Diskussion - Schnaps, Ätherische Öle, Essig

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Juni 2018:

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Juni 2002:

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Zuckermaische, Einfluss von Nitrat

Der Chemiestudent am 11.06.2017 20:31:30 | Region: Europa
Hallo miteinander,

ich bin Chemie-Student und seit ein paar Jahren ist Schnapsbrennen mein Hobby. Ich werde in Zukunft meine Meinung und Erfahrung einbringen.
Dieser Post soll eine Zusammenfassung meiner Erfahrungen mit Zuckermaische sowie Fragen sein.
Ziel meiner Zuckermaische soll die Gin-Herstellung, aber auch neutralen Wodka sein.

Hergestellt wurde schon Neutraler aus Turbohefe, Birdwatcher normal und dieses modifiziertes Birdwatcher-Rezept:

- Zucker (6 kg)
- Tomatenmark (200 g)
- DAP (2 EL)
- Mehl (2 EL)
- Na2SO4 [1 TL]
- CaCO3 [1.5 TL]
- Zitronensäure [1 TL]
- KNO3 [2 EL]
- Rapsöl [2 EL]
Volumen insgesamt mit Wasser 29 L.

Dieses letzte Rezept wurde von der guten Erfahrung mit dem Birdwatcher-Rezept und den Vorschlägen hier im Forum inspiriert. Der wesentliche Unterschied ist das Hinzufügen von Kaliumnitrat und Rapsöl. Die Farbe von dieser Maische blieb im Gegensatz zum normalen Birdwatcher leicht rötlich. Dies kann an daher liegen, dass Carotine fettlöslich sind oder dass KNO3 als Oxidationsmittel den Farbstoff erhält. Diese Maische lief problemlos ab und der Restzucker war vernachlässigbar. Das Destillat ist auch sehr gut.

Nun möchte ich ein neues noch neutrales Rezept ohne Tomatenmark aufstellen. Dazu habe ich mich über die Medium-Ansprüche von Hefe informiert und dies kann nun auch nützlich für euch anderen sein.

Als Stickstoff-Quelle wird in der Wissenschaft immer Ammonium-Ionen verwendet. In letzter Zeit wird hier jedoch Nitrat empfohlen. Bei Pflanzen und damit in Düngemittel ist Nitrat der schnell wirkende Stickstofflieferant. Bei der Hefe Saccharomyces ist Nitrat jedoch nicht so einfach möglich.
Siehe: http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1574-6976.2002.tb00615.x/pdf

?Saccharomyces and Schizosaccharomyces are unable to use nitrate or nitrite as sole nitrogen source?

Ob und wie Saccharomyces überhaupt Nitrat verwenden kann, habe ich leider nicht herausgefunden. Aber es ist anderen Hefen nur unter Verwendung von 8 Elektronen möglich Nitrat in das verwendbare Ammonium umzuwandeln (siehe Fig. 1). Somit sind Ammonium-Ionen Nitrat als Stickstofflieferant überlegen.

Gorbach, Sternbach: Über den Einfluss von Nitraten auf den Stoffwechsel und die Gärtätigkeit der Hefe; Fette, Seifen, Anstrichmittel 67, 10, 1975

Habe für diese Publikation leider keinen Link und ist glaube ich auch nur für Leute mit Uni-Zugang kostenlos verfügbar. Ist zwar eine schlechte Veröffentlichung, aber in dieser wurde gezeigt, dass eine hohe Nitrat-Konzentration sogar das Hefe-Wachstum schadet. 10 mg/L machte kein Unterschied, bei 100 mg/L kleiner negativer Unterschied und bei 1000 mg/L größerer Unterschied. Aber es gibt kein besseres Wachstum.

In der Wissenschaft wird unter anderem folgendes Yeast SD Medium (YNB Formulation) verwendet.

Nitrogen Source:
Ammonium sulfate 5000 mg/L

Salt:
Potassium phosphate, monobasic 1000 mg/L
Magnesium sulfate 500 mg/L
Sodium chloride 100 mg/L
Calcium chloride 100 mg/L

Vitamins
Biotin 0.002 mg/L
Pantothenate, calcium 0.4 mg/L
Folic acid 0.002 mg/L
Inositol 2 mg/L
Niacin 0.4 mg/L
PABA 0.2 mg/L
Pyridoxine, Hcl 0.4 mg/L
Riboflavin 0.2 mg/L
Thiamine, Hcl 0.4 mg/L

Trace Elements:
Boric acid 0.5 mg/L
Copper sulfate 0.04 mg/L
Potassium iodide 0.1 mg/L
Ferric chloride 0.2 mg/L
Magnesium sulfate 0.4 mg/L
Sodium molybdate 0.2 mg/L
Zinc sulfate 0.4 mg/L
Total 6.7 g/L

So nun zu meinen Fragen besonders an ?der wo? ?Hydroxyethan? aber auch an jeden anderen.

