Diskussion - Schnaps, Ätherische Öle, Essig

Möchten Sie mit anderen Personen Ihre Erfahrungen bezüglich dem Schnapsbrennen, der Destillation ätherischer Öle und Hydrolate sowie der Essigherstellung austauschen? Bitte beachten Sie unsere Forenregeln (siehe Hilfreiche Tipps zur Benützung).

Schärfe nach Destillation in Doppelwanddestille

ulif am 20.08.2019 23:37:27 | Region: Hessen

Hallo,


ich habe folgendes Problem:
Seit ich mit einer Doppelwanddestille brenne, schmecken alle Schnäpse scharf.

Ich brenne seit einigen Jahren mit einer Alembik diverse Obstschäpse und -geiste, was immer (mit Ausnahme des Anbrennens) gut geklappt hat.
Seit 2 Jahren habe ich eine Doppelwanddestille und seitdem schmecken ausnahmslos alle Schnäpse scharf, auch Schlehen- und Himbeergeist, die ich mit gekauftem Alkohol (Primasprit) angesetzt
habe.

Ich bis so vorgegangen:

1. hochgradige Maischen, keine Gärstörungen aufgefallen. Allerdings recht langsame Vergärung bei etwa 15 Grad Raumtemperatur.
2. Bis 1- 3 Monate Lagerzeit bis zum Brennen unter Luftabschluss (Fässer nicht geöffnet). Maische sah beim Brennen gut aus.
3. Abbrennen in Doppelwanddestille (20l pot-still). Die Kammer habe ich mit etwa 8 l Glycerin gefüllt. Das Medium erreicht im Betrieb etwa 130 Grad. Obwohl theoretisch nicht erforderlich habe ich für doppeltes Brennen entschieden (durch das heiße Glyzerin recht träge Reaktion auf Änderung der Wärmezufuhr und dadurch schwierige Vorlaufabtrennung): Den Raubrand also ohne große Aufmerksamkeit mit großer Flamme ohne Vor- und Nachlaufabtrennung durchlaufen lassen.
4. Den Feinbrand dann mit penibler Vorlaufabtrennung in der Alembik. Vorlauf war auch gut zu erkennen. Nachlauf bei etwa 50- 45% abgetrennt.
5. Den Feinbrand auf 40-43% verdünnt. Das Ergebnis: Ausnahmslos immer eine starke Schärfe, die auch nach 1 Jahr Lagerung nicht völlig verschwunden ist.

Folgendes habe ich noch probiert (ohne Erfolg):
- Raubrand auf 30-40% verdünnt
- Destille mit Natronlauge und Zitronensäure gereinigt
- nochmaliges Brennen

Ich bin jetzt einigermaßen ratlos. Insbesondere kann ich mir nicht erklären, dass auch bei den Geisten die gleiche unangenehme Schärfe auftritt.

Was ich noch probieren könnte (wovon ich mir aber nichts erwarte):
- Vor- und Nachlauf schon beim Raubrand abtrennen (funktioniert beim Feinbrand eigentlich prima)
- Raubrand stärker verdünnen (meine ich im Forum gelesen zu haben, Sinn habe ich aber nicht verstanden)

Danke für Eure Ideen und Hilfe!


ulif

RE: Schärfe nach Destillation in Doppelwanddestille

Stephan am 22.08.2019 09:03:04 | Region: Österreich

Hallo ulif,


wenn du von hochgradiger Maische sprichst, wie viel % hat diese dann?

Interessieren würde mich auch warum du unbedingt 2 mal brennen willst? Bei jedem Brennvorgang geht dir wohl oder übel Aroma flöten.

Brenne doppelt weil ich niedriggradige Maische habe. Raubrand hat dann ~20%vol. Danach Feinbrand.


Den Vorgang den du beschrieben hast, hast du bei der "alten" Destille genau gleich durchgeführt, oder gibts Abweichungen?

Zum Brennvorgang.


Aus meiner Sicht ist Nachlaufabtrennung bei 45-50% bereits viel zu spät. Generiert auch Schärfe. Aber bei diesem Thema bekommt man von 3 Brennern 4 verschiedene Meinungen. Das hast du aber vorher auch so gemacht stimmts?


Einziger Unterschied ist die Raubrand Herstellung. Siedepunkt vom befüllten Glycerin bei 130°. Vl. Hats damit zu tun? Bei geschlossenen Systemen und Wasserbad hat man einen Überdruckeffekt dass man eben über die 100° Siedepunkt vom Wasser kommt. In welchem Bereich das genau liegt weiss ich auch nicht.


Gleich beim Raubrand Vorlauf abzutrennen sehe ich nicht als sinnvoll.

Doppelte Arbeit, mehr Verlust.


Lg

St.

RE: Schärfe nach Destillation in Doppelwanddestille

ulif am 24.08.2019 23:26:27 | Region: Hessen

Hallo Stephan,


vielen Dank für die Hinweise.


ergänzende Angaben:


1. hochgradige Maische: gemessen habe ich es nicht, nach Zuckerzusatz und Ausbeute aber 16-18%.

2. Grund für doppeltes brennen: Doppelwand führt zu großer Trägheit und schwerer Steuerbarkeit (Gas aus, Glyzerin trotzdem noch heiß und schon ist der Vorlauf durch). Kann man mit Erfahrung sicher lernen. Aber selbst wenn ich nur 1x brenne: Die Schärfe erklärt das nicht.

3. was stimmt ist, dass ich zum späten Nachlaufabtrennen neide. Das würde m.E. aber nur "Muffigkeit", nich aber die Schärfe erklären. Frühere Abtrennung wird trotzdem einen Versuch wert sein- Ohne Doppelwand habe ich eher bei 40% abgetrennt - zu spät für ein optimales Ergebnis kann ich akzeptieren, in jedem Falle hatte ich aber nie das Schärfeproblem.

4. Die Hitze durch die direkte Gasflamme ohne Doppelwand direkt an der Innenwand scheint mir auf jeden Fall höher zu sein als die 130 Grad. Und wenn schon: die eigentliche Trennung erfolgt beim Feinbrand.


Grüße


ulif