Diskussion - Schnaps, Ätherische Öle, Essig

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Schnellkochtopf - Destille

StefNer am 07.12.2013 21:11:35 | Region: München
Hallo Leute!

Ich würde gerne einen Schnellkochtopf zur Destillieranlage umbauen. In der Fotogalerie habe ich gesehen dass viele das machen - ein paar Fragen habe ich hierzu:

1. Muss der Schnellkochtopf aus Edelstahl sein? Ich habe hier noch einen alten von Silit der irgendwie beschichtet zu sein scheint.. oder muss da ein neuer her?

2. Muss die Gummi/Silikondichtung ersetzt werden? Wenn ja, wie macht man das am besten?

3. Kann ich die Anlage (ca. 5-6L geplant) mit meinem Hockerkocher betreiben? Hier lässt sich die Heizleistung ja besser regeln als auf der Herdplatte.


Worauf ist denn so allgemein beim Bau der Anlage aus einem Topf zu achten?

Ich würde ein Loch in den Deckel bohren , mit anständigen Dichtungen dann ein Gewindestück befestigen und daran ein Kupfernes T-Stück ..


Besten Gruß,
Stef

RE: Schnellkochtopf - Destille

Tickle am 08.12.2013 15:48:00 | Region: Virginia
Nein kannst du leider nicht ,er muss aus kupfer oder edelstahl sein ,(ich zitiere hydroxyethan) es könnten sich giftige stoffe raus lösen und du würdest sterben
Wenn du einen hockerkocher benutzt ( sehr empfehlenswert) dichte alles gut ab z.b. Den deckel mit klemmen oder so
P.s. Baue morgen auch meine 1. Destille freue mich schon drauf ;)

RE: Schnellkochtopf - Destille

StefNer am 09.12.2013 00:12:25 | Region: München
Hallo,

dass sich bei allem außer Kupfer und Edelstahl giftige Stoffe lösen können halte ich aber für Schwachsinn! Das lässt sich doch nicht so einfach über einen Kamm scheren..

Ich weiß nicht was das für eine Beschichtung ist - aber nehmen wir mal an es wäre Teflon, dann würde sich da sicher nichts herauslösen!!

Hat denn jemand Ahnung was das für ein Zeug sein könnte womit der Topf beschichtet ist? Er ist leider schon sehr alt, daher hab ich keine Anleitung oder Verpackung mehr wo das Modell draufstehen würde.

RE: Schnellkochtopf - Destille

Hydroxyethan am 09.12.2013 01:46:06 | Region: Europa
Sterben tun wir alle irgendwann :-)...

Das Problem bei Druckkochtöpfen ist das Dichtringmaterial, welches zwar zum kochen, aber eben leider meist nicht für heißen, hochkonz. EtOH- Dampf geeignet ist. Materialangabe (Butyl, EPDM, Silikone,...) oft nicht herauszufinden. Selbstdichtende T-Dichtung meist schwer durch PTFE zu ersetzen... wenn PTFE, dann natürlich geeignet.

Topf: Kein Alu, nix verzinktes, kein unlegierter Stahl, am besten Kupfer oder V2A, emailliert geht, wenn Schicht noch unbeschädigt, Topfdeckel muss DICHT!, STABIL!, und zum wechseln der Ladung praktisch sein.

Schreibe gerade an einem längeren Beitrag zu dem Thema, wenn Du noch ein paar Tage Zeit hast...

MFG Hydroxyethan

RE: Schnellkochtopf - Destille

Hydroxyethan am 09.12.2013 15:46:03 | Region: Europa
Lieber StefNer!

Schwachsinn ist ein starkes Wort und Tickle verwechselt gerne giftig, gesundheitlich bedenklich, technisch oder praktisch ungeeignet...

