trübe, was aber dem Geschmack nicht schadet... Am besten ist bisher der Pfefferminzschnaps angekommen... Dazu habe ich eine Grosspackung (50 Beutel) Pfefferminztee genommen, diesen aus den Beutel befreit und in einem Topf aufgekocht habe... Ich habe immer etwa den Inhalt von 10 Beuteln mit 3 Liter Wasser und einem Kilo Zucker gekocht und in meinen grossen Topf gegeben... Als das Ganze dann handwarm war, die Hefe dazu und stehenlassen... In einem späteren Versuch hatte ich billigen Pfefferminztee verwendet, was dazu führte, dass kaum Mentholgeschmack vorhanden war... Also lieber einen Euro drauflegen... Morgen möchte ich probieren, ob die auf http://www.wostok.de/archiv/2-99/kultur/index.html beschriebene Beschleunigung durch Zugabe von Erbsen und Milch tatsächlich funktioniert... nur werde ich etwas weniger Hefe verwenden... Für danach habe ich schon 18 Liter Apfelsaft und für danach 2 Grosspackungen Wildkirschtee bereitstehen... Liebe Grüsse, Ruckzuck