Diskussion - Schnaps, Ätherische Öle, Essig

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So einiges verstehe ich nicht

Terras am 20.10.2004 09:23:46 | Region: Italia
Ich melde mich hier mal zurück, um einige Anmerkungen zu machen. Die erste wäre, dass wohl jeder erfahrene Leser hier weiß, dass nicht alle Beiträge, die angeblich von mir sind, tatsächlich von mir stammen. Sei es drum.

Worum es mir eigentlich geht ist folgendes:

Das Kunst des Schnapsbrennens ist eine sehr komplizierte Angelegenheit. Man muss sehr viel wissen und Erfahrung besitzen, um vernünftige Produkte zu produzieren. Ich habe früher schon mehrfach geschrieben, dass niemand Schnaps selber produzieren sollte, der meint, dass man damit Geld sparen kann, um an Alkohol zu kommen.

Es mag ja durchaus ein hobbymässiges Interesse sein z. B. auch Reinzuchthefen selbst zu produzieren und Hefenahrung selbst herzustellen. Ich kann nur jedem, der solche Vorhaben hat und nicht über eine entsprechende Ausbildung verfügt dringend davon abraten, das zu tun! Niemand würde auf die Idee kommen, Antibiotika selbst herzustellen. Die Eigenproduktion von Reinzuchthefen erfordert dasselbe Wissen und dieselben Gerätschaften und Umgebungsbedingungen. Bitte dringend die Finger davon lassen!!!

Ein kleines Fläschchen flüssiger Reinzuchthefe reicht meist für 50 - 100 Liter Maische oder mehr. Es kostet nur wenige Euros. Amateure öffnen dann das Fläschchen und wollen sparen, weil sie ja nur 30 Liter Maische haben. In dem Moment, wo das Fläschchen geöffnet wurde ist es mit Sicherheit bereits infiziert. Man kann es nicht aufbewahren!

Ich persönlich würde auch keine Trockenhefen, wenn die Verpackung einmal geöffnet wurde, aufbewahren. Ich würde auch nicht auf die Idee kommen, vom Arzt verschriebene Antibiotika-Tabletten bis zur nächsten Erkrankung aufzubewahren.

Mir kräuseln sich aber auch die Nackenhaare auf, wenn ich hier Fragen im Stile von "Wie brenne ich Schnaps und bei welcher Temperatur?" lese.

So, das wars vorerst von mir.

Gruß und Ciao
Terras

RE: So einiges verstehe ich nicht

selbstversorger am 20.10.2004 10:20:56 | Region: d-nds
Hallo!
Auch ich habe die Diskussion über die möglichst kostengünstige Vermehrung von Hefe mit Interesse verfolgt. Dabei sehe ich die Problematik die dabei auftritt ähnlich.
Die Vermehrung von Hefe z.B. um eine höhere Hefegabe zu ermöglichen ist grundsätzlich unproblematisch. Kontaminationen sind angesichts der Überzahl der Hefezellen weniger dramatisch wenn man nicht auf die Idee kommt die Hefe ewig weiterverwenden zu wollen.
Die Zucht einer Hefe ist eine ganz andere Sache, hier sind in der Tat fundiertes mikrobiologisches und zellbiologisches Fachwissen nötig, die Vermeidung von Kontaminationen steht an oberster Stelle. Dies kann aber nur mit einer vollstständigen Laborausrüstung inkl. Sterilbank geschehen, womit die Frage nach kostengünstigem Arbeiten ad absurdum geführt wäre. Die Frage nach der richtigen Nährsalzzusammensetzung und deren eigenhändiger Herstellung klärt sich unter dem gleichen finaziellen Aspekt, wenn man schaut was zum ersten eine Analysenwaage kostet und was die nötigen Reinchemikalien kosten zumal sie oft in für den Hausgebrauch zu großen Gebinden verkauft werden. Diese Argumente sind so oder so ähnlich alle schon mal gepostet worden.
Da ich persönlich das Feld der Biowissenschaften jedoch auch anderen nahe bringen möchte und sich dies anhand des Hobbys, der alkoholischen Gärung, gut darstellen läßt, kann ich Leute die sich für das Leben im Kleinen interessieren nur ermutigen mit einfachen improvisierten Mitteln selbst auszuprobieren.
Da wir hier nicht mit einem Krankheitserreger arbeiten, ist das Experimentieren grundsätzlich völlig ungefährlich. Dabei läßt sich hervorragend herausfinden unter welchen Parametern die Hefe gute Lebensbedingungen vorfindet um ein gutes Ergebnis zu produzieren. Ganz nebenbei kann man sich hygienische Arbeitsweisen aneignen. Die gewonnene Erkenntnis und das erworbene Gefühl für die ablaufenden Vorgänge können durch kein Forum und durch kein Buch vermittelt werden!

ABER !!!
Man sollte tunlichst nicht auf die Idee kommen seine Experimente in diesem Falle austrinken zu wollen, dadurch sind schon etliche Alchimisten qualvoll ums Leben gekommen. Wie gesagt ich meine man sollte ausprobieren, beobachten, dokumentieren, die Probe verwerfen und daraus lernen. Nicht mehr, nicht weniger!


Gruss

P.S.: Simpelste Fragen werden in diesem Forum auch in Zukunft weiter gestellt werden. Das mag zwar unverständlich erscheinen da ja schon alles geschrieben ist und diese "frechen unwissenden Neulinge" zu faul sind zu Lesen , es stört mich aber weniger als die Antworten die teilweise gegeben werden!

RE: So einiges verstehe ich nicht

Mike am 20.10.2004 10:46:56 | Region: D
Diesen ständigen Sparzwang verstehe ich auch nicht. Wem schon Reinzuchthefe oder ein Gärspund zu teuer ist der soll es ganz lassen.

Allerdings mit der Hefevermehrung ist das etwas anderes. Hobbybrauer vermehren ihr Hefe häufig selber, oder lagern diese in Kochsalzlösung ein und das durchaus mit guten Erfolgen.
Außerdem die kleinen Flaschen mit Reinzuchthefe haben auch nicht immer die Qualität die man sich wünscht, entweder die Hefen sind durch falsche Lagerung schon tot. Der angesprochene Drogist reagiert ganz erstaunt auf die Frage, warum die Hefen nicht wie es auf den Flaschen drauf steht im Kühlschrank gelagert werden, oder die Flaschen stinken nach Uhu und Essig usw.
Gruß Mike

@selbstversorger

Terras am 20.10.2004 13:13:56 | Region: Italia
Danke für den sehr guten ergänzenden Beitrag! Es hat mich sehr gefreut, das zu lesen.

Man kann über Lötereien, Ethylcarbamat, Kupferdestillen, Rührwerke, Anbrennschutz, Acetaldehyd ... und und und ... trefflich diskutieren. Von der Eigenproduktion von Hefen sollte man, falls sie zum Gebrauch bestimmt wären, tunlichst die Finger lassen!

Gruß
Terras