1. Frage: Meine Erkenntnisse zur Nitrat-Verwendbarkeit von Hefen stimmen?

2. Frage: Wie sind eure genauen Zuckermaischen-Ansätze?

3. Frage: An diejenigen, die eine Maische mit Turbohefe sowie mit Birdwatcher mehrmals durchgeführt haben!!!
Wie sind eure Erfahrungen in Bezug auf Neutralität von Turbohefe im Vergleich zur Birdwatcher-Methode?

4. Meiner neuer Ansatz soll so aussehen auf 30L.
6.5 kg Zucker
Ammoniumsulfat 40 g
Kaliumphosphat 8 g
Magnesiumsulfat 3.2 g
Natriumchlorid 0.5 g
Calciumcarbonat 1 g
für die Vitamine und Spurenelmente: 2 Tabletten A-Z Tabletten mit 21 Vitaminen und Spurenelemente.
Sind die Massen so in Ordnung? Ich denke die errechneten 150 g Ammoniumsulfat sind etwas zu viel. Und eher dafür geeignet Hefe zu vermehren als eine Zuckermaische herzustellen. Oder?

RE: Zuckermaische, Einfluss von Nitrat

Feingeist am 12.06.2017 12:31:21 | Region: Diaspora
Hallo Chemiestudent,

warum nicht mal wieder das Thema "optimale Nährstoffversorgung während der alkoholischen Gärung" aufgreifen. Schick wäre es, mal etwas wiss. Literatur zusammenzutragen, die verfügbar und allgemein zugänglich ist. Es ist ja seit mehr als hundert Jahren schon sooo viel publiziert worden.

Ad1: Ja, Saccharomyces spp. assimilieren nur NH4-, nicht hingegen NH3- und NH2-Ionen als Stickstoffquelle. Dies ist eine der Schlüsselreaktionen bei Assimilationstests in den der Mykologie, um Sacch. auszusortieren. Viele Pflanzendünger sind geeignet, wenn sie Ammonium(-sulfat) enthalten.

Ad2: Hierzu kann ich leider wenig beitragen, der Einfachheit halber verwende ich eine Sekthefe (Anchor N96) plus einem kommerziellen Nährstoffgemisch.

Ad3: Einige Turbohefen habe ich getestet, für mich am besten funktionierte Alcotec Vodka Star, vergärt willig, schäumt nicht, die Maische sedimentiert gut und ergibt recht neutrale Ergebnisse, allerdings nur 13-14 Vol%. Die 48h-Versionen von Prestige und Alcotec fand ich nicht befriedigend. Prestige 8 kg war ok. Am besten finde ich die die Anchor N96-Kombi, v.a. bei langsamer Gärung bei 16-18 °C, die erreicht mit 1x nachzuckern ~ 16 Vol%. Die original Birdwatcher habe ich auch versucht, da ist halt die Ausbeute wg. der Bäckerhefe gering. Mehrfach habe ich die modifizierte Birdwatcher mit (Flüssig-)dünger usw. getestet, sowohl mit der Anchor, als auch mit weiterkultivierter Alcotec Vodka Star -Hefe. Ich finde, dass das Tomatenmark einen Nebengeschmack, wenn auch nicht unangenehm, hinterlässt.
Eigentlich ist es für mich aber recht egal, da alle Varianten nach zwei Durchläufen durch meine Reflux vergleichbar sauber sind. Auch die Mengen an Vor- und Nachlauf sind nicht merklich unterschiedlich. Da ich mit 100 g Trockenhefe sehr lange auskomme und die Nährstoffkombi sehr preiswert ist (Activit, 200g für ~ 6,20 ?, reicht für 200-400 Liter Maische), habe ich keine weiteren Tests unternommen.

In Deiner neuen Rezeptur schlägst Du eine etwas erhöhte Stickstoffmenge vor, das ist nach neueren Ergebnissen offenbar günstig, um am Ende der Gärung weniger H2S entstehen zu lassen (Böckser). Das Ammoniumsulfat bringt leider viel Schwefel mit, der dann wiederrum die Böcksergefahr verstärken kann. Besser sind nicht schwefelhaltige Aminosäuren und Peptide als Stickstofflieferant.
Allerdings: das synthetische Medium YNB, in der Variante wie oben, ist ein Minimalmedium für Assimilationstests, es fehlen Aminosäuren, v.a. die essentiellen: Histidin, Methionin und Tryptophan. Also entweder (teuer!) zusetzen, oder billig, aber nicht standardisiert z.B. Hefeextrakt und/oder Peptonwasser (~ 0,5%) zugeben.
Ausserdem ist es für eine optimale Gärung vorteilhaft, wenn Schwebstoffe im Medium sind, die mit den Hefezellen Aggregate bilden. Man hält sich eben gern an 'was fest ;-) Daher gärt der Wein besser, wenn noch Trübstoffe enthalten sind. In Deiner mod. Mischung macht das ja das Mehl, damit hat auch "der wo" schon experimentiert, allerdings auch als Vitaminlieferant. Ich finde, wenns nur um Kolloide/Schwebstoffe geht, Stärkemehl (Weizen/Mais) besser geeignet, da geschmacksneutral. Das Tomatenmark im Birdwatcher liefert beides, Schwebstoffe + Aminosäuren, auch die essentiellen.
Gruß!

