Diskussion - Schnaps, Ätherische Öle, Essig

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Und nochmal Fasslagerung

Brennesel am 23.06.2012 11:34:47 | Region: Bayerwald
Ich würd gern mal wieder was neues ausprobieren, und zwar nicht die Fasslagerung von Spirituosen, sondern die von Weinen. Ich möcht zum einen eine Art Sherry herstellen, zum anderen einen Calvados, wo ja der Grundwein auch zunächst im Fass lagert. Eichenfässer zum Weinlagern gibts ja gebraucht recht günstig, und Äpfel sind genug vorhanden.
Nun hab ich aber so meine Zweifel an der Fasslagerung von Wein. Der Grund: Mein erster Versuch einer nicht ganz luftdichten Lagerung von Wein ist nämlich gründlich in die Hose gegangen: Hab als Grundwein Apfelwein genommen, ca. 6% Alk. und hab ihn in meinem Plastik-Maischefass nicht 100% luftdicht für ca. ein halbes Jahr gelagert bei ca. 17° Celsius. Es war also ein sehr geinger Luftaustausch möglich. Ich versprach mir von dieser Vorgehensweise eine Art Sherrysierung, die mir bei ein paar Litern Zwetschge schon mal gelang, und ein sehr gutes Ergebnis "Zwetschgensherry" ergab. Ergebnis meines Apfelversuchs war aber leider Essig! Zwar ein wirklich guter, milder Apfelessig, aber eben kein Sherry.
Nun hab ich Angst, dass mir beim Versuch der Eichenholzfasslagerung von Apfelwein ähnliches passiert. Ich möchte mir schon sicher sein, nicht versehentlich über 200 Liter Apfelessig herzustellen.
Was meint ihr, ist meine Angst begründet und gibt es Möglichkeiten eine Essigbildung zu vermeiden?

RE: Und nochmal Fasslagerung

baerbeli am 29.06.2012 09:57:26 | Region: Normandie
Lieber Brennessel,

dünner niederprozentiger Apfelwein hält sich nicht sehr lange. Sobald Sauerstoff drankommt, oxidiert er sehr schnell. Warum aus deinem Wein allerdings gleich Essig wurde, ist mir nicht ganz erklärlich. Auf keinen Fall kannst du den neuen Wein in dem Raum machen, wo das Essigfass stand.
Im Holzfass verhindern die Tannine eigentlich, dass der Wein verdirbt. In Verbindung mit dem Holz "sherrysiert" er recht gut.
Den Geschmack bekommt guter Calvados allerdings durch längere Lagerung nach dem zweitem Brand im Holzfass. Das alles dauert also mindestens drei Jahre.
Es sollten ein guter Anteil säurehaltiger Äpfel im Most sein. Ansonsten Milchsäure hinzufügen.
Mein Tipp: Den Most aufzuckern auf ca. 110 Öchsle, dann bekommt man einen hochprozentigeren Wein, der gebrannt einen wundervollen Apfelbrand-Obstler ergeben kann. Da ist man auf der sicheren Seite. Beim Calvados kommen so viele Sachen zusammen, die alten Holzfässer, die getränkt sind mit Apfelwein vergangener Jahre, die merkwürdigen Brennblasen aus Kupfer, die weitere Lagerung in bestimmten Fässern, die verschiedenen Apfelsorten, die gemischt werden müssen - da kann man viel falsch machen und erreicht sowieso nie das Ergebnis der Profis.
Ich destilliere oft hochprozentigen Apfelwein - der Brand schmeckt immer total lecker. Gut ist auch folgendes Getränk: Apfelmost auf 130 Grad Öchsle aufzuckern ( Hefen unbedingt vorher anfüttern und vermehren) und vergären. Wein daraus machen. Normalerweise entsteht daraus bei mir ein ca 13%iger, noch restsüßer Wein, den ich dann mit dem selbstgebrannten Apfelschnaps aufspritte auf ca. 20 - 25%. Dieses Getränk ist ein toller Aperitif, hält sich jahrelang - und jetzt kommt der Trick: Wenn man den offen stehen läßt, entsteht ganz langsam ebenfalls so eine Art Apfelsherry.
Aber lass dich nicht abschrecken, der Spaß entsteht ja bekanntlich bei der Produktion.
Prostata

der hans vom baerbeli

RE: Und nochmal Fasslagerung

Brennesel am 30.06.2012 19:22:38 | Region: Bayerwald
Servus Hans,

wie schon geschrieben will ich eben mal was neues ausprobieren, Liköre und "normale Brände" herstellen (mit und ohne Reifung auf Eiche) ist ja ganz schön und ich bin mit meinen Resultaten recht zufrieden. Aber ich bin halt immer wieder auf der Suche nach neuen Herausvorderungen, und da steht nun ein Fass "echter" Calvados an. Ich wurde halt aufgeschreckt durch meine ungewollte Apfelessigproduktion. Sowas ist mir bis jetzt noch nicht passiert, und ich hab doch schon einige Maischen und Weine hergestellt. Meine Bedenken mit dem Holzfass sind also unbegründet?!

Für die, dies interessiert, hier mein Plan:
- Äpfel sollten diese Jahr genung vorhanden sein. Letztes Jahr hab ich über 450 Liter Apfelsaft eingekocht, diese Jahr wird der Süssmost eben vergoren. Pressen lass ich immer beim Obst- und Gartenbauverein im Nachbardorf.
- Zur Weinlagerung werd ich mir ein altes Rotweinfass besorgen. Da kommt der Apfelwein dann für gut ein Jahr rein.
- So große Mengen brennen wird wohl eine Herausforderung. Hab mir überlegt vom Spengler einen Hut mit Geistrohr und Gegenstromkühler zusammenlöten zu lassen, passend auf unseren alten holzbefeuerten Schlachtkessel. In zwei oder drei Brenndurchgängen sollte der Rauhbrand so zu machen sein. Fein brenne ich dann auf meiner altbewährten 20-Liter-Anlage in mehreren Durchgängen.
- der Brand kommt dann in ein 35-Liter-Eichenfass. Ich hab jemanden gefunden, der sogenannte "Umbauer" herstellt: der macht aus gebrauchten Cognacfässern kleinere 35-Liter-Fässer. Sowas sollte eigentlich optimal für meine Zwecke sein. Dann noch ein paar Jahre Lagerung und fertig ist mein flüssiges Gold.

Ist zwar ein echtes Großprojekt, aber ich bin guter Dinge, dass ichs hinkrieg. Für Konstruktive Kritik und Anregungen bin ich offen.

Eine Sache ist mir noch nicht ganz klar: Soll der Apfelwein gleich im Eichenfass vergoren werden (kann mir nicht recht vorstellen wie das funktioniert), oder soll erst der vergorene und von der Hefe abgezogene Wein ins Eichenfass? Weiss da jemand genaueres wies beim Original gemacht wird?

PS: Wer mal einen guten Apfelbrand machen möchte, dem sein die Sorte "Gravensteiner" empfohlen, sortenrein eingemaischt und gebrannt. Gibts als Baum kaum und als Obst überhaupt nicht zu kaufen. Ich hab das Glück, dass auf Papas Bauernhof einer steht. Was soll ich sagen: in der Pflege aufwändig, sehr krankheitsanfällig und geringer und alternierender Ertrag, aber meiner Meinung nach der beste Apfel, sowohl zum essen als auch zum brennen!