Fachfragen - Schnaps, ätherische Öle, Essig

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  • Eintrag Nr. 3470

    Christian | Baden, 19.09.2010 14:12:34
    Hallo Herr Schmickl,
    Ich habe vor zwei Jahren eine Brennerrei mit Brennrech geerbt. War natürlich davon total begeistert. Nachdem ich mir dann ihr Buch durchgelesen habe, habe ich doch ein paar Zweifel über die Qualität meines Erbes bekommen.
    Letztes Jahr habe ich einen Kirschschnaps mit herkömmlicher Maische gebrannt. Dieser ist auch ganz gut geworden. Allerdings wollte ich mal einen Schnaps aus hochprozentiger Maische herstellen. Jetzt hab ich mir überlegt da in Deutschland ja die Zugabe von Zucker zur Maische verboten ist könnte ich ja Schnaps mit vergorener herkömmlich Maische mischen bis ich eine 20%ige Maische habe. Sozusagen eine Angesetzten mit Maische.
    Dazu meine Fragen

    1. Ist dies denn überhaupt möglich/sinnvoll.
    2. Wissen Sie ob das in Deutschland auch verboten ist? Werde aufjedenfall nochmal beim Zoll nachfragen, wollte vorher nur mal von einem Experten wissen was er davon hält.

    Die Kirschsaison ist leider schon rum, deswegen werde ich diese Jahr wohl einen Apfelschnaps brennen. Wir haben allerdings nur einen Boskop Baum. Wie ich auf ihrer Seite gelesen habe soll dieser ja sehr wenig Geschmack haben.

    3. Lohnt es sich denn aus Boskop Äpfel einen Schnaps zu brennen?
    4. Könnte ich den Apfelschnaps nächstes Jahr mit einer Kirsch- oder Birnenmaische mischen?

    Ich habe eine Brennerei mit einer doppelwandigen 135l Brennblase mit Wasserbad. Diese ist für meine Verhältnisse viel zu groß. Sie haben geschrieben das man die Brennblase mindestens zu 2/3 füllen soll da sonst das Aroma darunter leidet. Beim Rohbrand habe ich das beim letzten mal gerade so hinbekommen, allerdings beim Feinbrand war die Blase nichtmalmehr zu 1/3 gefüllt.

    5. Sind die Aromaverluste denn sehr groß?
    6. Ist es möglich indem ich z.B einen Metalleimer in die Brennblase stelle diese zu verkleinern?

    vielen Dank
    Christian
    Antwort
    ad 1) Möglich schon, aber nicht wirklich sinnvoll, weil die Aromastoffe nicht nur durch Extraktion, sondern auch durch's gären selbst freigesetzt werden. Herkömmliche Maischen gären viel kürzer. Was Sie jedoch versuchen könnten ist folgendes: einen Teil der Maische einmal brennen, und diesen Rohbrand dann der Maische zugeben. Eventuell bemerken Sie geschmacklich ja einen Unterschied in Vergleich zu einem doppelt Gebrannten, bei dem die gesamte Maische doppelt gebrannt wurde.
    ad 2) Auch das Brennen von hochgradigen Maischen ist nicht verboten, allerdings benötigen Sie dafür ein Verschlussbrennrecht. Das Zugeben von Rohbrand zur Maische ist nicht verboten. Den Rohbrand haben Sie steuerlich ja bereits beglichen und für die Maische fällt die Steuer so an wie gewohnt. Sie sollten dies mit Ihrem zuständigen Zollbeamten jedoch vorher abklären.
    ad 3) Vielleicht verwechsle ich auch was, aber eigentlich ergibt Boskop einen relativ geschmackvollen Apfelbrand, zumindest in Vergleich zu etlichen anderen Apfelsorten. Je saurer ein Apfel, desto weniger Geschmack hat der Brand. Am besten mehlige Äpfel, mit gelbem Fruchtfleisch, verwenden.
    ad 4) Können Sie machen, ich würde jedoch entweder die Maischen mischen, ergibt einen Obstler, oder die Brände. Nicht jedoch Maische und Brand.
    ad 5) Ja, leider. Daher sollten Sie mehrere Rohbrände machen, diese sammeln und dann mit einem einigermaßen vollen Kessel das zweite Mal brennen. Alternative: Feinbrand mit einem kleineren Kessel durchführen.
    ad 6) Gar keine schlechte Idee! ;-)
  • Eintrag Nr. 7

