Diskussion - Schnaps, Ätherische Öle, Essig

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Juni 2018:

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Juni 2002:

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So das war's auch schon, wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Erfahrungsaustausch, Lesen, Beiträge verfassen und natürlich auch beim anschließenden Ausprobieren! Dr. Malle & Dr. Schmickl

RE: Weinreifung per Strom

PTeer am 03.12.2010 16:11:15 | Region: Saxen
Servus Stefan, schwer vorstellbar da in unseren Destillaten keine Säure enthalten sein sollte welche den Strom leiten würde. Es gibt auch keine Angaben zu Strom und Spannung. Klar, Versuch macht klug. Kohleelektroden wären dabei sicher auch verwendbar wenn man sich mit Titan schwertut.
schönen Tag noch

RE: Weinreifung per Strom

Hubert am 07.12.2010 17:44:03 | Region: Hietzing
der weiterführende link im Artikel gibt ein elektrisches Feld von 600 V/cm an, Behandlungsdauer 3 min.
Kann mir vorstellen, dass diese Methode auch mit Destillaten gut funktioniert, schließlich sind diese auch nicht neutral, sondern schwach sauer (einfach ein pH-Stäbchen in den Schnaps halten).
Allerdings sehe ich da auch zwei Probleme:
- wie um-alles-in-der-Welt komme ich zu so einem starken elektrischen Feld? Normales Einfamilienhaus, mit 220 V im Wohnbereich und ein paar 380 V Steckdosen in Werkstatt/Keller vorhanden.
- bin kein Elektriker, aber wenn ich mir zwei Elektroden mit 1 cm Abstand und 600 V dazwischen vorstelle, müssten da doch schon Blitzentladungen entstehen, oder? Und wie wir alle wissen ist Alkohol mit ca. 45%vol oder mehr brennbar. Demzufolge müsste es doch eigentlich ordentlich Bumm machen? Dann ist der Brand zwar auch sehr schnell gealtert, aber nicht ganz so wie wir uns das vorstellen...

Hubsi

RE: Weinreifung per Strom

PTeer am 08.12.2010 10:29:07 | Region: Saxen
Servus, wenn die Spannung derart hoch ist darf der Strom nur sehr niedrig sein. Den kann man begrenzen. Dann macht es auch nicht blitz und bumm. So hohe Spannungen machen natürlich bei schlecht leitenden Substanzen Sinn. Da es sich offensichtlich um eine Art Wechselspannung handeln dürfte denk ich, daß es von der elektrischen Logistik wenig Probleme gibt. Irgendein Transverter für Blitzlicht oder ähnliche Anwendung könnt schon erste Versuche ermöglichen. Ums Verrecken keinen Licht- oder Kraftstrom benutzen!!! Also Batterie oder Trenntrafo. Ich glaub nicht das selbst Blitze unter der Flüssigkeitsoberfläche zu Bränden führen würden. Schließlich brennt es nur wenn freier Sauerstoff vorhanden ist und das würde ich innerhalbeines Alk-Wassergemisches nicht als gegeben annehmen.

RE: Weinreifung per Strom

Hubert am 10.12.2010 09:43:44 | Region: Hietzing
danke für die Aufklärung. Stimmt, im Artikel wird auch erwähnt, dass es sich um Wechselspannung (AC) handelt.
Da siehst Du meine Unkenntnis, habe mir rein gedanklich schon eine Starkstrom-Apparatur gebastelt...
d.h. mit einem Trafo wäre dies möglich? Was ist ein Trenntrafo? Wie kann man (mit vergleichsweise einfachen) Mitteln aus einer Batterie eine Wechselspannung mit 600 V erzeugen?
danke!