RE: Zuckermaische, Einfluss von Nitrat

der wo am 12.06.2017 19:14:28 | Region: da wer
Hier für die Mitlesenden nochmal der link zu dem Thread, auf den sich einiges hier bezieht:
http://www.schnapsbrennen.at/diskussion/20141105225333-01.html

Nitrat: Daß Hefe mit Nitratstickstoff Probleme hat, ist mir neu. Daher vielleicht wird DAP und Ammoniumsulfat als Nährsalz genommen, nicht Ammoniumnitrat (1/2 Ammoniumstickstoff, 1/2 Nitratstickstoff). Und daher möchtest du jetzt von Kaliumnitrat weg. Als Alternative Kaliumquelle (und nebenbei Phosphatquelle) hast du Kaliumphosphat aufgetrieben. Ist das leicht zu bekommen? Kaliumcarbonat + DAP wäre vielleicht eine Alternative?
Bei meinem Birdwatches + Dünger bin ich jedenfalls etwa bei 100mg/l Nitratstickstoff, also bei "kleiner negativer Unterschied". 0.3-0.5g/l je von KAS27 (Ammoniumnitrat, 27-0-0) und von Blaudünger (12(5Nit/7Amm)-6-17).

Schwefel: Die Hefe braucht eine Schwefelquelle. In den meisten Düngern ist was drin. Wenn man selber mixt, bietet sich Ammoniumsulfat an. Das wichtigste ist, daß die Hefe moglichst wenig H²S produziert, nicht, daß sie möglichst wenig Schwefel zu Verfügung hat. H²S ist ja der typische Böcksergeruch, und daraus ergeben sich dann auch weitere Probleme mit Sulfiden (DMTS). Vermindert wird das mit ausreichend Nährstoffen und angenehmer Temperatur. Ganz verhindert werden kann es glaub ich nicht, daher behandle ich die Maische mit Kupfer, welches Sulfide bindet. Lustigerweise wird dafür meist Kupfersulfat genommen, das zusätzliche Sulfat scheint also nicht zu stören. Das Problem ist nicht der Schwefel bzw Sulfate, sondern die Bildung von Sulfiden. Kupfercarbonat oder Kupferoxid sind aber sowieso als schwefelfreie Alternativen leicht zu beziehen.

Mehl oder Tomatenmark: Ich fand Tomatenmark neutraler als Weizenvollkornmehl. Andere finden, man schmeckt Tomatenmark...
Mehl schwebt besser. Das halte ich aber eher für einen Nachteil bei der Klärung.

Dünger möchte ich nur ungern aufgeben, weil da die Spurenelemente dabei sind. Dann kann ich Vitamin B-Komplex -Tabletten nehmen, wo keine Spurenelemente dabei sind. Die B-Vitamine sind ja das wichtige für die Hefe, nicht die anderen. Du musst ein Vitamin-Komplettpaket nehmen, um die Spurenelemente zu bekommen. (Falls das am Ende überhaupt viel ausmacht...)

Natriumchlorid wundert mich jetzt etwas. Es heißt immer, Hefe mag kein Natrium. Ist aber wahrscheinlich doch eine Mengenfrage. Genauso wie es immer heißt, Hefe mag kein Vitamin C. Aber in "Rapid Rise Yeast" ist Extra Vitamin C beigegeben, damit der Teig schneller aufgeht...

Also 6.5kg Zucker, insg 30l:
- 6.5kg Zucker
- 300g Tomatenmark oder 170g Weizenvollkornmehl (oder einfach mal nur 1/3 probieren. Ganz verzichten würde ich auf sowas nicht.
- 4 El Calciumcarbonat (Gartenkalk). Löst sich erst auf, wenn der pH fällt. Liegt dann größtenteils im Bodensatz.
- 2 Tl Zitronensäure (oder auch nicht. Macht wahrscheinlich keinen Unterschied)
- 15g KAS27
- 15g Blaudünger
- 3 Vitamin B-Komplex-tabletten (mit möglichst viel Thiamin (heißt es...). Kann aber sein, daß auch 1-2 Tabs reichen)
- 1 Tl Bittersalz (oder auch nicht. Ist im Dünger wahrscheinlich genug drin)
Paar Liter kochendes Wasser drauf, damit alles halbwegs steril ist. Dann mit kaltem Wasser auf 30l. 25-30°C. Sauerstoff reinrühren. Dann 2 Blöcke Frischbackhefe (vorher rehydriert) drauf. Eventuell nach 1h nochmal Luft reinrühren.

Die Vodka Star fand ich auch gut. Auch die TripleStill ist gut, vielleicht besser. Birdwatchers ist mindestens gleichwertig (aber hat halt 2vol% weniger).