    were | eu, 17.09.2010 19:55:19
    In meinem Keller lagere ich so manches (vormals) gute Tröpfchen.
    Nun habe ich bemerkt, als ich an meine "Schätzchen" gegangen bin, dass einige beginnen einen sherryartigen, überlagerten Geschmack auszubilden. Kann ich diese eventuell noch für die Essigzubereitung verwenden? Oder soll ich sie besser abdestillieren?
    Antwort
    Der sherryartige Geschmack stört nicht, selbstverständlich können Sie daraus auch Essig herstellen! Wenn der Wein sauber, unter Verwendung von Reinzuchthefe, Säureschutz usw. vergoren wurde, kann daraus auch ein hervorragender Essig werden. Sehr detaillierte und für Laien leicht verständliche Anleitungen dazu finden Sie im Buch "Essig herstellen als Hobby".
  • Eintrag Nr. 362

    Michaela Wurzer | Kärnten, 16.09.2010 19:22:06
    "Leo & ich"...eine wunderschöne Lovestory!

    Hallo ihr Lieben,
    ich habe vor 2 Jahren euer Seminar besucht und seit damals ist keine Pflanze vor mir sicher ;-).
    Wir destillieren, bauen an, ernten, sammeln, destillieren...mal super Ergebnis, mal eine Erfahrung mehr.
    Danke ihr habt meine Welt dadurch bunter gemacht.
    Ich habe euer Buch, alle 37 Seiten Nachfragen, wikipedia und Freund google gefragt und keine passende Antwort gefunden, also muß ich euch beide fragen ;-):

    * was ist genau citronellol, geraniol,linalool... das ich kaufen kann,natürlich oder chemisch hergestellt - kann ich damit die Düfte meiner Produkte (Saunaöle, Duftöle..) verstärken...sind meine Produkte dann noch natürlich?
    * Ich möchte mit meinen Ölen - Saunaöle herstellen, eignen sich dafür nur die von euch im Buch angeführten Öle oder sind der Phantasie dabei keine Grenzen gesetzt?
    * saunaöle einer ganz bekannten Firma sind mit unvergälltem Alkohol und Trinkbranntwein gemischt. Ist das o.k. und in welchem Verhältnis sind die gemischt- glaubt ihr?
    * Mit was könnte ich meine Öle strecken, um so ein Duftöl für Duftlampen herzustellen.
    * Gibt es ein Institut in Kärnten, die meine Produkte testen würden.
    * und was heißt "organisch"???
    ihr seht was sich in 2 Jahren an Fragen so zusammensammeln kann
    Ein ganz duftiges Danke erstmal und herzliche Grüße Michaela
    Antwort
    ad 1) Ein ätherisches Öl besteht aus einer Vielzahl verschiedener Substanzen. Die Hauptbestandteile sind naturgemäß bei jeder Pflanze unterschiedlich und oft nach der entsprechenden Pflanze benannt. Citronellol stammt u.a. aus Zitronenöl, Geraniol aus Geranienöl usw. In der Kosmetik- und Pharmaindustrie werden ätherische Öle durch fraktionierte Destillation im Allgemeinen in ihre wichtigsten Bestandteile "zerlegt", da für viele Anwendungen z.B. nur der Duft wichtig ist, jedoch nicht die Wirkung des gesamten Öles. Bei "normalen" Kosmetikprodukten ist eine nachweisbare Wirkung gar nicht erwünscht (auch aus gesetzlichen Gründen). Bei Naturkosmetikprodukten stammen diese Verbindungen tatsächlich aus natürlichen ätherischen Ölen, ansonsten ist es oft wesentlich kostengünstiger diese im Labor synthetisch herzustellen.
    ad 2) Ja, Sie können auch andere Öle verwenden. Probieren Sie neue Öle jedoch in einer geringen Dosierung aus, bevor Sie so viel zugeben wie bei denjenigen, die Sie schon gewohnt sind. Hydrolate eignen sich übrigens auch hervorragend zum Saunaaufguss. Auch hier zum Testen die Hydrolate vorerst verdünnt einsetzen.
    ad 3) Ja, das ist OK, bekommen Sie in der Apotheke als "Weingeist" (Ethanol 96%vol). Das Mischungsverhältnis kennen wir leider auch nicht, schätze jedoch 60 bis 80%.
    ad 4) Entweder die Duftlampe wie gewohnt mit Wasser befüllen und einige Tropfen reines ätherisches Öl zugeben oder in das Wasser eine ca. 80%'ige alkoholische Lösung geben. Wir verwenden auch für die Duftlampe in der Regel nur Hydrolate (meistens unverdünnt), die leeren Hydrolatflaschen waschen wir mit ca. 5 ml Weingeist aus und geben das zum Hydrolat in der Duftlampe. Meist entsteht in der Lampe dann eine weiße Trübung, weil der Ölgehalt des Auswasch-Alkohols doch relativ hoch ist.
    ad 5) Im Amt der Kärntner Landesregierung, Abt. 15 Umwelt (www.ktn.gv.at), sind solche Prüfanstalten sicher bekannt.
    ad 6) Bei Bio-Produkten gibt es den Unterschied zwischen "biologisch-dynamischer Landbau" und "organisch-biologischer Landbau", siehe http://www.uni-giessen.de/cms/kultur/universum/mensch-umwelt/bio-was-ist-das. Weiters ist die englische Übersetzung von "biologisch" "organic".