Aluminium ist meist eloxiert, die Oxidschicht schützt das unedle Aluminium. Ist diese zerkratzt, korrodiert das Alu in unserem doch sehr sauren Milieu. Das kann über die Zeit zu Undichtigkeiten führen. Ist also techn. nicht empfehlenswert. Ausserdem sind Al+++ Ionen in den letzten Jahren in Verruf geraten, da sie sich im ZNS anreichern und zu alzheimerähnlichen Symptomen führen können. Siehe Diskussion über Refluxmedikamente (Magaldrat, ein Schichtenantazidum, Al-Doppelsalz, oder Impfhilfsstoffe, Al- Hydroxid) Das ist in der Brennblase gesundheitlich eher weniger ein Problem, da Metallionen nicht in die dampfförmige Phase übergehen. Und die ausgekochte Plörre trinkst Du ja nicht. Im absteigenden Ast schon, dort bilden sich mit (im Destillat immer vorhandenen org. Säuren) lösliche Salze! Diese sind gerade bei Schwermetallen durchaus sehr giftig, reichern sich im Körper an. Daher ist es so wichtig, auf entsprechendes Lot zu achten.
Verzinktes Material fällt aus ähnlichen Gründen aus. Auch Rotguss, wenn nicht geätzt, in abgeschwächter Form. Enthält leider in geringem Maße Schwermetalle, die sich, wenn nicht geätzt, lösen können. Auch hier: In der Brennblase eher weniger ein Problem.

Du siehst, das Thema ist komplex... es bleiben also eigentlich nur 3 Materialien für eine Brennblase mit gutem Gewissen übrig: Edelstahl, Kupfer und Glas. Eventuell emailliertes Material, wenn Emailschicht noch nirgendwo abgeplatzt, oder Teflonbeschichtung. Letztere ist in größeren Töpfen aber selten. Hat schon seinen Grund, warum prof. Destillen aus eben jenen Materialien sind!

Gruß, Hydroxyethan

PS: Könnte Dir, wenn Photos einbinden möglich wäre, zeigen, was von einem kurzen Stück verzinkter Gewindestange nach mehrmaligem Maischekontakt übrig bleibt oder wie ein Stück Rotguss dann ausschaut... sehr beeindruckend, glaub mir bitte!

RE: Schnellkochtopf - Destille

fritz am 09.12.2013 22:05:45 | Region: jwd
hallo stef,

ich selbst baute meine erste destille aus einem alten schnellkochtopf, material aluminium, 7 liter.
für kleinere mengen oder geistbrände verwende ich ihn immer noch. bisher glaube ich, noch alle sieben sachen beieinander zu haben, die dichtung hat auch keinerlei geschmackliche spuren bei den bisherigen bränden (es ware deren einige) hinterlassen.
die frage nach der bohrung zwecks t-stück verstehe ich nicht. der reitz eines schnellkochtopfumbaus liegt u.a. doch gerade darin, daß z.b. im deckeckel schon ein loch ist, das man ggf. nur noch vergrößern muß.
ich denke, für den anfang ist ein schnellkochtopf ganz gut geeignet. für größere mengen sind dann ohnehin andere konstruktionen notwendig.

grüsse
fritz

RE: Schnellkochtopf - Destille

StefNer am 10.12.2013 14:13:06 | Region: München
Hallo,

Also nach den Fotos hier scheinen ja fast 50% der Anlagen auf einem Schnellkochtopf zu basieren - wie machen die denn das alle mit der Dichtung?

Dass das vielleicht nicht perfekt ist glaube ich gerne, aber ich möchte eigentlich kein großer Brenner werden - daher glaube ich (noch) nicht dass ich jemals die Anlage expandieren würde.

Die Frage wegen dem Loch: Ich habe sowohl Edelstahlbohrer als auch passende Fräsen zur verfügung - ein zweites Loch in den Topf zu bohren macht mir also keine Probleme. Ich würde das vorhandene Ventil dann lieber in takt lassen als "Backup" falls sich irgendwie doch zu viel Druck aufstauen würde.