Allgemein fand ich alle meine Versuche sehr ähnlich, bisschen mehr hier und bisschen weniger da, das war schon im Raubrand kaum schmeckbar.
Ich glaube nicht, daß sich mit einer perfektionierten Hefenahrung noch viel rausholen lässt. Man wird nicht die Formel finden, wo man dann im Einfachbrand mit der Potstill einen Vodka bekommt. Viel wichtiger ist:
- Nicht zu wenig Hefe. (Fast) alle Probleme lassen sich mit mehr Hefe lösen. Backhefe ist billig.
- pH -Puffer. Deine vorgeschlagene Calciumcarbonatmenge ist dafür nicht geeignet.
- Kupfer gegen H²S. Ich bin mir noch nicht sicher, ob am Anfang zugeben klappt (wäre am hygienischsten). Angeblich nicht oder zumindest erschwert. Minimale Menge reicht (für 30l vielleicht maximal 1/4 Tl irgendeiner Kupferverbindung)
- Klärung: Also zB Kaltstellen und warten (dafür sollte hygienisch gearbeitet worden sein) oder Klärungsmittel.
- Und natürlich Zeit investieren. Mit Potstill drei Brände mit Verdünnen dazwischen. Mit Reflux zwei Brände. Aktivkohlebehandlung und pH Erhöhung zwischen den Bränden.

RE: Zuckermaische, Einfluss von Nitrat

Der Chemiestudent am 15.06.2017 14:30:13 | Region: Europa
@Feingeist
Als Hefe verwende ich auch meistens Sekthefen mit hoher Alkoholtoleranz. Zum Teil auch Kaltgärhefen.

Stimmt du hast recht, die Aminosäuren einzeln zuzugeben ist aus finanzieller Sicht keine Alternative. Von dem Activit habe ich das Datenblatt gelesen, hört sich sehr gut an. Kannst du Stichworte zum googeln deiner Quelle liefern? Ich habe nur welche aus Polen gefunden.

@der wo
Meine Maische mit Kaliumnitrat hatte auch keine merklichen Probleme. Ich hatte das Kaliumnitrat auch hauptsächlich als Stickstoffquelle zugegeben, erst danach habe ich gelesen, dass Nitrat nicht von Saccharomyces verstoffwechselt werden kann.

Die zweite Quelle die schreibt, dass Nitrat Saccharomyces sogar schadet ist nicht wirklich sehr gut. Die Unterschiede sind jeweils nicht groß, aber noch messbar. Bei 1g/L Nitrat ist die Kurve um ca. 5% flacher und nach 150 h nähert es sich dem Wert ohne Nitrat an. Mir ging es eher darum, dass Nitrat nicht verwertet werden kann. Falls der verwendete Dünger nicht nur Stickstoff in Form von Nitrat sondern auch als Ammonium-Ionen besitz, sollte dies kein Problem sein.

Dem ganzen Gedankengang mit verbessertem Hefenährsalz habe ich begonnen, da ich mit Birdwatcher bessere Erfahrungen als mit Turbohefe gemacht habe.

Ich stimme dir zu, dass Klärung sehr wichtig ist. Im Buch wird ja auch empfohlen die Maische eine längere Zeit stehen zu lassen. Nach meiner Meinung und Erfahrung, ist bei Zuckermaische vor allem die damit verbundene Klärung positiv. Ich kläre die Maische immer mit Kieselol und Gelatine. Ich werde als nächstes wie von dir beschrieben noch zusätzlich mit Betonit klären.

Ich brenne auch mehrmals mit Zugabe von Aktivkohle und NaOH.

Kaliumphosphat ist für mich einfach zubekomme. Es ist auch günstig in Düngerqualität als MONOKALIUMPHOSPHAT 52% P, 34% K MKP zubekommen.

RE: Zuckermaische, Einfluss von Nitrat

Feingeist am 16.06.2017 00:11:31 | Region: Diaspora
Hi Chemiestudent,
- Hefe: vorteilhaft bei vielen modernen Reinzuchthefen, dass sie killer-positiv sind; günstig bei Früchten, die unerwünschte wilde Hefen mitbringen, die dadurch absterben. Leider hat meine Anchor-Hefe den kleinen Schöheitsfehler, dass die osmotische Toleranz (110 °Oe) etwas geringer ist als die Alkoholotoleranz (17% vol bei 15 °C). Für eine stressfreie Gärung muss man nachzuckern, um die maximale Ausbeute zu bekommen. Für Apfelwein und andere Fruchweine ist sie aber klasse, hier Gärtemp. ~16 °C bei RT 14-15 °C, Zugabe 5-6 g mit Gärstarter für 30 Liter Speidelfass.

