Diskussion - Schnaps, Ätherische Öle, Essig

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Juni 2018:

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Neuer Destillieraufsatz ... Problem mit der Temperatur.

El Orujo am 27.07.2009 10:53:28 | Region: Bali
Guten Tag zusammen :-)

ich habe kürzlich nach einer Anleitung aus diesem Diskussionsforum einen Destillieraufsatz für "kleine Töpfe" (5-max.10 L) aus Kupferrohr zusammengelötet.
Hier ein kurzer Abriss, damit wir wissen womit wirs zu tun haben: Topfdeckel->Borddurchführung 1 Zoll Messing, Schraubfitting, Steigrohr 10cm x 22mm (Gesamthöhe aber schon eher 20cm). Oben drauf Korken mit digitalem Thermometer. Seitlich vom Steigrohr weg das Geistrohr, ca 20-25cm x 15mm (ganz wenig Gefälle), danach 180 Grad Biegung, Geistrohr geht dann weiter auf ca. 50 cm Länge durch Liebigkühler ummantelt (mit ca 20 Grad Gefälle).
Das sollte einen Eindruck geben.

Ich habe dann auch mal sowohl einen Dichtigkeits- als auch Temperaturcheck gemacht, indem ich einfach mal Wasser in der Anlage gekocht habe. Fazit: das Ding ist dicht (natürlich mit Ausnahme des Auslasses) und Wasser kocht bei 100 Grad (das hat mir das Thermometer im Korkstopfen angezeigt).
Gestern nun die Feuerprobe mit etwa 2 Liter Wein, den keiner trinken will. Ich möchte gleich mal voranschieben, daß es eigentlich ganz gut geklappt hat, ich habe knapp 1/2l 40% igen rausgekriegt, das kommt ungefähr hin.... aber die Sache mit der Temperatur gibt mir doch zu denken.
Hier ist nämlich folgendes passiert: ich heize den Topf an (natürlich habe ich noch keinerlei Ahnung wie sich der Temperaturverlauf mit der neuen Anlage gestaltet). Ab ca. 40 Grad steigt die Temperatur plötzlich rapide an, so daß ich binnen 1 Minute oder so schon auf 91 Grad war.
(Ich rede hierbei natürlich immer davon was das Thermometer im Dampf anzeigt)
Wir fangen also direkt mit dem Nachlauf an, grossartig . Gut, denk ich mir, is ja nur ein Test. Ein kleines Rinnsal tröpfelt aus dem Aufsatz raus, wunderbar. Die ersten 100ml bei ca 65%. Ich reduziere testhalber die Temperatur, bei ca 90 Grad kommt gar nix mehr. Nach einer Zeit des Hoffens gebe ich wieder ein bisschen Gas und bei ca 93 Grad tröpfelt es wieder. Das Ganze funktioniert dann bis ca 98 Grad, wo eine Alkoholkonzentration von wenn überhaupt 5-10% da ist, damit war das Experiment dann beendet.

Wenn ich bedenke, daß eigentlich bei knapp 80 Grad schon etwas rauströpfeln und ab 91 Grad der Nachlauf beginnen sollte (bitte keine Diskussionen um die genauen Temperaturen, ich hab die Literatur grade nicht zum nachschauen hier), gibt mir dieser Temperaturverlauf stark zu denken.
Die Fakten sind wie gesagt:
- Digitales Thermometer zeigt bei Wasserdampf (kochendes Wasser) 100 Grad an, das sollte ausreichend genau sein.
- Ich hab so ziemlich den gesamten Alk aus dem Wein rausbekommen.
- Unter 90 Grad Dampftemperatur läuft kein Destillat.


Hat jemand schonmal ähnliche Erfahrungen gemacht und kann mir etwas dazu sagen ?
Könnte das Temperaturproblem aus Fehlern in der Konstruktion herrühren ?
Genügt ggf. der Korken nicht als Isolierung gegenüber dem Rohr, so daß das Thermometer noch zusätzlich angeheizt wird ?
Oder habe ich einfach nur zu harsch angeheizt und eine Reduzierung der Temperatur funktioniert grundsätzlich nicht ...?

Danke für alle Gedanken,
El Orujo

RE: Neuer Destillieraufsatz ... Problem mit der Temperatur.

Friese am 27.07.2009 16:36:32 | Region: Nds
Hallo El Orujo,

der Grund für dein Problem mit der Temperatur könnte eine zu große Kesselhitze und bzw. oder ein zu kleines Steigrohr sein. Ethanol hat eine Siedetemperatur von 78° C. Somit müssten die ersten Tropfen auftauchen, wenn das Thermometer >78°C aufzeigt.
Durch die hohe Hitze am Kesselboden ( über 100° C ) verdampft natürlich auch das Wasser. Im Steigrohr soll das Wasser wiederum kondensieren und in den Kessel zurück tropfen.
Ich denke, bei dir erreicht zuviel Wasserdampf das Geistrohr. Das würde auch den verhältnismäßig geringen Alkoholgehalt von 40% erklären.

