Diskussion - Schnaps, Ätherische Öle, Essig

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Temperatur beim Brennen

Race am 22.11.2022 14:00:35 | Region: Bayern

Guten Tag miteinander,


bin relativ neu im Bereich Schnapps-Brenn. Will das Ganze rein aus Interesse mal durchführen. Habe mir also in einer "schwachen Stunde" mal eine kleine Destille zusammen gebaut: Schnellkochtopf plus Kupfergedöns, das übliche ;-)


Nun habe ich die Tage auch schon 2 Flaschen Wein durchgelassen. Leider gibts da wohl erheblich Probleme mit dem Schwefel aber das habe ich schon öfter gelesen. Die Tage möchte ich mal versuchen, in Korn eingelegte Kirschen abzubrennen.


Ziel ist aber natürlich der erste eigene Ansatz, wird wohl iwas mit Beeren (Himbeeren) werden. Nun habe ich aber noch eine grundlegende Frage zum Brennen an sich:


Dass das Destillieren ja auf Grund der unterschiedlichen Siedepunkte der Inhaltsstoffe funktioniert ist klar. Nun habe ich aber die Sache mit dem "Vorlauf" nicht so ganz verstanden: Alles unter sagen wir 80Grad ist für die Tonne.

Aber kann ich dann auch davon aus gehn, das wirklich alles auch in dieser Zeit vorher raustropft ? Ist es nicht eher so: Wenn sich das ganze zu schnell erhitzt, kommt ja auch schon was vom Mittellauf mit raus, obwohl die vorher siedenen Stoffe ja noch gar nicht alle raus sind ? Ich hoffe Ihr versteht was ich da meine ?

Ist es also sinnvoll das ganze die erste Zeit unter den 80 Grad zu halten und erst wenn nichts mehr kommt höher zu gehn ?


Wir sprechen hier wie gesagt von einer ca. 4-5L Brennblase (Topf eben). So rein vom Temperaturhalten etc. scheint das Setup ganz gutmütig zu sein, keine schnellen Sprünge etc.


lg




RE: Temperatur beim Brennen

Burner am 23.11.2022 21:31:12 | Region: southeast

Hi.


Was verwendest du denn als Heizquelle. Wie hier schon mehrfach beschrieben, kannst du die Kesseltemperatur nicht über die Heizquelle steuern.

Mach dich mal schlau über T X Y Diagramm für Ethanol und Wasser.

D.h. du heizt kontinuierlich deine Maische. Mit moderater Energiezufuhr. So dass das Thermometer moderat steigt. Dann verdampfen bei 78, 80, 82, 85°C usw. alle Stoffe, die da verdampfen sollen.
Du musst natürlich während der Destillation mit der Energiezufuhr höher gehen, aber im Idealfall immer nur so, das es tröpfelt, und nicht rausläuft.
Erfordert Fingerspitzengefühl, und es ist auch sinnvoll, bei den ersten Destillationen aufzuschreiben, welche Alkoholgehalte bei welcher Temperatur rauskommen. Ein Brennprotokoll. Damit kann man dann immer vergleichen, wenn es das nächste Mal anders läuft.
Jeder Maische hat da Eigenheiten, so kann man miteinander vergleichen.
D.h. wenns beginnt zu tröpfeln 75 - 78 Grad wird der Alkoholgehalt noch weit über 80% liegen.

Ich nehme also alles mit zwischen 80 und 87 - 89 Grad, je nach Alkoholgehalt.

So, wenn du untendrunter heizt wie Hulle, überfährst du natürlich sämtliche Trennstufen, und es zieht von Anfang an Wasser mit raus. Das merkst du daran, wenn du bei 85°C Kesseltemperatur so einen absurden Wert wie 40% Alkoholgehalt hast, dann läuft was falsch. Da kommt Wasser mit raus.

So, deine Quintessenz ist nun, du kannst die Temperaturkurve nicht steuern, du musst nur dafür sorgen, das Energie in ausreichendem Maße zugeführt wird. TXY Diagramm als "grobe" Richtlinie.

Tu Dir einen Gefallen, kauf dir das Buch vom Doc und lies hier im Forum.






RE: Temperatur beim Brennen

race am 24.11.2022 08:48:09 | Region: Bayern

Hallo,


vielen Dank für die Antwort ! Ja verstehe, ich muss dem ganzen also schon auch die Zeit lassen, alle Temperaturen durchlaufen zu können. Als Heizquelle habe ich eine Herdplatte, diese taktet, hält die Temp. allerdings erstaunlich gut, auch bei der geringen Menge von 1 Liter im Topf gab es keine Probleme und je mehr flüssigkeit mal drin ist, desto gemütlicher wrid das ja, also z.B. dann später mit den 4L sollte das ganze mit dem langsammen Erhitzen gar kein Problem mehr sein.


Aus dem Wein (13% laut Flasche) habe ich ca. 100ml mitn über 65% heraus bekommen, denke da hab ich nicht soo viel verkehrt gemacht oder ?


Selbst verständlich werde ich mich noch einlesen, das Buch ist auch schon ganz oben auf der "Liste". Ich kann mir denken, das es den erfahrenen Brennern natürlich irgednwann auf den Kecks geht, wenn 100 Newbies kommen und alles das selbe fragen ;-) Aber ich hoffe doch, dass ihr euer Fachwissen auch ein wenig weitergeben wollt, sonst wärt ihr ja nicht in einem Forum, sondern allein im dunklen keller ^^


lg, Andi

RE: Temperatur beim Brennen

Race am 24.11.2022 09:14:33 | Region: Bayern

Guten Morgen,


vielen Dank für die ausführliche Antwort ! Ich verwende eine kleinere elektrische Heizplatte, ca 1000W wird die haben.

Bei 1Liter Im Topf hat sich das ganze noch ganz annehmbar regeln lassen, je mehr im Topf später mal drin ist, desto entspannter wird die Temp. hochgehn, sollte kein Problem sein.


"So dass das Thermometer moderat steigt. Dann verdampfen bei 78, 80, 82, 85°C usw. alle Stoffe, die da verdampfen sollen."

Ah ok also ist das schon so, wenn alle Temperaturen druchlaufen werden, verdampft auch wirklich alles was bei z.b. 60°C siedet usw. es müssen nur alle Bereiche einigermaßen langsamm durchlaufen werden, ok.

Ja das Buch habe ich mir schon vorgemerkt, sieht ja ganz interessant aus ^^

Gestern habe ich das Alkoholmeter bekommen, gleich mal meinen "schwefligen" Weinbrannt getestet, hat ca 62% (war ein Wein mit 13% laut Flasche). Brennt auch schön blau, leider wie gesagt wegen dem Schwefel ungniesbar geworden aber gut evtl. zum putzen noch verwendbar ^^ Hoffe das wird bei der Maische anders.

lg, Andi