- Aminosäuren: das Konzept von "der wo", viel Hefe 'rein, bringt sowohl den nötigen Anteil an Hefelysat (Aminosäuren, Spurenelemente, Vitamine, Peptide usw), als auch die Zellmembranen ("Heferinde"), da im Hefewürfel lagerungsbedingt locker die Hälfte der Zellen bereits tot sein können, das haben wir mal getestet. Die Zellmembranen spielen dann die Rolle der Kolloide. Ohne essent. Aminosäuren gäbe es null Wachstum, Prinzip wird zur Pilzdifferenzierung mit dem YNB-Medium genutzt. Da ich jedoch Reinzuchthefe benutzen möchte, muss ich Hefezelllysat zufügen. Activit gibt es auch als "Activit o", hier sind nur die organischen Bestandteile drin. Ich würde auf keinen Fall nur ein rein chem. definiertes Medium wie YNB nehmen, das erfüllt nur die minimalen Ansprüche. In der Mykologie wird für die Kultur anspruchsvoller Pilze immer ein Zusatz natürlicher organischer Materialien genommen: Hefezelllysat, Peptonwasser, Kartoffelaufguss, Sojaextrakt, Malzextrakt usw.
- Activit Bezugsquelle: Polen. Guck mal auf "aabratek.pl". Verstehen geht mit dem bing-Übersetzer. Einfach mit dem "alten" Internetexplorer die Seite aufrufen, Rechtsklick --> Übersetzen und Sprache German wählen. Faire Preise, nette Leute. Shop-Besitzerin versteht deutsch, ihr Mann (franzmaster.pl), der Destillen und Braukessel herstellt, kann Englisch. Hier gibt es noch weitere schicke Sachen, sehr gut z.B. Digitalthermometer oder Qualitäts-SPP aus Edelstahl oder Kupfer. Activit ist inzwischen billiger geworden, ~4,70 pro 200 g. Google-Übersetzer ging früher mal, macht jetzt bei mir Zicken. Leider sind die Versandkosten ein Faktor (55 Zloty = 13 ? bis 30 kg DPD), wenn man nur wenig bestellt... Activit nehme ich auch bei Apfelwein; Zugabe nachdem die Gärung schon ein paar Tage läuft, schmeckt dann nach Lagerung viel reiner.

Für die Ammonium-Ionen würde ich zum Teil DAP und z.T. Di-Ammoniumsulfat nehmen. Relationen???. Guck mal in den Fruchweinkeller.

Klärung mach ich meist so wie "der wo" geschrieben hat: kühl + warten. Bei mir macht das Hefegeläger für die benötigten 6-8 Wochen bis zum Abziehen i.d.R. keine Geschmacksprobleme, auch nicht bei Fruchtwein. Sehr selten mal Turboklar, wenn in den abgefüllten Flaschen kein Bodensatz auftreten soll (Liköre) oder wenn sich das Zeug partout nicht spontan klären will.

@ der wo: Das mit dem Kalk finde ich eine gute Idee, einfach, effektiv und es kann wenig schiefgehen. Das versuche ich demnächst mal, hab ich als Hobbygemüsegärtner eh da!
Sauerstoff reinrühren finde ich auch wichtig. Ich hab irgendwo mal eine Publikation gelesen, dass sachtes Belüften im Verlauf der Gärung die Alkoholausbeute (-toleranz) wesentlich verbessert.
Hefen wachsen zwar anaerob/mikroaerophil, mit Sauerstoff haben sie aber weniger Stress und gehen effizientere Stoffwechselwege.
Kupfer würde ich früh zugeben, so wie die Weinmacher. Die Schwefelverbindungen, die später durch weitere Umsetzung entstehen, sind nicht mehr durch Kupfer zu beeinflussen (lvwo-bw.de).
Gruß

RE: Zuckermaische, Einfluss von Nitrat

der wo am 18.06.2017 10:41:35 | Region: da wer
Betonit verwende ich eigentlich nicht. Ich glaube du hast das von Hydroxyethan gelesen.

Auch Erbslöh und Schliessmann verkaufen übrigens Produkte mit Heferinde.

Auf homedistiller gibt es den Begriff "yeast bomb". Das heißt man kocht billige Backhefe zusammen mit anderen Nährstoffen (zB Dünger, Vitaminpillen) kurz auf und gibt das dann der Maische zu. Dann kann man mit einer anderen zB teuren Hefe vergären und bezieht die Nährstoffe aus der billigen.

Bei Wein scheint Kupfer gegen weiter umgesetzte Sulfidverbindungen nicht zu helfen, oder zumindest nicht schnell genug. Beim Destillieren ist es wahrscheinlich aber anders. Hab ich hier drüber geschrieben:
http://www.schnapsbrennen.at/diskussion/20161117205030-01.html

RE: Zuckermaische, Einfluss von Nitrat

Feingeist am 18.06.2017 19:11:50 | Region: Diaspora
@der wo
Danke für den link. Deinen Beitrag hatte ich natürlich! schon gelesen (mit intellektuellem Vergnügen); hatte die Kupferfrage anders verstanden, im Sinne, wie verhindere ich das Entstehen von Thio-, Mercapto-, Sulfidverbindungen.
Nach meiner Erfahrung bringt Kupfer beim Destillieren eine erhebliche Geschmacksverbesserung. In meiner (Edelstahl-)Destille fülle ich die erste Sektion, ca. 40 cm, der Säule mit Kupfer-SPP. Die verfärben sich rasch von metallisch blank zu braunschwarz. Nach etwa 5-10 Durchläufen lässt die Leistung nach, deutlich schmeckbar. Dann reduziere ich den Belag in einem Bad, zuerst einige Stunden in verdünnt. HCl (hier riechts schlecht), dann anschließend in 5% Zitronensäure (wird grün), bis metallisch blank. Dann funktioniert alles wieder.
Hefeextrakt: ich habe in einem meiner alten Lehrbücher gestöbert. Hier wird Trockenhefe empfohlen: 250 g + 1 Liter Aqua dest, 15 min. kochen. Viel besser finde ich die Autolysevariante: Suspension in Aqua dest. auf pH ~6 einstellen (mit Essigsäure), für 8-24 Stunden unter Rühren inkubieren bei 50 °C, dann bleiben hitzelabile Dinge erhalten, z.B. Folsäure, Vit. B1, B6, B12... Aber der Aufwand! Nix für mich.
Gruß!