    danke,
    weiterhin Gutes Gelingen!
  • Eintrag Nr. 3469

    Daniel | Hessen, 16.09.2010 11:27:43
    Hallo Herr Schmickl,
    zunächst einmal ein großes Lob für Ihr Buch. Ich habe selten ein Buch so sehr 'verschlungen' wie das Ihrige. Sogar für Laien sehr schön beschrieben. Einfach ein Genuss !
    Ich habe nun bei meinem "ersten Mal" folgendes Problem:
    Ich habe 10L Williams Birnenmaische (plus ein Liter Wasser) angesetzt. Mit dem Mixer aufwenig einzeln zermatscht so dass es ein sehr schöner Brei wurde.
    Dazu habe ich 20 Gramm Alcotec 48 Turbohefe hinzugegeben und ein Kg Zucker (also etwas weniger als ein Drittel der Gesamtmenge)
    Nach 24 Stunden trat bereits eine heftige Gärung (Gärspund blubberte alle 6-8 Sekunden) ein.
    Die Raumtemperatur war konstant bei 21 Grad Celsius. Nach 36 Stunden hörte die Gärung plötzlich auf und ich habe den herrlich riechenden Brei (oben Fruchtkuchen und unten sehr viel Flüssigkeit) erneut vermischt und mit einem weiteren Kg Zucker versetzt und umgerührt. Zudem habe ich nochmals 10Gramm Turbohefe hinzugefügt. Auch danach wieder für 36 Stunden heftige Gärung. Doch danach war dann wieder Schluss. Ich habe dann abermals versucht mit Hefe und noch einem halben Kg Zucker versucht die Gärung wieder in Gang zubringen, jedoch ohne Erfolg. Die Maische riecht immernoch sehr gut, schmeckt aber im Gegensatz zu vorher etwas bitterer - überhaupt nicht mehr süß. Zudem gibt es vereinzelt Kahmhefe auf dem Fruchtkuchen. Die übliche Frage bei solchen Problemen: Ist da noch was zu retten ? Ich habe weder Verflüssiger genommen (die Konsistenz war gut flüssig) noch den PH wert nachgemessen. Kann das der 'große' Fehler gewesen sein?
    Hätte ich direkt noch mehr Zucker hinzugeben müssen? Und wie lange dauert die Gärung in der Regel? Sie schreiben 6-8 Wochen. Blubbert es tatsächlich so lange? Hängt das von der Hefe ab? Ich habe im Buch dazu keine Angaben gefunden (oder vermutlich überlesen)
    Vielen Dank für Ihre Hilfe....
    Antwort
    Danke, freut uns!
    Bei 21°C Umgebungstemperatur ist die Maische ziemlich bald ausgegoren, wie Sie es auch bemerkt haben (Maische schmeckt nicht mehr süß, kein Blubbern mehr im Gärspund). Je wärmer es ist, desto schneller verläuft die Gärung.
    Kahmhefe ist komisch, tritt bei Turbohefe normalerweise nicht auf, dies kann jedoch auch an der Sorte liegen die Sie verwendet haben, es gibt mehrere verschiedene Turbohefen. Birnenmaische ist für Kahmhefe leider sehr anfällig, weil der pH ohne Säureschutz viel zu hoch ist. Beim nächsten Mal sollten Sie daher z.B. Biogen M zugeben, um Kahmhefebildung zu vermeiden. Im Gegensatz zum Säureschutz ist Verflüssiger nicht zwingend notwendig, die Maische wird flüssiger, mehr Aromastoffe werden freigesetzt, daher ist der spätere Brand auch geschmacksvoller.
    Es macht keinen Sinn Hefe in eine gärende Maische zu geben, egal ob Trockenhefe (wie die Turbo) oder Flüssighefe. Sobald auch nur eine geringe Konzentration Alkohol vorhanden ist, stirbt die zugegebene Hefe sofort ab, sie hat sich an den Alkohol noch nicht gewöhnt. Abgesehen davon vermehrt sich hefe während der Gärung, daher ist eine nachträgliche Hefezugabe auch gar nicht erforderlich.
    Fazit: nächstes Jahr Säureschutz verwenden und das Fass in einen kühleren Raum stellen. Die jetzt ausgegorene Maische können Sie schon brennen, Sie sollten jedoch auf eine genaue Vorlaufabtrennung achten.
  • Eintrag Nr. 3468

