Diskussion - Schnaps, Ätherische Öle, Essig

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Nachlauf in restliche Maische?

Thomas am 29.09.2014 11:22:09 | Region: Wien
Liebes Forum,

habe gestern zum ersten Mal meine eigene Maische gebrannt, bzw. die ersten 6 Liter einer 12 Liter Marillenmaische. Alles soweit gut geklappt, riecht gut und sind zirka 500ml Edelbrand geworden.

Ich habe mich jetzt gefragt ob ich die zirka 300ml Nachlauf in die restliche Maische gebe, die ich eh frühestens nächstes Wochenende brennen kann. Der Nachlauf hat immer noch einen angenehmen Marillengeruch und die Hoffnung wäre, dass ich noch mehr Aroma aus der restlichen Maische bekomme und die Gesamtausbeute erhöhe, da ich ja diese 300ml quasi das zweite Mal brenne.

Hat hier jemand einen guten Rat aus Erfahrung? Bringt das was oder schade ich vielleicht sogar dem Geschmack.

Vielen Dank, Thomas

RE: Nachlauf in restliche Maische?

Kellergeist am 30.09.2014 14:26:34 | Region: Wien
? Vol% hat Deine Maische?
Brennst du mit einer Pot-Still?
Bei ? °C hast du den Edelbrand vom Nachlauf abgetrennt?
? Vol% hat dein Edelbrand vor dem Verdünnen auf Trinkstärke?
Bis ? °C hast du den Nachlauf gebrannt?

Vorgehensweise beim 1x Brennen von hochprozentigen Maischen in Pot-Stil:

Maische muss mehr als 10 Vol% haben.
Vorlaufabtrennung bis 78°C dann bis min 90 max 92°C brennen.
Zu frühes Abtrennen des Vorlaufes fühjrt zu Aromaverlust, da die dafür zuständigen ätherischen Öle eher im hohen Siedebereich mitkommen. Tipp: kauf die das Buch vom Doc

RE: Nachlauf in restliche Maische?

Stefan am 07.10.2014 16:08:17 | Region: Ö
Lieber Thomas,

wir trennen Vor/Nachlauf und Herzstück sensorisch nach der Bechermethode, Maischemengen zw. 30 und 240 Liter/Sorte, zweifaches Brennen in der Potstill.

Das Herzstück gleich nach dem Vorlauf ist für uns die A-Charge, wenn der Brand noch gut und noch nicht nachläufig, aber nicht mehr so brillant wie die A-Charge ist kommt das in ein eigenes Gefäß und ist die B-Charge.

Den Nachlauf verwende ich zum Einreiben der Pferde, der Füße und für die Waschanlage des Autos im Winter. Warum ich den Nachlauf (den ich ja nicht haben will) in die nächste gute Maische schütten soll habe ich noch nie verstanden.

Allenfalls Nachlauf sammeln

RE: Nachlauf in restliche Maische?

Thomas am 10.10.2014 16:24:24 | Region: Wien
Lieber Stefan und Kellergeist

erst einmal vielen Dank für die Antworten. Ich war mir allerdings nicht bewußt, daß meine Frage so dumm war, wie die Antworten das vermuten lassen.

Vorweg: von der Theorie ist alles klar, ich brenne nicht nur in einer Schmickl Distille, sondern befolge auch die Anweisungen aus seinem Buch. Das Ergebnis von 500ml Mittellauf ist (meiner Meinung nach) hervorragend.

Die Frage war lediglich, ob es Sinn machen kann den Nachlauf nocheinaml zu brennen und zwar mit der verbliebenen Maische. Laut Schmickl kann mehr Aroma aus der Maische entnommen werden, wenn die Maische mehr Alkohol enthält, was man unter 10 vol% auch machen sollte wenn man nur ein mal brennen möchte. Der Nachlauf schmeckt nicht so "crisp" wie der Mittellauf (wie erwartet und beschrieben) aber er hat immer noch ein gutes Marillenaroma und keinerlei störenden Nebenaromen. Läge es da nicht nahe diesen Nachlauf in die Maische zu geben? Oder mache ich damit den Mittellauf aus meiner zweiten Charge lasch?

Dass wir hier von keiner massiven Erhöhung des Alkohols in der Maische reden, wenn ich 300ml Nachlauf mit +/- 25 vol% in 6 Liter Maische mit 9.5 vol% gebe ist mir schon klar, aber vielleicht bringen die zweiten 6 Liter dann 550 ml Mittellauf und nicht "nur" 500 ml wie die erste Charge.

Vielleicht hat jemand im Forum das schon einmal probiert und kann davon abraten oder postitives berichten?