RE: Zuckermaische, Einfluss von Nitrat

der wo am 19.06.2017 11:40:04 | Region: da wer
Was ist der Gedanke dahinter, daß du zuerst HCl und dann Zitronensäure nimmst? Also was lässt das HCl übrig, was die Zitronensäure dann noch richten muss? Bzw. Zitronensäure allein würde nicht reichen?

Ich köchel die Packung (beides, Kupfer und Edelstahl) immer zuerst in Soda und dann in Zitronensäure. Soda und das Köcheln entfernt Gerüche, Zitronensäure macht das Kupfer wieder blank und entfernt den Sodaschleier.

RE: Zuckermaische, Einfluss von Nitrat

Feingeist am 19.06.2017 21:41:36 | Region: Diaspora
Hallo,
sorry Chemiestudent, das ist etwas abseits von Deinem Thema, hoffe es stört nicht???

Früher habe ich die Reinigung mit Spülmaschinenreiniger, abspülen, anschließend Zitronensäure gemacht, beides erwärmt.

Das Vorgehen beruht auf einem älteren Thread, Beitrag von Sergey Fährlich: http://www.schnapsbrennen.at/diskussion/20150117090437-01-03.html#20150117090437-01-03. Erschien mir plausibel (bin kein Chemiker) und funktioniert auch.

Das gesamte Procedere kann bei Raumtemp. ablaufen. Die Kupferoberfläche wird m.M. weniger rauh als in warmer Zitronensäure, vermutl. weniger Verlust durch CU-Komplexe. Das Bad in der Zitronensre braucht nur ganz kurz.
Ob es das nach HCL noch braucht? Deine Frage finde ich sehr berechtigt, bin aber nicht Fachmann genug um das zu beantworten. Es wird ja immer von der "Aktivierung" der CU-Oberflächen durch Zitronensre gesprochen. Und Sergey Fährlich schlägt sie ja auch als Folgeschritt vor.
Eine Erklärung könnte sein, dass die "Vorreinigung" durch HCL, welche Kupfer nicht angreift, einen Hauptteil der Reinigung macht, und dann die Zitronensre. nur noch kurz einwirken muss und so die Oberfläche weniger angreift.
Interessant: http://www.brennerei-wissen.de/reinigertest.html, oder http://www.brennerei-wissen.de/brennereireinigung.html, hier wird kalte Zitronensäure betont, ohne Ansage wieso. Ich habe das auch noch irgendwo anders gelesen, weiß aber nicht mehr wo.

Die Edelstahlpackg. entferne ich praktisch nie mehr, ist immer ein Akt, bis alle Kabel, Schläuche und Verschraubungen weg sind. Zur Reinigung löse ich handelsübliches SpüMa-Pulver in heißem Wasser und spüle die Kolonnne wiederholt bis zum Fluten bis einschließlich Kondensator, jeweils einwirken lassen. Die Kupferpackung kriegt das auch ab. Mit dem durchgelaufenen Reiniger wird der Kessel geschrubbt. Dann reichlich Warmwasser hinterher; unten zustopfen und füllen geht leider wg. Lufttaschen nicht. Öl und Gerüche sind dann weg. Kann sein, dass das nur bei meinen Destillatrückständen funktioniert, ich benutze die Kolonne nicht für alle Anwendungen. Berufsbrenner und -brauer nahmen früher gerne NaOH, das ist mir aber für die Reinigung, bei der es ja auch mal spritzen kann, viel zu gefährlich. Soda erscheint mir, wenn auch weniger alkalisch, weitaus vernünftiger.
Gruß

RE: Zuckermaische, Einfluss von Nitrat

Speedy am 04.12.2017 01:44:14 | Region: im Brennkessel
Ist in dem normalen Activit was man auf den Polnischen Seiten findet bereits DAP drin oder nicht?
Scheint ja alles drin zu sein was die Hefe so mag.
Also zusätzlich noch DAP in die Maische oder nicht?


Auf der Herstellerseite steht das DAP enthalten ist, aber leider nirgens Angaben über die Menge der enthaltenen Nährstoffe/Mineralien etc...