    Klaus | Öst., 15.09.2010 22:30:29
    guten abend
    bei der turbohefe 23% ist aktivkohle mit,zum einrühren,also wird sie schon gleich am anfang beigegeben.
    muß ich vorm destillieren (wegen der kohle) die maische klären?
    Antwort
    Nein, ist nicht notwendig. Nur durch's Kochen werden die von der Kohle gebundenen Substanzen nicht mehr freigesetzt.
  • Eintrag Nr. 6

    Almi | Woher, 15.09.2010 10:06:52
    Habe Ihr Buch gelesen, gefällt mir sehr gut! Nun möchte ich erstmals Essig selbst herstellen. Für die Essiggärung habe ich eine kleine Flache Plastikschüssel, als Ausgangsmaterial für den Essig möchte ich meine Zwetschkenmaische verwenden. Diese gebe ich unfiltriert in das Plastikgefäß. Von meinem Nachbarn habe ich eine Essigmutter bekommen, diese geben ich der Maische zu. Dann wird alles mit einem Tuch abgedeckt. Meine Frage.
    - Muß ich die Zwetschkenmaische vor der Essiggärung filtrieren?
    - Ich verwende ca. 5 Liter Maische mit 7%vol Alkohol. Wieviel Wasser und Essigsäure muß ich zugeben, damit ich das optimale Startverhältnis für die Essiggärung habe und die Kahmhefe somit unterdrücke?
    Vielen Dank im vorraus,
    Almi
    Antwort
    Wie im Essig-Buch beschrieben, sollte die Maische vor der Essiggärung unbedingt filtriert werden. Manchmal genügt es auch die Maische lange stehen zu lassen, so dass sie sich klärt, für die Essiggärung die abgezogene Flüssigkeit verwenden.

    Siehe Tabelle auf Seite 72:
    - 1 Liter vom aktiven Essig vom Nachbarn verwenden (nicht die feste Essigmutter, diese ggf. abfiltrieren), Annahme: der Essig ist nahezu ausgegoren, enthält daher 6 % Essigsäure.
    - 140 ml Eisessig
    - 1,7 Liter Zwetschkenmaische
    - 2,2 Liter Wasser

    Ergibt in Summe 5 Liter mit 4 % Essigsäure und 2 %vol Alkohol. Das Ganze ins Wasserbad bei 28°C stellen. Sobald die Essiggärung eingesetzt hat (sollte innerhalb einer Woche erfolgen, sonst war der aktive Essig schon zu alt), den Alkoholgehalt erhöhen, sodass die neue Mischung 4 %vol Alkohol enthält. Ein paar Tage später 0,5 Liter dieses neuen aktiv gärenden Essigs mit 4,5 Liter filtrierter Zwetschkenmaische vermischen. Sobald die Essiggärung der letzten Mischung fast abgeschlossen ist, mit 0,5 Liter davon wieder 4,5 Liter Maische ansetzen usw. Auf diese Weise entsteht keine Kahmhefe, es treten keine Essigälchen auf, genauso wenig wie der (leider häufig auftretende) muffige Geruchsfehler.
  • Eintrag Nr. 3467