Gruß nach Bali
Friese

RE: Neuer Destillieraufsatz ... Problem mit der Temperatur.

El Orujo am 28.07.2009 15:32:55 | Region: Bali
Tach :-)

ja, das war auch ein Gedanke der mir gestern mal gekommen war. Ich habe einen ziemlich kleinen Topf verwendet (3 Liter). Die freibleibende "Glocke" (Luft im Topf+Deckel) war dadurch gerade mal 3-4 cm. Man könnte das also als "randvoll" bezeichnen.
Mein nächster Versuch wird dann mit einem höhrern Topf sein.

Das mit den 40% hast du glaub ich falsch verstanden. Die ersten 100ml waren schon ca 65%. Das ist, bei einem Ausgangsmaterial von ca 11% Gehalt, vielleicht gar nicht SO schlecht, allderings hatte ich, wenn ich mich recht erinnere, mit meiner Alembik bei gleichen Voraussetzungen schon etwas bessere Werte.

Gut, ich werde also erstmal den anderen Topf und langsamer aufheizen versuchen, dann schaumer weiter. Danke schonmal.

Gruß aus dem schönen Bali,
El Orujo

RE: Neuer Destillieraufsatz ... Problem mit der Temperatur.

Freise am 29.07.2009 11:19:55 | Region: Nds
Hallo El Orujo,

ich habe mir in der Galerie mal die Brennanlagen angeschaut. Vom alten Waschtopf und Tonkrüge bis hin zur Milchkanne wird wohl alles zur Destille umfunktioniert. Naja, der Fantasie sind halt keine Grenzen gesetzt. Die meisten Anlagen jedoch, so auch die Anlage 73, erscheinen mir wohl eher zur Schnapsveredelung als zum Ausbrennen der Maische geeignet zu sein.
Meine Destille ist ebenfalls fast baugleich mit Foto 73. Ich benutze die Anlage so nur um im Geistverfahren Schnäpse zu veredeln.
Bei meiner Anlage ist das Oberteil ( Geistrohr mit Thermometer ) abschraubbar. Um die Maische auszubrennen, >das heißt, den Ethanol von Wasser, Feststoffe und letztendlich auch vom Methanol zu trennen<, schraube ich ein ca. 2m langes Steigrohr ein. In diesem Fall hat die Anlage dann mehr Ähnlichkeit mit dem Foto Nr. 72. In dem 2m langem Steigrohr befindet sich ein zweites Rohr mit kleinerem Durchmesser um möglichst viel Fläche zum kondensieren zu bieten.
Fazit: Bei meiner Destille stimmen die Thermometerwerte mit den Vorgaben überein. Im ersten Durchlauf beim Ausbrennen einer Maische erreicht die Anlage eine Reinheit (=Alkoholgehalt) von ca. 85%. Im zweiten Brand über 90%.

Viel Spaß noch beim Brennen und Basteln.
Friese

RE: Neuer Destillieraufsatz ... Problem mit der Temperatur.

were am 28.07.2009 13:14:51 | Region: EU
Ich könnte mir vorstellen, dass das an der Position des Thermometers liegt?

Bei der Schmickl-Anlage (die einzige, die ich kenne) sitzt das Thermomether unterhalb des Damfaustritts.

Bei Dir, so wie ich die Beschreibung verstanden habe, oberhalb.

RE: Neuer Destillieraufsatz ... Problem mit der Temperatur.

El Orujo am 28.07.2009 23:07:24 | Region: Bali
Mein Selbstbau entspricht ziemlich genau der Anlage 73 (in der Galerie), nur ohne das oben auf das Steigrohr angelötete 5cm (?) Stück. Mein Korken sitzt also direkt im Fitting.
Die Thermometerspitze sitzt hierbei ziemlich genau mittig am horizontalen Abgang zum Geistrohr. Ich war dabei von der Anweisung ausgegangen, die Temperatur am höchsten Punkt zu messen.
Du schreibst bei der Schmickl-Anlage sitzt das T. unterhalb des Dampfaustritts... wieviel unterhalb in etwa ?
Möglicherweise hat auch die Tatsache, daß nur ca 1cm der Thermometerspitze unten aus dem Korken rausguckt, einen Einfluss auf die Messung... müsste ich noch so 5cm Stück Rohr zusätzlich drauflöten. Na, ich machs erstmal mit Mehlpampe dran und probiers aus ;-)

Danke &Gruß
El Orujo

RE: Neuer Destillieraufsatz ... Problem mit der Temperatur.

El Orujo am 03.08.2009 11:00:37 | Region: Bali
Tag allerseits,

durch Verwendung eines größeren Topfs, langsamerem Anheizen und der Verlängerung des Steigrohrs um ein paar cm oberhalb des Übergangs zum Geistrohr (um das Thermometer besser in Position bringen zu können; wobei ich nicht glaube daß das DEN Effekt gebracht hat) habe ich gestern einen überaus erfolgreichen Testlauf mit korrekter Temperaturmessung durchführen können.
Destillieraufsatz Marke Eigenbau ist top ! ;-)

Gruß,
El Orujo