RE: Zuckermaische, Einfluss von Nitrat

der wo am 04.12.2017 22:33:08 | Region: da wer
Es gibt zwei verschiedene:

"IOC Activit O" ist nur erhitzte und getrocknete Hefe.
IOC Activit O besteht aus inaktivierten Hefen, ist reich an organisch gebundenem Stickstoff, bioverfügbaren Aminosäuren und Vitamin B1.
IOC Activit O ist frei von anorganischem Stickstoff wie Diammoniumphosphat
30 - 40 g/hl


"IOC Activit ECO" dagegen enthält zusätzlich ua DAP.
IOC Activit Eco besteht inaktivierten Hefen, Diammoniumphosphat, Vitamin B1 und feinster Zellulose als Trägerstoff.
Besonders für die Vergärung nährstoffarmer, stark geklärter (flotierter) Moste geeignet.
40 - 100 g/hl


Keine Ahnung, welches Activit dort verkauft wird.

Die Mengenangaben sind für Wein. Für Zuckerwasser braucht man mehr. Genaue Inhaltsangaben hab ich nicht gefunden. Aber normalerweise für reines Zuckerwasser würde ich so 2-3-fach wie für Wein nehmen.

RE: Zuckermaische, Einfluss von Nitrat

Speedy am 05.12.2017 18:22:54 | Region: im Brennkessel
Ahh da kommen wir der Sache schon näher... ich hatte nur auf der ioc.eu.com Seite geschaut, und diese oben rechts auf Deutsch gestellt.
Wenn man die auf Französich lässt gibt es in den Französichen Datenblättern wesentlich mehr Infos.
Komischerweiße gibt es da kein "Activit ECO", aber drei verschiedene Activit (Activit, Activit O, Activit NAT).

Das normale ohne O und NAT hat auch DAP drin aber leider ohne Mengenangabe.
Dafür aber die Angabe 0,1% Thiamin...
Und dann noch der Satz das man trotzdem mit DAP ergänzen kann bei erheblichen Mangel.
Also bei Zuckermaische dann wohl auf jedenfall.

Auch leicht andere Angaben über die Dosierung im FR PDF, alles irgentwie verwirrend. Ich werde mal beim Händler anfragen welches Activit da verkauft wird.
Aber gehen wir mal von 50g/100L aus dann sind das bei 0,1% Thiamin auf 10L ja 5mg B1.

Ein gesundes mittelmaß für Wein wären denke ich 50g/100L und bei Zuckermaischen wie du sagst 100-150g/100L. Dann sind wir beim Thiamin aber bei Zuckermaische auch schon bei 15mg.
Sollte oder kann man noch DAP und DAS dazu tun, ich denke mal viel ist da nicht drin (DAS garnicht) aber vieleicht reicht es ja auch.
Beim Thiamin kann man ja überdosieren...
Laut Fruchtweinkeller maximal 6mg Thiamin auf 10L.

Ich finde das Activit sehr interessant...
Hab gerade nochmal geschaut und DAP müste bei dem Händler wo ich bestellt habe drin sein, da Ammoniumsalze aufgelistet sind.

"Spezifikationen:
Medium Activit umfasst eine Mischung aus inaktiven Hefezellen, die Zellwände und die Cellulose und Ammoniumsalze,
sowie Aminosäuren, Vitamine (B1, B2, B5, B6, B12 und PP, Cholin, etc.) und Mineralstoffe (zB Mg, Na, K. Ca). "


Schade nur das es nicht lange haltbar sein soll.
Die schreiben man soll es nach dem öffnen schnell aufbrauchen.
Aber wer weiß schon wie lange die Händler Ihre Großpackungen schon liegen haben und damit für den Verkauf in Kleinmengen abfüllen.

RE: Zuckermaische, Einfluss von Nitrat

der wo am 05.12.2017 22:55:12 | Region: da wer
Das NAT hat kein DAP:
ACTIVIT NAT ist ein Gärungsaktivator, der ausschließlich aus inaktiven Hefen besteht. Dieser Nährstoff ist zu 100 % organisch

Das O auch nicht:
AKTIVIT O ist ein Nährstoff, der aus rein organischem Stickstoff besteht und reich an Thiamin ist. Auf Grundlage von inaktivierten Hefen liefert er zudem für Hefen lebenswichtige Mineralien und andere Vitamine.

Das ohne NAT und O aber schon:
ACTIVIT ist ein aus Ammoniumsalzen, inaktivierten Hefen und Thiamin bestehender Aktivator

In einem polnischen shop gibts auch eine 1kg-Version, sehe ich gerade. Da sieht man die Originalverpackung. Es ist wohl das Activit ohne O und NAT, also mit DAP und Thiamin. Also passt es.

Die Hefe nimmt es wie es kommt. Es wird schon klappen mit diesem Produkt. Hauptsache irgendeine Menge DAP (oder anderer mineralischer Stickstoff) ist mit dabei.
Ja, die Haltbarkeit. Entweder ganz trocken lagern oder einfrieren. Vor Verwendung in heißes Wasser rühren, würde etwaige Bakterien abtöten. Ich denke aber, mach dir keinen Kopf.
Du könntest auch selber Hefe erhitzen, Vitamin-B-Pille und DAP oder Dünger dazugeben. Oder nur Vit-B und DAP, das geht auch.

RE: Zuckermaische, Einfluss von Nitrat

Speedy am 06.12.2017 21:20:50 | Region: im Brennkessel
Ich finde es eigentlich ideal für Leute die keinen Blaudünger verwenden möchten, aber trotzdem reichlich Vitamine, Mineralien mit einbringen wollen.