    Alcor | Bayern, 14.09.2010 22:04:25
    Sehr geehrter Herr Dr. Schmickl,
    ich habe eine Frage allgemeinerer Natur:
    Beim Brauen von Bier spielt die Hefe eine ungemeine Rolle, u.a. was den Geschmack betrifft. So gibt es unter- und obergärige Biere, je nachdem welche Hefeart verwendet wurde. Wieso spielt die Hefeart einer solchen unter- und obergärigen Hefe bei der Weinherstellung, bzw. z.b. bei der Herstellung einer Zuckermaische keine Rolle?
    Wenn ich es bisher recht verstanden habe sind alle Weinhefen (bzw. ebenso die Turbohefe) untergäriger Natur. Ist das richtig?
    Vielen Dank im Vorraus für Ihre Antwort!
    Antwort
    Der Geschmacksunterschied beim Bier wird nicht nur durch die Hefen, sondern vorallem auch durch die unterschiedlichen Brautechniken beeinflusst, die sich ergeben, je nach dem ob ober- oder untergärig gebraut wird (z.B. Art und Mengenverhältnisse der Zutaten, Temperatur, Rast- und Lagerdauer usw.).
    Bei Wein ist der Geschmacksunterschied nicht so groß, weil alle Weinhefen gleich gären (richtig, untergärig), d.h. hier ist es möglich alle Gärbedingungen, außer die Hefe, gleich zu lassen. Bei Brennmaischen kommt außerdem noch der Effekt hinzu, dass jeder Brennvorgang gelöste Feststoffe, Farbstoffe sowie andere Substanzen wie z.B. Aroma und Geschmack abtrennt (deswegen schmeckt ein Brand auch NICHT genauso wie die Maische und ist daher auch immer farblos), d.h. wenn durch die Hefe eventuell geringe geschmackliche Unterschiede in der Maische bemerkbar sind, werden diesem im Brand meistens nicht mehr wahrgenommen. Ausnahmen bestätigen hier die Regel. Turbohefe ist wieder ein ganz anderes Thema, siehe Buch und vorhergehende Fachfragen.
  • Eintrag Nr. 3466

    Uwe Specht | Deutschland/Thür., 13.09.2010 21:48:46
    Sehr geehrter Herr Dr. Schmickl
    Bin durch Zufall auf Ihre wunderbare Seite gestoßen. Eigentlich mache ich nur Obst und Beerenwein schon über 25 Jahre. Habe die Tage einen ganzen Tag über Ihre Homepage verbracht. Am Samstag eine kleine Destille gebaut Inhalt 1,5 Liter aber ohne Thermometer da mir keins zur Verfügung stand. Werde mir aber sofort eins Kaufen. Die alten Weine die keiner mehr trinkt haben sich schon lange angesammelt so ungefähr 120 liter. Steigrohr ist wahrscheinlich zu lang 30 cm. Geistrohr 1,5 m mit einen nassen Handtuch gekühlt. Habe den ersten Probelauf weggeschüttet danach nach Gefühl 1 Liter destiliert. Alles hat prima geklappt. Geschmack sehr intensiv nach Obstler Alk Gehalt konnte ich nicht messen habe destilliert bis es nicht mehr gebrannt hat, der Geschmack war dann nicht mehr so Intensiv. In den Liter sind Vor und Nachlauf. Meine Frage: Kann ich die Schadstoffe beim 2. Brand trennen also Vor und Nachlauf und ob ich den 1. Brand verdünnen muß das Steigrohr werde ich bis auf 5 cm reduzieren und darauf ein Thermometer anbringen. Angaben über die Temperatur werde ich bestimmt auf den beiden Foren finden. Ich freue mich schon sehr auf ihre Antwort.
    Grüße aus Thüringen
    Fam. Specht
    Antwort
    Prinzipell stimmt es schon was Sie gemacht haben und wenn der verwendete Wein nicht die schlechteste Qualität hatte, werden auch nicht allzu viele Schadstoffe im Destillat enthalten sein. Schließlich entstehen die Vorlaufbestandteile und Methanol durch die Gärung, nicht durch's kochen. Sie würden sie gegebenenfalls also bereits mit dem Wein mitdrinken (--> Kopfweh!).
    Da es für einen qualitativ hochwertigen Brand auf die "Kleinigkeiten" ankommt, würde ich Ihnen empfehlen das Buch "Schnapsbrennen als Hobby" durch zu lesen. Dort finden Sie alle Punkte sehr detailliert und für Laien leicht verständlich erklärt, u.a. auch der Temperaturverlauf. Diese hier zu beschreiben, würde den Rahmen der Fachfrage sprengen.
  • Eintrag Nr. 3465