RE: Weinreifung per Strom

PTeer am 10.12.2010 15:25:14 | Region: Saxen
Lieber Hubert, ich hoffe das führt jetzt hier nicht zu weit und wird verständlich. Ein Trenntrafo ist ein elektrisches Bauteil mit Eisenkern und 2 oder mehr getrennten Draht-Spulen. Er kann aus der Steckdose Energie entnehmen und er gibt sie in einer gewünschten (Transformierten) Form wieder ab. ZB wie bei der Elektrischen spielzeugeisenbahn mit niedrigerer Spannung aber er kann auch höhere Spannungen abgeben. Also aus 220V in der Steckdose 600V machen. Trafos funktionieren nur mit Wechselspannung. Ein Transverter macht das genauso aber er funktioniert auf elektronischem Wege. Diese benutzen meist Gleichspannung und machen aus dieser eine andere gewünschte Spannung. zB wenn Du aus Autobatteriestrom beim Camping eine 220 V Steckdose betreiben willst- für was auch immer. Die Wirkung des Stromes auf unsere Schnaps-Substanz dürfte also von der Energie abhängen welche in der Flüssigkeit "verbraten" wird. Je höher die Spannung zwischen den Elektroden desto leichter kann Strom fließen. Deshalb muß er auch mit elektrischen Maßnahmen begrenzt werden sonst steigt er schnell an und versaut den Trunk.
Gedankenexperiment: Schließt Du eine KFZ Glühlampe an Deine Autobatterie dann leuchet sie. Der Strom ist verträglich für beide Elemente. Die Lampe begrenzt durch ihre elektrischen Eigenschaften den Strom zwischen Verbraucher und Stromquelle. Wenn Du die Lampe wegläßt und nur den Draht zwischen die Pole hälst dann fließt sehr viel Strom. Das kann zum Verdampfen des Drahtes führen wenn er nur dünn genug ist oder zur Zerstörung der Batterie. Es kann bei beiden Vorgehensweisen die gleiche Energie verbraucht werden. Nur die Zeiteinheit ist anders und im Zweiten Falle ist es schlecht mit dem Dosieren.
Da wir den Schnaps sicher nicht kochen wollen und beim Stromfluss die Energie sicher zu einem großen Teil in der Flüssigkeit verbleibt besteht (unter anderem) die Gefahr einer Übererwärmung, denk ich mal. Elektrischer Strom hat zwischen Elektroden einer wässrigen Flüssigkeit aber auch immer noch galvanische und chemische Wirkungen wenn man ihn gewähren läßt. Wenn es geht wandern Ionen durch das elektrische Feld angetrieben von einer Seite zur anderen. Diese Dinger werden dann aber wieder zu fertigen Atomen und Molekülen. Dabei können sich Substanzen in der Flüssigkeit bilden die vorher nicht drin waren und nicht besonders zuträglich der Gesundheit sind. Schmeiß Natriumchlorid (Kochsalz) in Wasser und leite Strom durch. Es entsteht Natriumhydroxid. Und Wasserstoff. Das erste verträgst Du umfangreich das zweite nicht all zu lange. Deshalb wären chemisch resistente Elektroden unabdingbar. Mit Zink und Kupfer kann man sowas also nicht veranstalten. Eine Frage die ich Dir hier jetzt nicht auch noch ausführlich beantworten möchte ist die warum Du keinen Draht direkt in die Steckdose stecken solltest für das Experiment. Glaubs einfach bitte.

Wenn dat man all stimmt...

Gerd am 12.12.2010 20:00:17 | Region: Ostfriesland
Moin PTeer!

So sagen wir in Ostfriesland, wenn uns jemand mit viel Reden und wenig Sachkenntnis von etwas überzeugen will.

Der erste Teil Deines ersten Absatzes mag richtig sein, aber:

@Schließt Du eine KFZ Glühlampe an Deine Autobatterie dann leuchet sie. Der Strom ist verträglich für beide Elemente. Die Lampe begrenzt durch ihre elektrischen Eigenschaften den Strom zwischen Verbraucher und Stromquelle.

KLUGSCHEIßERMODUS an:

Das nennt man den elektrischen Widerstand.

@ Wenn Du die Lampe wegläßt

...nennt man das Kurzschluss.

@ Es kann bei beiden Vorgehensweisen die gleiche Energie verbraucht werden.

Stimmt nicht! Bei der zweiten Vorgehensweise wird deutlich mehr Energie vernichtet (in Wärme umgewandelt). Das merkst Du daran, dass anschließend Deine Batterie im A... ist. Ohmsches Gesetz!

@ Dabei können sich Substanzen in der Flüssigkeit bilden die vorher nicht drin waren und nicht besonders zuträglich der Gesundheit sind. Schmeiß Natriumchlorid (Kochsalz) in Wasser und leite Strom durch. Es entsteht Natriumhydroxid. Und Wasserstoff.

Stimmt das? Ich weiß, dass wir in jungen Jahren Kochsalzlösung mit 12 Volt Kohleelektroden malträtiert haben, und dann grünes Gas (Chlor) aufstieg.

Heute alles lebensgefährlich und verboten.

Natriumhydroxid? Geht das nicht gleich statu nascendi in Lösung? Wasserstoff? Wo soll der übrig bleiben?

KLUGSCHEIßERMODUS aus

Was interessiert das alles den Schnapsveredler?

Mit besten Grüßen aus Ostfriesland

Gerd

RE: Wenn dat man all stimmt...

PTeer am 13.12.2010 12:25:55 | Region: Saxen
Servus Gerd,
Die Frage war offensichtlich von einem Menschen gestellt worden der mit den simpelsten Dingen der Elektrik nicht klarkommt und es war ein Versuch es auf einfachem Niveau zu erklären. Versuch Du es bitte wenn Du magst. Ohne Worte geht es nicht und dies waren meine. Vielleicht gelingt es Dir als Fachmann besser. Das Beispiel mit dem Kochsalz sollte auch keine umfassende genaue chemische Abhandlung aus dem Schulbuch werden sondern nur als Hinweis dienen daß mehr passieren kann als Strom fließen. Ja korrekt, NaOH geht in Lösung und um diese geht es uns, außerhalb des Beispieles wäre das nämlich unser Hochprozentiger. Und deshalb war ich der Meinung daß dies den Schnapsveredler interessieren könnte.
Ciao

RE: Wenn dat man all stimmt...