Beim Thiamin werd ich einfach nicht über die von FK empfohlenen 6mg pro 10L gehen.
Bei ner Zuckermaische dann einfach 120g auf 100L vom Activit DAP + DAS dazu und es sollte passen.
Einfrieren klingt gut... Hefe abkochen usw. klingt auch gut aber naja jetzt isses bestellt.

Hab mir mal 400g geordert, dazu noch Calciumcarbonat usw.... Preislich ist das in PL voll in Ordnung :).


Hab gestern nen schönen Testbericht über Hefe Nahrung gefunden.
Interessanter Bericht, kann man mal gelesen haben.
Falls es jemand interessiert einfach bei google nach "welche nahrung braucht die Hefe" suchen.
Erster Beitrag von wbi-bw.de

RE: Zuckermaische, Einfluss von Nitrat

der wo am 07.12.2017 14:26:25 | Region: da wer
Wird schon klappen mit dem Activit. Es ist aber nicht das einzige Produkt aus Hefe, Thiamin und DAP. Nur falls mal einer irgendwann nach diesem Thread meint, unbedingt Activit bestellen zu müssen, welches es aber inzwischen in der EU vielleicht gar nicht mehr gibt.

Die wichtigste Aminosäure (und damit organischer Stickstofflieferant) scheint für die Hefe laut deiner pdf ja das Arginin zu sein. Hefe enthält viel Arginin und andere Aminosäuren, und ist daher ein guter Nährstoff für sich selber. Ich hab es auch schon mal geschrieben, einfach mehr Hefe zu nehmen, ist durchaus eine Methode, um Nährstoffmangel entgegenzuwirken. Solch einfache Organismen sind am besten ernährt mit sich selber plus natürlich einer Energiequelle (Zucker). Ist natürlich aber nur sinnvoll, wenn man billige Hefe verwendet. Arginin gibt es aber auch anderswo, zB Tomatenmark oder Weizenvollkornmehl haben in der Trockenmasse immerhin etwa 1/4 verglichen mit Hefe, Eiweißpulver hat sogar mehr als das doppelte wie Hefe. Die Winzer dürfen aber solche Sachen sowieso nicht verwenden. Für uns dagegen stellt sich nur die Frage der Wirkung und der Geschmacksneutralität. Eiweißpulver wäre geschmacksneutral und extrem reichhaltig an Aminosäuren. Ich weiß aber nicht, ob das jemand schon mal probiert hat. Hefe hat allerdings wesentlich mehr B-Vitamine (daher braucht es ja welche) als Eiweiß.
naehrwertrechner.de nehme ich immer, um so was nachzuschauen.

RE: Zuckermaische, Einfluss von Nitrat

der wo am 08.01.2018 11:34:59 | Region: da wer
Ich bin noch auf etwas gestoßen:

http://scottjanish.com/esters-and-fusel-alcohols/

"The addition of amino acids of valine, leucine, and isoleucine (total nitrogen added = 95 mg/L) was found to strongly increase the production of fusel alcohols (isobutanol, isoamyl alcohol, and amyl alcohol). Specifically, 60-70% of the added leucine and isoleucine were transformed into isoamyl alcohol and amyl alcohol, and the all the valine was transformed into isobutanol."

Also die Hefe baut aus Aminosäuren leider Fuselalkohole.
Ok, da steht nichts von Arginin. Aber zumindest bei natürlichen Quellen von Arginin (Eiweiß, Hefe) sind die im link genannten Aminosäuren immer alle mit dabei. Und mit der immer ein bisschen vorhandenen Essigsäure können daraus zusätzlich höchst geruchsstarke Ester entstehen (zB der Isoamyl-Essigester ist 20 mal intensiver als der Ethanol-Essigester).

Vielleicht bleib ich doch lieber bei mineralischen Stickstoffquellen...

RE: Zuckermaische, Einfluss von Nitrat

Der Chemiestudent am 18.01.2018 00:41:44 | Region: Europa
Danke für die beiden Artikel.

Zu Arginin: Klingt ja ganz interessant. Ist auch als Einzelstoff für einen noch zumutbaren Preis erhältlich.
Nur weiß ich nicht genau zu was Arginin letzendlich abgebaut wird. Falls alle 4 Stickstoffe genutzt werden könnte Fumarat ein Zwischenprodukt. Habe leider gerade keine Zeit dies zu recherieren.

Zu valine, leucine, and isoleucine : Macht Sinn, dass daraus Fuselalkohole entstehen. Sollte vermieden werden.

Aber auch die anderen Angaben in diesem Artikel sind interessant.
So verringert Sauerstoff die Ester Produktion. Also bei neutraler Maische häufiger Mal umrühren.
Niedriger pH-Wert eine Verringerung des Estersanteil bewirkt. Dafür sind ja zwei entgensätzliche Prozesse verantwortlich. Niedriger pH-Wert verringert Fehlgärungen durch erschwerende Bedingungen für andere Mikroorganismen, aber auch katalysiert saurer pH-Wert eine Veresterung.