Eine andere Frage:
Was nimmt man denn so ungefähr an Rohr(innen)durchmesser , bei solcher Anlagengröße? 8mm ?

Gruß,
Stef

RE: Schnellkochtopf - Destille

Hydroxyethan am 10.12.2013 15:28:42 | Region: Europa
Lieber StefNer!

Ja, viele basieren auf Schnellkochtöpfen, auch bei Youtube gerne genommen, UND DAS MACHT ANGST!!!

Was glaubst Du wohl, warum ober der Photogalerie ein FETTER; ROTER HINWEIS geschrieben steht, den offensichtlich die Leute einfach nicht lesen/gerne ignorieren... so nach dem Motto: Wenn´s mehrere so machen, kann´s ja nicht so verkehrt sein, die werden sich schon schlau gemacht haben, dann brauch ich das also nicht... Und da Die Effekte schleichend und langfristig sind... Direkt tot umfallen wirst Du sicher nicht, das ist ja das Problem!

Das ist der Lemminge-Effekt!!!

Gruß, Hydroxyethan

RE: Schnellkochtopf - Destille

Tickle am 10.12.2013 15:27:25 | Region: Virginia
Eigentlich eine gute idee ( solange nicht über offenem feuer) was meinst du den für ein kühler?eine frage an hydroxyethan bist du der einstein der destilation?du hast bisher fast jede frage im forum beantwortet weisst alles über die themen hier und mehr darüber hinaus bist du irgendwie meister destilatör?

RE: Schnellkochtopf - Destille

fritz am 10.12.2013 16:18:15 | Region: jwd
rohrinnendurchmesser meinst du steigrohr/geistrhr aus dem topfdeckel? wenn ja, so groß wie möglich: 20, 30, 40mmm. geistrohr 18-22mm. du willst ja, daß der dampf möglichst ungehindert aus dem topf abzieht. das ist erstens gut für das aroma und zweitens, damit kein druck im topf entsteht.

grüsse
fritz

RE: Schnellkochtopf - Destille

Hydroxyethan am 10.12.2013 14:52:35 | Region: Europa
Lieber Fritz!

Nur weil etwas funktioniert oder nach nichts schmeckt, heißt noch lange nicht, dass nichts drin ist. Ich sage nur Phtalate (Weichmacher), (UV)-Stabilisatoren, Zinkorganische Verbindungen, Fungizide (Silikone), u.s.w. Auch Bleisalze z.b. sind geschmacksneutral in den Dosierungen, die schon Probleme machen. Erinnere Dich an die alten bleihaltigen Glasuren in Keramik früher. Säurehaltiger Saft regelmäßig aus diesen getrunken hat fiese Probleme bereitet. Wenn Du merkst, dass etwas nicht stimmt ist der Schaden oft schon irreparabel. Warum das Risiko eingehen, wenn es (noch) umgangen werden kann?

Mein Tip: wenn Du nicht GENAU weißt, was Du verbaust, lass es! Du trinkst Dein Produkt ja höchstwahrscheinlich nicht nur ein mal im Jahr und wohl auch nicht alleine...

Aluminium wird nur in geringen Mengen intestinal resorbiert, daher muss man über lange Zeit hohe Mengen zu sich nehmen, bis das Probleme bereiten kann. Dies hängt aber auch von der jeweiligen Verbindung ab. Gibt sicher Schlimmeres, da würde mich ein nicht einschätzbares Dichtungsmaterial mehr beunruhigen. An Al stört mich mehr die Korrosionsanfälligkeit, in einem englischsprachigen Forum kannst Du Photos von durchgefressenen Töpfen nach ein paar Jahren Betriebszeit bewundern!