    schreddel | nrw, 13.09.2010 20:47:12
    hallo,
    habe vor ca.2 jahren eine zucker, wasser, hefe-mischung angesetzt. 14l wasser, 5 hefewürfel und 4 kg zucker. normalerweise ist dieses gemisch nach 6-8 wochen destillierbar. nun zur frage: ein bekannter meint, dieses gemisch wäre ewig haltbar. da irgentwann die reaktion dieser komponenten aufhört (nur luftdicht muß es sein). ich muß sagen, geruchlich riecht es sehr gut.
    lediglich auf dem kunstofffassboden ist ein weißer schleier. die restliche flüssigkeit ist durchsichtig. ist dieses gemisch noch verwendbar oder sollte man es lieber entsorgen? eigentlich wollte ich dieses zusammen mit ca 2l fruchtbrei (aus erdbeerwein) als basis verwenden.
    vorab schonmal vielen dank,
    schreddel
    Antwort
    Unbegrenzt haltbar sicher nicht, wenn Luft dazu kommt, wird irgendwann Essig daraus entstehen (siehe Essig-Buch). Solange Sie das Fass im ausgegorenen Zustand jedoch nicht öffnen, wird dies nicht plötzlich auftreten.
    Der Schleim sind abgestorbene Hefen die zu Boden gesunken sind, ist also normal. Für Ihre Zwecke nur die Flüssigkeit verwenden.
  • Eintrag Nr. 3464

    Almöhi | aus den Bergen, 12.09.2010 21:00:46
    Hallo und Servus Herr Dr. Schmickl,
    noch eine Fachfrage und dann nerve ich die nächsten Monate nicht mehr... (:-) ...

    Wie verhält es sich mit der optimalen Lagerdauer von Destillaten? Ich meine ein nach allen Vorschriften und unter Einhaltung aller optimalen Vorraussetzungen (Früchte, Maischegärung, Destillation, Lagerdauer vor Verdünnung, ect.) erstelltes Destillat, wie ist da die optimale Lagerdauer, um das Aroma reifen zu lassen? Bei Destillaten scheint es ja ähnlich wie bei Wein zu sein. Im Laufe der Lagerung bilden, bzw. bauen sich die Aromen aus, bis zu einem Höhepunkt. Ist dieser überschritten, verflacht das Aroma wieder. Kann man hier eine Faustregel aufstellen, wie lange eine optimale Lagerung bis zum Erreichen des `Olymp` sein sollte? Grüsse, vom Öhi.
    Antwort
    Sie nerven sicher nicht, schließlich sind Ihre Fragen auch nicht im Buch beschrieben ... ;-)
    Gehe davon aus, dass Sie nicht die Holzfasslagerung meinen, das ist ja wieder eine ganz andere Geschichte. Bezüglich optimaler Lagerdauer gehen die Meinungen weit auseinander, einige sehen hier sogar Unterschiede je nach Obstsorte. Wir gehen diesbezüglich ein wenig pragmatisch vor, auch wenn es sicher nicht optimal ist, alles über einen Kamm zu scheren. Wir lagern unsere Destillate fertig verdünnt ca. 2 Jahre lang in Glasgefäßen ca. 2/3 befüllt, bei ca. 16-19°C, mit Kork nicht absolut luftdicht verschlossen. Hat den Vorteil, der Schnaps ist dann bereits "gebrauchsfertig". Erfahrungsgemäß wird nach der Lagerung kaum noch verdünnt, man will nur schnell mal was kosten, das Verdünnen ist einem in der Regel dann zu aufwändig. Auch hier meinen viele, es wäre besser, unverdünnt, auch in Glasgefäßen, zu lagern. Wir haben diesbezüglich jedoch keinen Unterschied bemerkt, außer vielleicht, dass nach dem Verdünnen auch ein gelagerter Schnaps noch einige Woche stehen sollte. Es hat schon seinen Grund, warum man in Österreich zum Verdünnungsvorgang oft "Vermählung" sagt. Und was wäre eine Hochzeit ohne Flitterwochen? ;-)
    Unserer Erfahrung nach werden Brände und auch Geiste immer besser, je länger sie im Keller "vergessen" werden. Es fühlt sich an als wären sie öliger, weicher, obwohl der Alkoholgehalt nicht mehr abgenommen hat.
    Fazit: unserer persönlichen Erfahrung zufolge sollten Destillate zumindest 2-3 Jahre im Keller lagern, länger schadet keinesfalls.

    Anmerkung: vielen dank! herkömmliche-Maischen-Spezialist Arnold Bacher hat diese Frage in der Diskussion ebenfalls beantwortet, siehe Titel "RE: Lagerung von Qualitätsbränden" (ggf. Suchfunktion nutzen). Diese Angaben können für Destillate aus hochgradigen Maischen unverändert übernommen werden. Wie oben bereits erwähnt, gehen wir diesbezüglich ein wenig pragmatischer vor (auch bei uns ist der Schnapsvorrat nicht unendlich...).
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