Hubert am 15.12.2010 14:23:55 | Region: Hietzing
Danke Euch beiden! Soooo unbedarft sind meine Kenntnisse im Bereich Elektrotechnik nun auch wieder nicht, sorry, dass die Art der Fragestellung diesen Anschein geweckt hat.

Wusste nur nicht was PTeer mit "Trenn"trafo gemeint hat. Wird nicht bei jedem Transformator die Netzspannung auf eine Sekundärwicklung übertragen und ist damit von der Primärwicklung getrennt?

Egal. Dank der sehr ausführlichen Erklärung von PTeer weiß ich jetzt was gemeint ist. Und wenn an den Elektroden plötzlich Gasbläschen aufsteigen ist irgendwas schief gelaufen. Theoretisch, aber eben nur theoretisch, sollten im Brand keine gelösten Salze enthalten sein, schließlich können beim Schnapsbrennen die Salze aus der Maische (Kalksalze, geringe Mengen Kochsalz usw.) nicht verdampfen.

Das führt mich sogleich zu einer weiteren Frage: im Wein sind jedoch sehr wohl Salze gelöst, sowohl organische (Tatrat, Citrat, Acetat usw.) alsauch anorganische, vorwiegend Kalksalze, aber auch geringe Mengen Kochsalz und, wenn vom Winzer zugegeben, Kaliumsulfite usw. Was-weiß-denn-ich was die Chinesen da gemacht haben, aber eigentlich müssten an den Elekroden dann ja auch diverse Gase entstehen, oder? Vielleicht hat PTeer aber mit seinem Tipp, die Behandlung mit einer geringen Leistung durchzuführen (also zwar 600 V, aber geringe Stromstärke), genau ins Schwarze getroffen. Könnte mir vorstellen, dass dies dann bei Wein nicht zwangsläufig zu einer Gasentwicklung führt.

Alles wird gut

PTeer am 15.12.2010 17:54:19 | Region: Saxen
Ja es gibt Trafos die keine galvanische Trennung haben. Spartrafo genannt. Heute wird es sicher einen englischen Namen dafür geben, ist schon ne Weile her bei mir. In unserm Destillat, da hast Du Recht, sollten keine großartigen Mengen Salze drin sein. Ich könnte mir aber vorstellen, daß bei einer Kupferanlage Kupferverbindungen durchaus im Gesundheitlich unbedenklichem Maßstab nachzuweisen wären. Das mit der Weinreifung durch Strom ist für mich durchaus ein interessantes Thema. U.a. aus den, in Klugscheißermanir :-), dargelegten Gründen kann es durchaus sein, daß sich etwas mehr verändert als nur der geschmackliche Eindruck. Die alten Römer haben auch ihren Wein mit tollen Bleisalzen versüßt. Geschmeckt hat es und es war der Stand der Zeit. Ein paar Jahre später, nach vielen schönen Abenden aber war selbst der Nachwuchs über die
Muttermilch nachweislich durch Bleiverbindungen geschädigt. Frei interpretiert würde ich zumindest daraus die Lehre ziehen, daß nach stromdurchfluteter Wein oder Schnapsreifung erst mal eine mehrfache, pingelige, umfassende Analyse erfolgen sollte. Es gibt eine Vielzahl von Stoffen welche selbst in geringer Menge nicht unbedenklich sind.

Hinweis

Mike am 04.03.2011 01:15:58 | Region: Süden
Etwas spät noch ein paar Anmerkungen:


Scheinbar scheint keiner zu wissen was der Begriff "Elektrisches Feld" überhaupt bedeutet, oder? :)

Das ist nicht etwa eine Wanne in der lustig 2 Elektroden mit 600 V Spannung hängen. Es wird auch kein Strom durch die Flüssigkeit geleitet.

Ein elektrisches Feld entsteht z.B. zwischen zwei Metallplatten, die voneinander isoliert sind und an diese eine Spannung angelegt wird. Ein Plattenkondensator ist z.B. so etwas...

Im Artikel von ScienceDirect ist die Rede von einem elektrischen Wechselfeld mit 600V/cm. Wechselfeld heisst hier, dass an die Platten eine Wechselspannung angeschlossen ist. Und die 600V/cm ("600 Volt pro Zentimeter") kann man z.B. erreichen, indem man bei einer niedrigeren Spannung einfach den Abstand verringert.

Beispiel: An zwei Platten liegt eine haushaltsübliche Wechselspannung von 230V an. Wenn man jetzt die Platten in einem Abstand von 0,38 cm positioniert hat man zwischen den beiden Platten ein elektrisches Wechselfeld mit einer Feldstärke von ca. 605 V/cm (230V / 0,38cm).

Da könnte man jetzt z.B. einen ganz feinen Schlauch durchführen und die entsprechende Flüssigkeit öfters durchleiten bis die Gesamtmenge lange genug und ausreichend "bestrahlt" wurde.

Das soll jetzt aber keine Anleitung zum Basteln sein. Wer keine Ahnung vom elektrischen Strom hat (vor allem mit Netzspannung) sollte von solchen Experimenten unbedingt die Finger lassen.


Schöne Grüße!