Das Problem ist doch folgendes: Unsere Sensorik ist zwar recht sensibel, aber durch die Evolution nur auf in der Natur häufiger vorkommende Giftstoffgruppen ausgelegt, Alkaloide beispielsweise. Funktioniert zwar nicht immer, aber prinzipiell: Schmeckt es nicht, ist es nicht gut für Dich! Was wir im Labor so an Giftstoffen produzieren ist einfach nicht vorgesehen, daher kannst Du Dich da auf Deine Sensorik nicht verlassen! Und da ist längst noch nicht alles untersucht, der nächste Skandal steht schon hinter der Türe, da bin ich mir ziemlich sicher, Du nicht? Da wir aber in unseren Hobby aber leider recht wenige sind und uns im Schatten bewegen, wird es in unseren Bereich wohl nie auffallen, leider. Deswegen halte ich die Kriminalisierung z.Zt für höchst gefährlich, was verboten ist, kann nicht reguliert/überwacht werden. Sonst hätte man die Möglichkeit, einen Hersteller in die Pflicht zu nehmen, beispielsweise.

Und wir kochen nun mal leider keine Nudeln, gerade hochprozentiger Alk verhält sich chemisch nun mal völlig anders als verdünnter. Ist so! Ein kurzer Blick in die Beständigkeitslisten offenbart das sofort, da wird nicht umsonst zwischen verschiedenen Konzentrationen differenziert.

Freut mich natürlich trotzdem, dass Du Deine 7 Sinne noch beisammen hast und will Dir auch nicht reinreden, zumal ich Dein Produkt ja auch nicht trinken muss. Auch wenn es sicher lecker schmeckt! Was Du machst, ist Dein Bier, Dein Körper, wir leben ja in einer freien Welt!

Ich halte es allerdings für HÖCHST bedenklich, hier in einem öffentlichen Forum solch ein Vorgehen zu propagieren, ohne zumindest auf die Risiken hinzuweisen. Dann schadest Du auch anderen! Die meisten Leute hier sind doch nur an einer möglichst billigen und schnell zu realisierenden Lösung interessiert und haben zumeist VIEL zu wenig Hintergrundwissen, da gibst Du mir sicher Recht? Lies doch bloß ein paar Beiträge hier... da bekommt man manchmal das kalte Grausen, findest Du nicht?

Welches chem. Hintergrundwissen hast Du, dass Du Schnellkochtopfdichtungen bedenkenlos empfehlen kannst? Ich komme aus der Medizin und habe mich mit der Chemie (Organik und Anorganik), Biochemie, Pathobiochemie und Pharmakologie herumschlagen müssen. Damals habe ich sie verflucht, heute bin ich dankbar dafür. Auch ich bin sicher kein ausgewiesener Experte, was ich aber weiß reicht, um mich gerade in diesem Bereich sehr vorsichtig werden zu lassen.

So, das waren meine 5 Cent dazu, der geneigte Leser möge tief in sich gehen und vielleicht das ein- oder andere noch einmal hinterfragen?...

Ansonsten, da uns die Amerikaner da (leider mal wieder) einen Schritt voraus sind, empfehle ich die Übernahme der "Rules we live by", die dort aufgestellt worden sind, und DAS NICHT GRUNDLOS!

LG Hydroxyethan

Hier ein Copy-and-Paste von Regel Nummer 8:

8. These forums take a very strong negative view on the usage of plastics and synthetics in distilling. It simply is not safe to use in any area of hobby distilling (however HPDE buckets are acceptable for fermentation.) There simply are too many types of plastics and lack of reliable information about plastics, for us to reliably advocate their use anywhere in the distillation apparatus. Also, from past posting history, this topic seems to quickly boil down into an almost religious flame war. Thus we simply will not put up with it, and posts about any form of plastic use will be edited, deleted or locked. There is a forum for proven info for or against any material (material/safety.)

Und ein Link direkt zu einem Unterforum, welches sich ausschließlich mit dem Thema beschäftigt:

http://homedistiller.org/forum/viewforum.php?f=41

Wem nach dieser Lektüre keine Zweifel kommen, dem kann auch nicht geholfen werden!