Liebe Grüße, Thomas

RE: Nachlauf in restliche Maische?

der verrückte Hutmacher am 11.10.2014 11:17:03 | Region: Wunderland
Ich habe bei Whiskymaischen immer den Nachlauf vom letzten Mal mit in den Kessel gekippt. Das hat meiner Meinung nach 2 Vorteile:
1. Sidebereich herabsetzen; Ich arbeite mit Bierhefe und vergäre nur bis 13-14%vol. Durch den Nachlauf erhöhe ich den Alkoholgehalt der Maische und bekomme dadurch eine bessere Temperaturkurve beim einmaligen Brennen.

2. Bekomme ich so eine bessere Ausbeute und weniger Nachlauf, weil siehe (1) ein größerer Teil des Destillationsvorganges unter 91° stattfindet. Man sollte dann natürlich ab 90°C aufpassen und sauber abtrennen, weil ja eben mehr Nachlaufstoffe in der Maische enthalten sind.

RE: Nachlauf in restliche Maische?

der wo am 11.10.2014 12:20:40 | Region: da wer
Hallo Thomas,

6l 9.5% ergaben 500ml Mittellauf und 300ml 25% Nachlauf.
Bei 9.5% müsstest du mit einer Potstill und Einmalbrennen mehr Nachlauf als Mittellauf herausbekommen, könnte es sein, daß du den Nachlauf zu früh beendet hast? Daß dein Nachlauf nur 25% hat, spricht aber dafür, daß du ihn nicht zu früh beendet hast... wieviel % hat der Mittellauf?
Passt alles nicht ganz zusammen.
Probier doch mal mit den zweiten 6l aus doppelt zu brennen? Falls der Schnaps genausogut schmecken sollte, hast du eine höhere Ausbeute. Vielleicht schmeckt er sogar besser, da du bei höheren % im Kessel besser abtrennen kannst?

Aber zu deiner Frage:
Früher war das schon so, die Vor- und Nachläufe des letzten Jahres wurden zu der brennfertigen Maische gekippt und somit wiederverwertet. So konnte man sich außerdem das Zweimalbrennen sparen. Man hatte damals allerdings auch keine andere gewinnbringende andere Verwertung für Nachläufe. Heute wird aus den Nachläufen Neutralalkohol hergestellt, was sich je nach Land mehr oder weniger rechnet. Es gibt heute so gut wie niemanden mehr, der das was du überlegst macht, außer halt aus Gründen wie "der Uropa, Opa und Papa habens so gemacht und es war immer der beste Slibowitz im Dorf..."
Überhaupt, wenn man doppelt brennt oder mit einer Anlage mit Verstärkung, ist der Anteil an Nachlauf auch bei niedrig%igen Maischen nicht mehr so hoch.
Etwas anderes ist es bei Whiskey: Dort wird viel mehr mit den Nachlaufaromen gespielt, sowohl Nachlauf aus dem Feinbrand in den Kessel, als auch die ausgekochte Schlempe teilweise anstelle Wasser zur nächsten Maischebereitung gekippt, wodurch ja auch der Nachlaufanteil steigt. Allerdings werden Whiskeys bei der Fasslagerung Kohle ausgesetzt, was den Nachlauf wiederum verringert...

Wer kann wirklich sicher sagen, was am besten ist?
-ganz normal den Nachlauf nicht verwenden
-den Nachlauf verwenden und bei etwas früherer Temp den Mittellauf beenden
-den Nachlauf verwenden und den nun etwas zu nachlaufhaltigen Marillenbrand mit wohldosiertem Einsatz von Aktivkohle aufbereiten
Ich denke, wenn die Maische gut ist, können alle drei gut werden...

aaaber wenn du schon den Nachteil hast, deine Maische in zwei Durchgängen destillieren zu müssen, solltest du unbedingt den Vorteil nutzen, irgendetwas auszuprobieren (und uns berichten!), sonst ist es ja langeweilig. Ich zB habe Holunderbeeren im Gefrierfach, zu wenig für eine Maische, zu viel für einen Geist in meiner Anlage. Also mache ich zweimal einen Geist, wobei ich einmal den Alk im Kessel mehr verdünne als beim anderen mal. Oder einmal Geist, einmal destillierter Angesetzter.

Gruß, der wo

RE: Nachlauf in restliche Maische?

Hydroxyethan am 11.10.2014 22:59:16 | Region: Europa
Lieber Thomas!

Kann man machen, wird auch aromaintensiver, birgt jedoch (bei Pot) das Risiko der leichten Qualitätsverschlechterung der 2. Charge. Würde eher 2. Charge normal brennen, dann beide Nachlauffraktionen zusammenkippen und diese ein 2. mal brennen. Mehr Kontrolle! Das Ergebnis wird Dich überraschen, lohnt.

MFG Hydroxyethan